Claw Trilogy 01 - Fenrir
wollten.«
»Vielleicht seid ihr auch müde geworden, wolltet zu Trank und Weib zurückkehren und dachtet, ihr könntet mich mit einem Brosamen abspeisen, um mich bei Laune zu halten.«
Niemand sagte etwas. Jehan hörte den König schnauben. Dann ertönte ein Geräusch, das klang, als riebe Metall über Holz. Ein Becher oder eine Schale auf einem Tisch? Ein Schwert?
»Hat sie der Rabe geschnappt?«
»Soweit ich weiß, nicht, Herr. Er hat einen anderen Gestaltwandler erschossen, aber ich glaube nicht, dass er sie hat.«
»Er macht sich eben nicht gern die Federn nass«, warf Ofaeti ein.
Fastarr schnaufte entnervt. Der Mönch erkannte, wie gereizt der Anführer darüber war, dass der Mann sich nicht zurückhalten konnte.
»Einen weiteren Gestaltwandler?«
»Ja, Herr. Einen Wolfsmann.«
»Woher ist er gekommen? Könnte er der Wolf aus der Prophezeiung sein?«
»Das weiß ich nicht, Herr. Auf jeden Fall ist er tot.«
»Dann war es nicht jener Wolf. Hat seitdem jemand den Raben gesehen?«
»Ich nehme an, er ist wieder bei seiner Schwester im Wald, falls sie nicht gestorben ist.«
»In diesem Fall dürfte er sie jetzt besteigen«, meinte Ofaeti.
»Halt den Mund, Ofaeti«, sagte Fastarr.
Der König lachte trocken. »Fastarr, du bist wohl nicht scharf darauf, der Krähe den Hals durchzuschneiden, was?«
»Ich hätte es in der Stadt getan, wenn er sich nicht so schnell bewegt hätte, Herr.«
»Wirklich? Ich meinte es nicht ernst. Er ist mir ein nützlicher Verbündeter. Wir sind nur unterschiedlicher Meinung, auf welchem Weg wir voranschreiten sollen, das ist alles.«
»Das ist mir zu hoch, Herr.«
»Gut.«
Der Beichtvater hörte Schritte, die sich näherten. »Ist das der Gott?«, fragte Siegfried.
»Ja, Herr.«
»Der verkrüppelte Heilige. Das ist kein Gott, Fastarr. Du solltest ihm schon den richtigen Namen geben. Aber du verrichtest Gottes Werke, nicht wahr, Priester?«
Jehan schwieg.
»Weißt du eigentlich, dass du berühmt bist? Eure Bewaffneten rufen deinen Namen, wenn sie Feuer und Steine auf meine Schiffe werfen. Ist er stumm? Ist seine Zunge so verwachsen wie sein Leib? Beherrscht er unsere Sprache?«
»Ich denke, er kann reden«, meinte Ofaeti. »In ihrem Tempel hat er was gesagt.«
»Was denn?«
»Dass er kein Gott sei.«
»Dann sind wir immerhin in diesem Punkt einer Meinung. Wie bist du seiner habhaft geworden, Fastarr?«
»Er war bei dem Mädchen im Tempel.«
»Demnach hast du sie in deiner Gewalt gehabt und entkommen lassen?«
»Der Wolfsmann hat sie geholt, Herr. Er ist ein Hexer. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich habe ein gutes Schwert zerbrochen, als ich nach ihm schlug, und die Burschen hier haben ihm ein paar Speere in den Pelz gejagt.«
Jehan bezweifelte es. Die Nordmänner hatten nichts dergleichen gesagt, und etwas so Außergewöhnliches hätte gewiss aufgeregte Bemerkungen nach sich gezogen.
»Der Rabe hat ihn allerdings erledigt.«
»Mit verzauberten Pfeilen, Herr. Die kann man nur mit der Magie abwehren, und der Rabe ist ein bekannter Zauberer.«
»Erstaunlich. Was ist nun aus dem Mädchen geworden?«
»Sie ist am Südufer aus einem Fenster gesprungen und in den Wald gelaufen. Dort haben wir sie verloren.«
Jehan hörte jemanden schnaufen und aufgebracht hin und her laufen.
»Der einzige Grund, warum ich euch Horda in meinem Lager dulde, ist die Tatsache, dass ihr angeblich große Helden seid. Mächtige Kämpfer. Und dann verliert ihr im Dunkeln ein Mädchen.«
Füße scharrten.
»Wohin ist das Mädchen gelaufen, Priester? Gibt es am Südufer einen Ort, zu dem sie gegangen sein könnte?«
Der Beichtvater schwieg.
»Wir sind nicht die Einzigen, die sie suchen. Wenn ich sie fasse, wird sie überleben. Wenn die anderen sie schnappen, braucht sie die ganze Hilfe deines Gottes, wenn nicht noch mehr.«
Er spürte den Atem des Herrschers im Gesicht. Der König hatte sich über ihn gebeugt.
»Unser Rabe will sie haben. Er ist kein zartfühlender Mann. Er wird sie fressen, wahrscheinlich sogar bei lebendigem Leib. Wenn du ihr das ersparen willst, dann hilf uns, sie zu finden.«
Nun endlich meldete sich Jehan zu Wort. »Warum willst du sie haben?«
»Also kann er reden. Beantworte meine Frage: Wo ist sie?«
»Ich wusste nicht einmal, dass jemand sie verschleppt hat. Mein Wissen über das Hinterland ist begrenzt. Wie du mir leicht ansehen kannst, gehört es nicht zu meinen Gewohnheiten, durch die Felder zu wandern.«
Die Stimme näherte sich seinem Ohr.
»Du
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