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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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brieten Forellen aus dem Fluss und aßen sie mit Salz-Alant. Aelis war sehr hungrig und schlang alles herunter.
    Der jüngere Mann biss ein Stück Salz-Alant entzwei und hielt die Hälfte Leshii und Aelis hin. »Wie die Petruspflanze zeigt, ist das Meer nicht mehr weit.«
    »Wir müssen eigentlich nach Osten reisen, Bruder. Ob wir an der Mündung ein Schiff finden?«
    »Wer weiß? Morgen werden wir sehen, was die Nordmänner vom Land übrig gelassen haben. Da draußen in Richtung Küste ist nichts mehr, alle Dorfbewohner sind ins Landesinnere geflohen. Die Schweinehunde wurden im Sommer hier besiegt, aber jeder weiß, dass sie zurückkehren werden. Vielleicht landet ihr als Sklaven auf einem Boot und fahrt nach Westen und Norden, wenn ihr nicht aufpasst. Ich bin nicht sicher, ob überhaupt noch Schiffe nach Osten fahren.«
    Die Worte des Fischers erinnerten Aelis an irgendetwas. Sie hatte das Gefühl, schon einmal eine Gefangene gewesen und auf einem Schiff nach Norden gefahren zu sein. Es war eine sehr lebhafte Erinnerung. Sie sah große dunkle Berge in einem kalten schwarzen Meer, schmeckte den bitteren Nordwind und roch die schmierige Wolle eines Seemantels, hörte das Knarren der Takelage.
    Sie kauerte am Feuer und betastete den Hals. Er war wund, wo sie die Schwertspitze angesetzt hatte. Sie betrachtete die Gesichter der Fischer im Feuerschein. Die Männer kamen ihr wie Geister aus der Unterwelt vor.
    In Loches hatte es eine kleine Kapelle gegeben. Ihr Onkel hatte einen Mann abgestellt, der dort einige biblische Szenen gemalt hatte. Sie hatte sich hingesetzt und zugesehen, wie er die Pigmente und Eier mischte und die Gesichter der Apostel auf den Brettern erscheinen ließ. Jeden Tag hatte Aelis ihm zugeschaut, und schließlich hatte er sie gefragt, ob sie als Modell für das Bildnis der kindlichen Heiligen Agnes von Rom dienen wolle. Er hatte sie draußen im hellen Sommerlicht auf einer Tafel verewigt, auf der er vorher erfolglos versucht hatte, die Heilige Katharina darzustellen. Fasziniert hatte sie beobachtet, wie aus dem Durcheinander von Farben, die er in kleinen Töpfen aufbewahrte, ihr Gesicht entstand. Unterdessen hatte er ihr die Geschichte der Heiligen Agnes erzählt, die sich geweigert hatte, den Sohn des Präfekten zu heiraten, worauf der Präfekt sie zum Tode verurteilt hatte. Das römische Gesetz erlaubte es nicht, eine Jungfrau zu töten, daher hatte er sie nackt durch die Straßen in ein Bordell geschleppt, wo sie vergewaltigt werden sollte. Doch sie hatte gebetet, und an ihrem ganzen Körper waren Haare gewachsen, um die Nacktheit zu verdecken. Jeder Mann, der sie zu vergewaltigen suchte, wurde mit Blindheit geschlagen. Dann errichtete man einen Scheiterhaufen, doch das Holz wollte nicht brennen, und schließlich stach ihr ein Soldat ein Schwert in die Kehle.
    Nach der Vollendung des Bildes war Aelis mit dem Künstler in die Küche gegangen, um zu essen und ihm schöne Augen zu machen. Als sie zurückkehrten, mussten sie sehen, dass an dem klaren Sommertag ein Regenschauer aufgezogen war, der einen Teil des Gemäldes abgewaschen hatte. Nur das Gesicht des Kindes, die Augen der Katharina, blickten noch heraus. Dieses Bild fiel ihr ein, weil ihr nun genau das Gleiche geschah. Die Erinnerungen oder das, was sie für Erinnerungen hielt, wurden so übermächtig, dass die Welt, in der sie wandelte, kaum mehr als ein flüchtiger Eindruck zu sein schien, ein Schimmern der Sonne auf dem Wasser, ein Schatten im Nebel.
    Dann erschien ihr ein anderes Gesicht, nicht mehr die Frau, sondern der Mann, den sie in den Armen gehalten hatte. Sie blickte auf ihn hinab und erkannte ihn – den Raben, das Wesen, das sie verfolgte. Einst hatte sie sich ihm verbunden gefühlt, aber wann war das gewesen? Der Wolfsmann hatte gesagt, sie habe schon einmal gelebt, was überhaupt nicht zu den heiligen Gesetzen passen wollte, obwohl sie doch so deutlich zu spüren glaubte, dass es der Wahrheit entsprach.
    Ein Prediger aus dem Osten hatte in Loches mit dem Leben für die Behauptung bezahlt, die Pistis Sophia sei den Worten Christi an Göttlichkeit ebenbürtig. Aelis hatte ihn vor seiner Festnahme reden hören. Nur eines, was er gesagt hatte, war in ihrem Gedächtnis haften geblieben: »Und die Jünger sprachen: ›Erkläre uns, wie sie aus dem unsichtbaren Reich herabkamen, aus der unsterblichen Welt in jene, die stirbt.‹«
    Seine Hinrichtung hatte viele Diener erzürnt, denn sie sagten mit Recht, an der Tafel des Grafen

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