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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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Ihnen bisher?
     
    Ich betrachtete die Bettpfanne, die Sauerstoffflasche, den
Rollstuhl, die Pillendosen und die ganzen anderen Requisiten eines langen und qualvollen Todes.
     
    - Ganz okay so weit.
    - Es muss eine sehr ernüchternde Arbeit sein, für so einen jungen Mann wie Sie. Nicht sehr aufregend.
     
    Ich dachte an die letzten achtundvierzig Stunden.
     
    - Hab mich bisher keine Minute gelangweilt, Ma’am.
     
    Sie blickte wieder zu dem Toten.
     
    - Nun, ich nehme an, es ist jedes Mal ein bisschen anders. Wally ist der zweite Ehemann, den ich überlebe. Wir waren nur fünfzehn Jahre verheiratet. Mit meinem ersten waren es dreißig Ehejahre. Er ist auch an Krebs gestorben.
     
    Sie drapierte den Anzug wieder über der Leiche und legte ihm eine Hand auf die Brust.
     
    - Verfluchter Krebs.
    - Danke dafür, Gabe.
     
    Er deutete auf eine Verriegelung neben meiner Hand.
     
    - Drück da.
     
    Ich drückte, das Fahrgestell der Tragebahre klappte ein, und wir ließen den unerwartet leichten Toten herunter.
     
    - Nein, wirklich, ich bin dir zutiefst dankbar. Besonders deine ausgiebige Vorwarnung weiß ich sehr zu schätzen.
    - Anheben.

    Wir hoben die Bahre an und schoben sie ins Heck des Cruisers. Gabe beugte sich hinein und arretierte die Räder.
    Ich lockerte meine Krawatte.
     
    - Andernfalls wäre ich womöglich völlig ahnungslos in diese Situation gestolpert. Hätte völlig unvorbereitet mit einer trauernden Witwe plauschen und einen Anzug für ihren toten Ehemann auswählen müssen. Also wirklich, vielen herzlichen Dank. Ohne deinen Rat und Beistand wäre ich vermutlich völlig aufgeschmissen gewesen.
     
    Er warf die Heckklappe zu.
     
    - Lass uns fahren.
     
    Er umrundete den Wagen und stieg ein.
     
    - Klar doch, lass uns fahren. Aber nur, wenn wir das gleich noch mal machen. Das war so ein Spaß, ich kann’s kaum erwarten, es zu wiederholen.
     
    Er schob den Schlüssel ins Zündschloss.
    Ich klatschte mir beide Hände auf die Wangen.
     
    - So eine erfrischende, lebensbejahende Erfahrung, Mr. Gabe. Sie lässt mich die Dinge in völlig neuem Licht sehen. Jetzt versteh ich erst, wie wunderbar mein Leben ist, und dass ich es in vollen Zügen auskosten muss, bevor es mir durch die Finger rinnt.
     
    Er startete den Wagen.
     
    - Schön das zu hören, Web. Freut mich, dass ich dir behilflich sein konnte.

    Ich ließ die Arme fallen und lehnte mich im Sitz zurück. Ironie hatte offensichtlich keinen Platz in dem merkwürdig lakonischen Universum, in dem Gabe sich bewegte.
     
    - Und was jetzt? Schaffen wir ihn nach Woodlawn?
     
    Er legte einen Gang ein.
     
    - Muss vorher noch kurz was erledigen.
     
    Er warf mir einen Blick zu.
     
    - Keine Sorge, wir müssen ihn nicht selbst begraben.
     
    Der Wagen rollte los.
    Ich spähte über die Schulter zu dem Toten unter dem Leintuch.
     
    - Hätte mich an dem Punkt aber auch nicht mehr gewundert.
    - Liegt Woodlawn nicht westlich von hier?
     
    Statt zu antworten, folgte Gabe dem Olympic Boulevard weiter nach Osten.
     
    - Bitte sag mir, dass wir keine weiteren Leichen einsammeln.
     
    Er deutete in Richtung Heck.
     
    - Hab nur Platz für einen.
     
    Ich fuhr fort, meine Hemdsärmel hochzukrempeln.

    - Gott sei Dank. Ich hab schon befürchtet, ich müsste mich noch mal in das Jackett zwängen.
     
    Gleich hinter dem 3 Day Suit Broker bog er links in die Federal Avenue, ging vom Gas und fuhr ein Stück hinter Lasky Coachworks rechts ran. Ich musterte die Autoläden und einen A-American Self Storage.
     
    - Hübsches Fleckchen. Willst du hier’ne Nutte aufgabeln?
     
    Er schnallte sich ab, griff hinter sich und zog eine rote Spiritusflasche aus der Plastikkiste mit der Campingausrüstung.
     
    - Gib mir den Krug, den wir gekauft haben.
     
    Ich hob eine der Goodwill-Tüten auf meinen Schoß und holte einen verkorkten Steingutkrug heraus, den eine Karikatur betrunkener Hillbillys zierte.
     
    - Handschuhe. Wo sind deine Handschuhe?
     
    Ich bemerkte, dass Gabe sich ein Paar schwarze Lederhandschuhe übergestreift hatte.
     
    - Hab ich nicht gesagt, du sollst Handschuhe mitbringen?
     
     
    - Hinten im Wagen liegt ein Toter.
     
    Gabe füllte den Krug mit Spiritus und reichte mir dann die rote Flasche.
     
    - Halt sie zwischen deinen Beinen.

    Ich klemmte den Spiritus zwischen meine Oberschenkel, und die aufsteigenden Dämpfe krochen mir in die Nase.
     
    - Ein Toter, Gabe. Und ich bin mir ziemlich sicher, du führst irgendwelche höchst illegalen Dinge im Schilde.

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