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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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er sich. Er stand auf und rannte so schnell er konnte zum Kloster zurück.
    Aelis blickte ihm nach, dieser albernen kleinen Gestalt, die zweifellos auch jetzt noch, an diesen fremden Gestaden, dem Profit hinterherlief. Er tat ihr leid, aber auf eine eigenartige Weise war sie auch erleichtert. Bisher hatte sie sich auf andere verlassen, die ihr geholfen hatten. Jetzt war sie auf sich selbst gestellt. Sie kehrte dem Strand den Rücken. Die Umgebung verschwamm vor ihren Augen, alles war grau in grau, die Trennlinie zwischen Wasser und Luft war nicht auszumachen, als führe das Schiff durch Wolken und nicht über das Meer. Das seltsame Gefühl war wieder da. So war sie schon einmal gereist. Sie sah sich selbst in einer anderen Zeit auf einem anderen Boot, umgeben von dem gleichen fahlen Schein.
    Einmal, so dachte sie, hatte sie das Leben aufgegeben, war von einem solchen Schiff gesprungen und hatte darum gebetet zu sterben. Sie erinnerte sich an die hereinbrechende Kälte und die ungehorsamen Gliedmaßen, die unbedingt schwimmen und ihr nicht erlauben wollten zu ertrinken. Jetzt war ihr, als spielte sie nur eine Geschichte wie ein Puppenspieler auf dem Jahrmarkt, als seien ihre Handlungen nur die Wiederholung früherer Erlebnisse. Unlängst war sie großen Gefahren ausgesetzt gewesen – der Rabe, der Wolfsmann, die Wikinger und sogar die Einheimischen – und hatte nicht mehr darüber nachgedacht, was in ihrem Inneren geschah. Sie konnte auf einmal Norwegisch sprechen. Mehr als ein paar Worte hatte sie früher nie verstanden. Wenn sie versuchte, in dieser Sprache zu denken, kam fast nichts heraus bis auf ein paar Bruchstücke. Ich werde wieder leben, Vali. Als der Gott starb, ging eine starke Magie auf mich über.
    Sie dachte an den Beichtvater. Was war aus ihm geworden? Er war gewiss tot, und sie hatte das Gefühl, dafür verantwortlich zu sein. Das hast du schon einmal getan. Es war nicht ihre Stimme, es klang eher nach einem kleinen Mädchen.
    Tage vergingen, das Schiff zog über das neblige Meer. Als der Dunst verflog, spannte sich ein weiter Himmel über ihnen, auf dem Wolken fuhren wie die Langschiffe auf dem blauen Meer. Dann kam die Dämmerung, die Sonne färbte das Meer golden. In der Nacht wehte ein kräftiger Wind, und der Mond ging groß und hell auf. Unten glitzerte das Wasser wie der Rücken eines Drachen. Die Schiffe hielten nicht an, sondern eilten weiter, als flögen sie auf einem Mondstrahl über einen dunklen Abgrund.
    Von einem der anderen Schiffe drang ein gedämpfter Ruf herüber.
    »Was ist los?«, fragte Giuki.
    »Langschiffe vor einer Landzunge. Da ist ein Kloster.«
    Giuki schüttelte den Kopf. »Dieses Gerippe wurde schon vor Jahren ausgeräumt. Die sollen nur dort ihre Zeit verschwenden. Wir fahren weiter.«
    »Wir könnten ihre Boote nehmen.«
    »Oder wir landen auf einer Sandbank und stecken fest. Wir haben unsere Beute und unseren Gast, viel mehr als das können wir sowieso nicht mitschleppen. Lasst uns nach Birka fahren und die Piraten vergessen.«
    »Das ist Grettirs Schiff, ich würde es überall erkennen.«
    »Ah, jetzt bin ich in Versuchung. Ich hasse diesen Schweinehund«, sagte Giuki.
    Am Strand ertönte ein Geräusch, ein schreckliches, durchdringendes Heulen. Ein anderer Ruf, weiter entfernt und anscheinend in der Nähe des Klosters, antwortete dem ersten.
    Aelis blickte über das Wasser. Von einem Boot auf dem Strand schien ein Licht auszugehen. Sie spürte Kälte und kleine scharfe Stiche auf der Haut. Das Gefühl kannte sie. Hagel. Die Symbole in ihr, die mit ihr sprachen und ihre Namen flüsterten – Pferd, Fackel, Rentier – , regten sich, spuckten, flackerten und blökten. Aelis sagte ein einziges Wort in der norwegischen Sprache: »Blutsverwandter.« Was in ihr auch erwachte, es hatte dort am Strand seinen Gegenpart entdeckt.
    Sie blickte zu den Wikingern, die das Ufer beobachteten. Niemand erwähnte das schimmernde, bewegliche Ding bei den auf den Sand gezogenen Langschiffen. War sie denn die Einzige, die es erkennen konnte? Diese silberne Wolke, dieses Ding, das sich bewegte und im fahlen Licht leuchtete wie herabgefallene Blätter aus der Blüte des Mondes? Sie sprach den Namen aus: »Hagaz.« Dort am Strand manifestierte sich eine Rune, so viel wusste sie. Sie war nicht die Einzige, die diese Symbole in sich trug.
    Wieder zerriss das Heulen die Dunkelheit. Aelis betrachtete die Gesichter der Nordmänner. Ihnen war nichts aufgefallen, niemand sonst auf dem Schiff

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