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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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infrage. Er musste bei seinem ursprünglichen Plan bleiben: den Süden erobern und darauf hoffen, dass der Junge Fehler machte. So war er der Gnade des Gottes ausgeliefert und konnte selbst nichts mehr tun.
    Im Januar war ein Wanderer gekommen. Er hatte sich durch einen schrecklichen Schneesturm bis in die Stadt gekämpft und war gebeugt vor Kälte gegangen. Die Einwohner hatten ihn wegen der Lumpen und des Wolfsfells für einen Bettler gehalten und waren erschrocken, weil überhaupt jemand aus diesem Sturm auftauchte.
    Die Wächter hatten ihn erstaunt und mitleidig in die Stadt gelassen. Er war zu einem Feuer gelaufen, das sie hinter dem Torhaus unterhielten, um sich aufzuwärmen. Ein Mann unterrichtete Helgi, weil einsame Reisende zu dieser Jahreszeit eine Seltenheit waren. Niemand konnte durch so ein Unwetter wandern und lebend herauskommen. Helgi wies die druzhina an, in der Halle zu bleiben. Es wäre ein schlimmer Tag, wenn der Prinz des ganzen Ostens einen Leibwächter brauchte, um mit einem durchgefrorenen, wandernden Bettler zu reden. Wenn er ehrlich war, langweilten ihn die Prahlereien der Männer und ihre Trinkspiele, bei denen jeder Fehler beim Klatschen des komplizierten Takts mit einem Schluck aus dem Krug gesühnt werden musste. Helgi hatte die Spiele schon so oft gespielt, dass er keine Fehler mehr machte und manchmal absichtlich falsch klopfte, um sich endlich wieder den Gaumen befeuchten zu können.
    Also ging er hinaus und lief, in den dicken Mantel gehüllt, halb blind durch den Schneesturm.
    Der Mann stand am Feuer, das Schneetreiben hatte seinen Rücken weiß gefärbt, und er sah aus, als sei er selbst aus Eis gemacht. Eine Statue, auf der ein Büschel roter Haare saß. Helgi sagte dem Wächter, er sei ein schlechter Gastgeber und solle dem Besucher etwas zu essen besorgen. Der Reisende lächelte ihn an. In diesem Moment hörte der Schneesturm auf, und der Wind legte sich.
    Helgi blickte nach oben. Es war Abend, kurz nach der Dämmerung, und der Himmel war von einem dunklen, froststarren Purpur, die Sterne Scherben aus Eis, der schmale Mond ein Eiszapfen, der gleich herunterfallen konnte. Ohne den kreischenden Wind senkte sich die gedämpfte Stille des Schnees über die Stadt. Nichts regte sich. Helgi bekam ein seltsames Gefühl. »Ich kenne dich«, sagte er.
    »Und ich kenne dich, mein brennender Prinz, dessen Begierden den Sturm geschmolzen haben.«
    »Was weißt du über meine Begierden?«
    »Das Einzige, was sich darüber zu wissen lohnt.«
    »Und was wäre das?«
    »Dass sie nie erfüllt werden.«
    Helgi stürzte das Blut bis in die Knie, doch er blieb äußerlich gefasst. Er dachte daran, den Mann für dessen Unverschämtheit auf der Stelle niederzustrecken, fühlte sich jedoch seltsam verletzlich. Der unmögliche Wetterumschwung hatte ihn verunsichert, aber das war noch nicht alles. Was störte ihn? Dieser Mann, über den der Feuerschein kroch wie lebendige Schlangen, war halbnackt durch einen Sturm gelaufen, der ein Pferd unter dem Reiter töten konnte.
    »Dann sollte ich mir größere Dinge vornehmen«, erwiderte Helgi. »Wenn ich damit scheitere, bleibt mir immer noch genug.«
    Der Mann lächelte nur. Ein Grinsen, das von uraltem Hunger spricht wie bei einem Wolf, dachte Helgi.
    »Du weißt, was dich töten wird.«
    »Mein Pferd. Darüber freue ich mich. Es bedeutet, dass ich unsterblich bin, denn Helgi besitzt keine Pferde. Wenn er reitet, borgt er sich ein Tier.«
    »Was für ein Schicksal! Der Herr von nichts als einem geborgten Tier sein, die Ländereien durch die Hand des Totengottes entrissen. Möchtest du ihn sehen?«
    »Zeige ihn mir.«
    Der Mann bewegte die Hand, und der Schnee vor dem Torhaus erhob sich vom Boden, wirbelte und strömte, drehte sich und nahm eine feste Form an. Es war eine Szene aus den Sagen. Odin, der einäugige, furchtbare Schreckensherrscher, saß auf seinem gewaltigen achtbeinigen Pferd Sleipnir und stieß einen Schrei aus, während er mit dem Speer einen grässlichen Wolf durchbohrte, der an seinem Schild riss und zerrte. Die Kampfgeräusche hallten durch die Stadt, und Helgi wunderte sich, dass keiner seiner druzhina kam und nach dem Rechten sah.
    Der Speer traf den Wolf, drang in den Körper ein, und das Tier stieß ein grässliches klagendes Heulen aus, ließ jedoch in seinem Angriff nicht nach. Der Schild des Reiters zerbrach, und der Wolf schlug mit den Pfoten nach der Flanke des Pferdes, schnappte nach der Kehle des Mannes und drehte sich wild um

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