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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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unterdrücken, die sie heimsuchten.
    Der Wolfsmann war ein guter Mann, der für eine gute Sache wirkte, so viel konnte sie spüren. Er war wild, unergründlich und seltsam, aber nicht feindselig. Wenn sie ihn betrachtete, sah sie weite Ebenen, Täler, Flüsse und Wälder und spürte eine Sehnsucht, aber auch eine Festigkeit. Sie wusste, er würde sie nicht enttäuschen.
    »Komm schon«, drängte Leshii. »Wir wollen wenigstens aus der Nähe der Häuser verschwinden. Wer weiß schon, was geschieht, wenn diese Bauern auf einmal beschließen, sich für den Tod ihres Verwandten zu rächen.«
    Aelis ließ sich von Leshii in den Sattel helfen. Die Rippen taten schrecklich weh. Der Wolfsmann stieg auf das zweite Pferd, und der Händler führte das Maultier. Sie orientierten sich am Polarstern und wandten sich nach Norden. Aelis wusste nicht recht, wie es weitergehen sollte. Die Kräfte, die gegen sie wirkten, schienen überwältigend. Sie wollte nach Melun, musste aber befürchten, dass sie dort, umgeben von Menschen, die der Hexer sich gefügig machen konnte, besonders leicht zu treffen wäre. Über die nassen Felder kamen sie nur langsam voran. Endlich erreichten sie freies Land und einen Wald. Als sie eine Lichtung überquerten, hörten sie hinter sich ferne Schreie. Gepeinigte, ängstliche Rufe aus der Richtung, aus der sie gekommen waren. Sie drehte sich um und blickte zurück.
    »Denk nicht darüber nach«, beruhigte sie der Wolfsmann und lenkte das Pferd neben ihres. Sie erkannte, dass er das Reiten nicht gewöhnt war und von Glück reden konnte, dass er einen gut ausgebildeten Wallach hatte. Er schaukelte auf dem Tier hin und her wie ein Stück Fracht und kein Reiter. Sie fragte sich, ob es an seiner Verletzung lag, oder ob er, wie alle aus dem Norden, das Reiten niemals richtig gelernt hatte. »Wir müssen rasch weiter«, sagte er.
    »Was ist denn?«, fragte Aelis.
    »Der Rabe ist nicht leicht zu töten«, erwiderte Sindre, »aber er weiß so wenig wie die Bauern, wohin wir uns gewandt haben. Wenn wir es bis zur Oise schaffen, können wir ein Boot nehmen. Bis dahin dürfen wir nicht schlafen.«
    »Wird er all die Bauern töten?«
    »Er wird einige von ihnen eine Weile verschonen, um das zu erfahren, was er braucht, aber dann wird er auch sie umbringen. Er kann nicht riskieren, dass die Überlebenden zu ihrem Herrn laufen und eine Gruppe Krieger das Land nach ihm und seinen Begleitern absucht.«
    »Er scheint jedem Krieger überlegen zu sein.«
    »Das mag sein, aber was ist, wenn deine Verwandten uns finden? Er will dich töten und ist durch nichts davon abzubringen. Wenn deine Angehörigen dich retten, wird die Sache für ihn schwieriger.«
    »Dann sollten wir zu ihnen gehen.«
    »Das zögert deinen Tod nur hinaus. Du warst bei Freunden, als er dich angegriffen hat. Helgi ist in diesem Fall deine einzige Hoffnung.«
    »Warum will mich dieses Wesen umbringen?«
    »Reite nur weiter. Wir haben keine Zeit zu reden.«
    »Warum will er mich töten? Ich habe das Recht, es zu erfahren.«
    Der Wolfsmann schluckte und wollte liebevoll eine Hand auf ihr Haar legen, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. »Er fürchtet dich. Und jetzt lass uns aufbrechen.«
    »Wir reiten keinen Schritt, solange du mir nicht mehr erzählst. Warum werde ich verfolgt? Warum peinigt man mich so? Wie kann ein Wesen wie jenes vor mir Angst haben?«
    Sindre blickte durch sie durch und stürzte sich schwer auf den Sattelknauf.
    »Weil dir noch etwas anderes folgt. Es war schon immer da und wird immer da sein.«
    »Wer folgt mir?«
    »Träumst du von einem Wolf?«
    Aelis nickte. »Woher weißt du das?«
    »Ich träume auch von ihm.«
    »Sagt er, dass er dich liebt?«
    Der Wolfsmann schwieg, und Aelis erkannte die Furcht in seinen Augen. Er schien auf einmal sehr alt zu sein. Offenbar war er weit gereist, um zu ihr zu gelangen, und die Reise war nicht nur in Meilen zu messen. Als sie ihn anblickte, sah sie den Kreis der Jahreszeiten in ihm – Regen, Sonne und wieder Regen. Noch etwas anderes spürte sie: Sein Leben ging zu Ende. Nicht der Pfeil würde ihn töten, auch nicht der Rabe. Der Tod würde ihn rasch und ohne Vorwarnung ereilen.
    Damals hatte sie in Loches in der Küche gegessen, denn kleine Mädchen durften nicht an der Tafel Platz nehmen, aber das hatte sie auch nicht gewollt. In der großen Halle hatte sich ein Eisenständer in der Größe eines Mannes befunden. An Festtagen hatte eine Kohlenpfanne daran gehangen, um den Raum zu

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