Clean Team
mir einfach nicht weiter von Belang, dass ich nach Carson gefahren war, um dort ein blutiges Motelzimmer zu reinigen, und anschließend eine seiner Klientinnen hierher gebracht und mit ihr geschlafen hatte. Ich meine, das Büro wurde nicht verwüstet, während ich weg war, Mann. Warum sollte ich ihn unnötig in Aufregung versetzen und ihm mitteilen, dass ich mit seinen Utensilien den Ort eines Verbrechens gereinigt hatte? Außerdem war der Lieferwagen eindeutig gestohlen worden, während ich im Büro schlief. Es wäre also auch passiert, hätte ich die ganze Nacht hier herumgehangen. Und hätte ich ihm erzählt, dass ich die Nacht hier mit Soledad verbracht hatte, na ja, dann hätte ich ihm wohl oder übel auch den ganzen Rest der Geschichte beichten müssen. Und wie bereits gesagt, das stand in diesem Moment überhaupt nicht zur Debatte.
Also beschönigte ich die Dinge etwas, um allen Beteiligten das Leben leichter zu machen.
Aber ich schweife ab.
- Hör auf, mich zu belügen, Web.
- Ich? Dich belügen? Niemals.
Er nahm die Hände vom Gesicht.
- Bevor du weitersprichst und unsere Freundschaft aufs Spiel setzt, möchte ich dir etwas über moderne Technologie erzählen.
- Äh, okay.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
- Moderne Technologie ist eine höchst erstaunliche Sache.
Sie erlaubt es uns, geradezu wundersame Dinge zu vollbringen. Zum Mond fliegen. Krankheiten heilen. Fernsehen schauen. Und sie gestattet es uns auch, über weite Entfernungen hinweg zu kommunizieren.
Er streckte die Hand nach dem Telefon aus.
- Zum Beispiel unseren Anrufbeantworter aus der Ferne abzufragen.
Er drückte einen Knopf auf dem Apparat.
Hallo, hier, äh, hier ist Soledad Nye. Die Frau aus Malibu. Sie haben heute die Sauerei beseitigt, die mein Dad angerichtet hat. Ich meine, verdammt, das war alles so schrecklich. Sie haben das Haus gereinigt. Jedenfalls, ich versuche, einen Ihrer Angestellten zu erreichen. Web. Ich wollte mit ihm über was reden. Meine Nummer, also, er soll mich auf dem Handy anrufen, meine Nummer ist … Moment.
Hallo? Hallo? Scheiße! Verdammt!
Äh, Web?
Ja, ich bin’s. Oh, verfluchte Scheiße! Jesus.
Alles okay?
Piiiiiiep
- Fickende Hölle!
- Hatten wir das nicht schon?
Po Sin hörte auf, seinen Schreibtisch mit der Faust zu bearbeiten, und funkelte mich an.
- Was war das?
- Nichts.
Er stemmte die Hände auf die Knie und erhob sich.
- Bist du da sicher?
- Ja.
Er kam einen Schritt näher.
- Ich hatte nämlich gerade den Eindruck, dass der Typ, der die ausdrückliche Anweisung hatte, einer gewissen weiblichen Klientin fernzubleiben, und diese entgegen dem Verbot gestern während der Nachtschicht mit hierherbrachte, um Sex mit ihr zu haben, bis er einschlief und mein Lieferwagen geklaut wurde, ich hatte irgendwie den Eindruck, als hätte eben jener Typ versucht, witzig zu sein. Oder lieg ich da falsch? Denn wenn ich nicht falsch liege, würde ich das sehr schlecht aufnehmen.
- Ich …
Das Telefon klingelte und unterbrach meinen Versuch, irgendeine Ausrede hervorzustammeln, die ihn davon abhalten sollte, mir das Rückgrat zu brechen.
Po Sin reckte einen Finger.
- Merk dir den Gedanken.
Meinte er das, was ich gerade sagen wollte, oder die Befürchtung, er werde mir das Rückgrat brechen? Jedenfalls glaubte ich für einen Moment, er könnte tatsächlich meine Gedanken lesen. Was angesichts des Schlafentzugs etc. vielleicht nicht weiter verwunderlich war. Po Sin nahm den Hörer ab.
- Clean Team. Was gibt’s?
Er musterte mich aus zusammengekniffenen Augen.
- Nein, ist er nicht.
Er legte auf und deutete auf das Telefon.
- Weißt du, wozu das nicht bestimmt ist?
- Äh, tut mir leid, aber die Komplexität deiner Frage verwirrt mich etwas.
Er hob einen Finger.
- Haben wir nicht gerade besprochen, was für eine beschissene Idee es ist, in dieser Situation witzig sein zu wollen?
- Klar, haben wir.
- Gut.
Er zeigte erneut aufs Telefon.
- Also, hast du’ne Ahnung, wofür das nicht gedacht ist?
Ich schüttelte den Kopf, in der Annahme, es handle sich um einen von Po Sins rhetorischen Kniffen, mit denen er mir irgendwas verdeutlichen wollte, und die ihm dabei halfen, sich rasch wieder abzuregen. Mit dem ersten Teil dieser Vermutung lag ich richtig.
Er öffnete den Mund und ein kleiner Hurrikan blies mir entgegen.
- Es ist nicht für deine bekackten Privatgespräche
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