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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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schien es zu hören.
    Giuki überlegte einen Augenblick. »Wenn wir näher heranfahren, können wir ihre Boote schnappen, solange sie noch am Strand unterwegs sind, und aufs Wasser schleppen, ehe sie es bemerken. Und selbst wenn sie uns bemerken, für die Boote bekommen wir einen guten Preis. Ein Drakkar und zwei fette Knorre, Männer!« Er wandte sich an Aelis. »Du hast uns Glück gebracht. Wir wollen hoffen, dass es sich bis Ladoga hält. Los, Leute, öffnet die Seefässer und nehmt die Waffen heraus.«

50
    Eine Begegnung mit dem Tod
    L eshii war erleichtert, dass das Maultier noch dort graste, wo er es zurückgelassen hatte. Es dauerte nicht lange, das Tier einzufangen und ins Kloster zurückzukehren. Dabei fühlte er sich verletzlich, er war einsam und fror. Bis auf die Knochen war er durchnässt. Ein frischer Seewind wehte, die Wolken zogen als niedrige, wallende Masse vorbei und machten jede Hoffnung auf etwas Sonnenschein zunichte.
    Ja, er würde in den Osten gehen. Er hatte ein Tier, das ihn tragen konnte. Das Maultier würde es sich gewiss gefallen lassen, sobald es sich an ihn gewöhnt hatte. Das war gut – aber auch das einzig Gute. Auf der anderen Seite gab es zwischen ihm und der Heimat riesige Wälder voller Räuber, er hatte nichts zu essen und besaß nur ein kleines Messer. Außerdem wusste er nicht einmal, wie man ihn aufnehmen würde, wenn er zurückkehrte. Nein, er musste dort sogar damit rechnen, dass man ihn auspeitschte und verhungern ließ.
    Trotzdem, er hatte keine Wahl. Im Kloster konnte er nicht bleiben, er musste verschwinden. Er war in Versuchung, ein wenig von dem Holz, das die Wikinger zurückgelassen hatten, zu zerschlagen und ein Feuer zu entfachen. Dann fiel ihm ein, dass er kein Feuer machen konnte. Der Feuerstein fuhr mit der Edelfrau nach Osten. Natürlich hatte er schon gesehen, wie jemand mit einem Bogendrill Feuer gemacht hatte, aber er hatte es nie selbst gelernt. In Ladoga galt dies als recht primitiv. Ein Mann von einem gewissen Ansehen, selbst ein Händler, der etwas auf sich hielt, benutzte natürlich einen Feuerstein.
    Im Kloster musste es doch irgendetwas geben, das seine Reise bequemer gestalten konnte. Er fand allerdings nur den Wolfspelz, der mit Dreck verkrustet noch dort lag, wo die Wikinger neben dem toten Chakhlyk darübergetrampelt waren. Die Krieger hatten den Wolfsmann nicht beerdigt, sondern ihn einfach liegen lassen, wo sie ihn getötet hatten.
    Leshii untersuchte den Toten. Er war verstümmelt, das Gesicht geschwollen und schwarz angelaufen, weil sie ihn immer wieder getreten hatten. Nur die Hände waren unversehrt. Leshii nahm eine seiner Hände und hielt sie fest. Die Nägel waren unnatürlich dick und scharf, die Finger mit einer Art schwarzer Tinte verschmutzt. Er fragte sich, ob dies der Grund für das starke Wachstum der Nägel war. Er drehte die Hand herum und betrachtete die vernarbten Finger, die Falten an den Gelenken, die Linien in der Handfläche. Ob die Wahrsager recht hatten? Stand sein Tod hier an einem fremden Ufer in der Hand des Wolfsmannes geschrieben? Doch die Hand hatte keine Zukunft, nur eine Vergangenheit, wie man am Blut unter den Nägeln, den seltsamen Flecken und der dunklen Haut erkannte, die für ein Leben sprach, das sich vor allem im Freien abgespielt hatte.
    Leshii betrachtete seine eigene Hand. Die Linien verhießen ihm angeblich Reichtum, ein langes Leben und viele Geliebte. Was zwei dieser drei Punkte anging, so war Leshii überrascht, dass er an den entsprechenden Stellen überhaupt Linien hatte.
    Er betrachtete die kleinen Wirbel auf den Fingern des Wolfsmannes. Einige waren abgerieben oder im Laufe der Jahre unter Schwielen verschwunden. So eng hatte er seit vielen Jahren mit niemandem zusammengelebt. Er dachte an seine schon lange verstorbene Mutter, die in der Erinnerung nicht mehr war als ein rosafarbenes Gesicht und ein Schock schwarzer Haare. Abgesehen davon hatte es Huren gegeben. Zahlreiche als junger Mann, weniger in den letzten Jahren.
    Doch er hatte sich noch nie hingesetzt und die einzigartigen Linien, die Narben und Spuren, die Falten und Adern in der Hand eines anderen Menschen betrachtet. Auf seinen Karawanenzügen nach Süden und Osten, gen Miklagard und Särkland, war kein Raum für eine große Familie, die große Liebe und Zärtlichkeiten geblieben. Er konnte nicht einmal behaupten, dass er Sehnsucht verspürte und etwas vermisste. Er war nur neugierig, wie es hätte sein können. Die Nähe zu

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