Claw Trilogy 01 - Fenrir
lebte nur noch der junge Bursche. Er weinte und duckte sich vor Hugin.
»Was soll das? Skakki ist tot, der Ehre ist Genüge getan!« Ofaeti hob fassungslos die Hände.
Hugin deutete auf den Jungen. »Auch er muss sterben.«
»Deine Magie?«
»Die Götter.«
Ofaeti wandte sich an den Jungen. »Dann kann man nichts machen, mein Sohn. Du musst wohl gegen ihn kämpfen.«
»Er wird mich töten, genau wie alle anderen!«
»Glaube mir, für einen Mann, der gegen ihn kämpft, sind die Tore Wallhalls weit geöffnet. Auf die eine oder andere Weise musst du sowieso sterben, also steh auf und wehre dich. Stirb nicht heulend, sonst fährst du in die Hölle.« Er drückte dem Burschen eine Axt in die Hand.
»Hilf mir gegen ihn, sonst tötet er auch dich.«
»Ich reise seit vielen Tagen mit ihm, und er hatte reichlich Gelegenheit, mich zu töten, wenn er es gewollt hätte. Und selbst wenn es anders wäre, er hat mir nichts getan, also warum sollte ich ihm etwas tun? Die Frage ist, ob du gegen ihn kämpfst, oder ob ich gegen ihn kämpfe. Du musst mir schon verzeihen, dass ich mich für dich entscheide. Nun mach schon, nimm all deinen Mut zusammen.«
Zuerst zögerte der Bursche, aber dann fand er tatsächlich seinen Mut und ließ einen Überkopfschlag gegen Hugin los, der herantrat und den Hieb mit dem Krummschwert abfing. Dabei schnitt er dem Burschen beide Hände am Handgelenk ab. Hugin fing die Streitaxt auf, drehte sie herum und traf den Burschen von hinten. Die Schneide drang tief in den Hals ein, und der Mann brach zusammen.
Hugin betrachtete den jungen Krieger, den er gerade getötet hatte.
»Bist du ein Geist?«, fragte Ofaeti.
»Nein, es war ein Zauber.«
»Schöner Trick. Nur gut, dass wir deinen Leichnam an Bord behalten haben.«
»Verheißt es nicht schlechtes Wetter, wenn man einen Hexer ins Meer wirft? Selbst wenn er tot ist?«
»So ist es. Und danke deinen Göttern, dass die Männer der gleichen Ansicht waren. Wie ich sehe, hat ein Sklave überlebt.«
Der bleiche rothaarige Mann war bei dem Maultier. Er war immer noch an den Bauernjungen gefesselt, den ein Speer glatt durchbohrt hatte. Der Rothaarige sagte nichts. Hugin betrachtete ihn, brachte ihn aber nicht mit dem Gott in Verbindung, der ihn heimgesucht hatte.
»Wohlan«, sagte Ofaeti, »jetzt gibt es keine Sklaven mehr. Befreie ihn, und dann wollen wir sehen, ob wir das Schiff segeln können.«
Leshii war überzeugt, dass ihm der Tritt des Maultiers das Bein gebrochen hatte. Er schluckte die Schmerzen runter und reichte Ofaeti sein Messer, der es nahm, um den Sklaven zu befreien. Der Mann stand auf, anscheinend hatte ihm die lange Gefangenschaft nichts ausgemacht.
»Bist du ein Seemann, Freund?«, fragte Ofaeti.
»So gut wie kaum ein anderer«, erwiderte der bleiche Mann.
»Dann hilf mir, das Segel in Ordnung zu bringen. Hugin, Händler, ihr helft auch. Anschließend werfen wir die Toten über Bord. Die Kerle haben schon lebendig gestunken, und im Tod wird das nicht besser.«
Der bleiche Mann hatte nicht gelogen und erwies sich als geschickter Matrose. Das Segel war rasch gesetzt, auch wenn der Händler nicht viel beisteuern konnte. Sein Bein war tatsächlich gebrochen, und er konnte nicht stehen.
»Mein Volk kennt einen Windzauber«, erklärte der bleiche Mann. »Wohin wollt ihr fahren?«
»Nach Aldeigjuborg!«
Der Mann hob ein Stück Seil auf, das einen seltsamen, komplizierten Knoten hatte. Er löste den Knoten und schüttelte das Seil in Richtung des Segels. Sofort blähte es sich unter einem kräftigen Wind, und das Schiff beschleunigte mit einem Ruck.
»Wir hätten dich eher freilassen sollen.« Ofaeti eilte nach hinten, um die Ruderpinne zu besetzen. »Ich sehe schon, wir werden gute Freunde.«
Der bleiche Mann lächelte. »Ich bin sicher, dass du mir jeden Dienst, den ich dir leiste, vergelten wirst.«
71
Der Tisch der Teufel
D ieses Mal geschah es schneller. Vorher war der Wolf aus ihm herausgeschlichen, jetzt brach er wütend hervor. Der Hunger war unwiderstehlich. Jehan stöhnte und kreischte, als die geschundenen Muskeln zuckten und sich bewegten. Die Gliedmaßen knackten und knirschten, als er sich auf dem kalten Deck wand.
Er wusste, was er brauchte und tun würde. Ja, er war schwach, denn die menschlichen Gedanken steckten unter dem Eis fest. Nur der Hunger des Wolfs, derselbe Hunger, der ihn vom Sterben abhielt, beherrschte jetzt sein Denken.
Langsam wand er sich, bis er gegen ein Hindernis prallte. Es gehörte nicht
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