Clean Team
klingt wie’ne Drehbuchidee. Ne verdammt gute sogar.
Da ich meine frühen prägenden Jahre zu L.L.s Füßen verbracht und ihm und anderen professionellen Filmschaffenden oft beim Austausch von Drehbuchideen gelauscht hatte, konnte ich ihm nicht mal widersprechen.
- Klar, und nach dem Interneterfolg baust du das Ganze zur Fernsehshow aus.
- Fernsehserie, Mann.
- Klar, warum nicht. Auch wenn die Handlung dafür vielleicht
noch ein bisschen mager ist. Aber um das noch mal aufzugreifen, wie bist du an Harris geraten?
- Es finden sich immer Mittel und Wege. Wie der Zufall so spielt.
Vor uns auf dem Freeway an der Kreuzung mit der Gaffey Street geriet der Verkehr vor einer roten Ampel ins Stocken.
- Bitte Klartext, Mann. Du weißt ja, ich bin ein dämliches Arschloch.
- Mann, das kam alles wegen den Tacofressern. Die Einwanderungspolizei hat’ne Razzia in dem Lagerhaus im Norden veranstaltet. La Migra hat die ganzen Hilfsarbeiter einkassiert. Aber da war erst die Hälfte der Mandeln verpackt, und Harris wollte die heiße Ware nicht die ganze Zeit da oben rumstehen haben, bis der Cousin von dem Cousin seines Cousins’ne neue Crew zusammengestellt hatte. Also hat er ihm erklärt, er könnte die zweite Ladung Mandeln und den Truck behalten, als Bezahlung für seine Dienste. Darüber haben sich die beiden dann in die Haare gekriegt. Vielleicht hat Harris den Typen erledigt, vielleicht auch nicht, jedenfalls ist er mit dem beladenen Truck abgezogen. Dummerweise war der Cousin dritten Grades auch der Verbindungsmann zu der Spedition da oben. Der Speditionstyp hatte den Auftrag,’ne Reederei klarzumachen, die Ladung zum Terminal zu verfrachten und durch den Hafen von Oakland zum Käufer zu schmuggeln. Also musste Harris eine andere Schiffsroute finden.
- Und wie der Zufall so spielt , fand er dich.
- Was? Zum Teufel, nein. Er fand Soledads Dad.
Hinter der Ampel führte eine vergitterte Fußgängerbrücke
über die Straße. Manchmal befestigten Kids ihre Transparente daran. Die Klasse von 2008 rockt! Willkommen zuhause, Sgt. Alberto Juarez! Happy Birthday, Tina!
Ich bremste an der roten Ampel und fixierte Jaime.
- Soledads …?
- Ihr Vater, Arschloch.
- Er hat dich mit Harris zusammengebracht?
- Was? Nein. Hörst du nicht zu? Ich hab dir doch gesagt, ich bin im Filmgeschäft. Aber der alte Nye, der war Speditionsprofi. Schiffstransporte und Handel. Westline Spedition und Logistik, Mann. Das war sein Ding. Wenn du was nach Übersee verschiffen wolltest, über die Pazifikroute, hast du ihm’ne Gebühr gezahlt, und er hat alles organisiert, die Frachtpapiere besorgt und notfalls sogar’nen Käufer für das Produkt aufgetan. Den ganzen Scheiß.
- Aber warum? Ich meine, wie sind sie auf ihn gekommen? Warum wenden sie sich an so jemanden, wenn sie geklaute Mandeln schmuggeln wollen?
Die Ampel sprang auf grün. Ich blieb stehen.
- Warum? Arschloch, weil jeder mit halbwegs Durchblick weiß, dass Westin Nye der Mann ist, an den man sich wenden muss, wenn man heiße Ware durch den Hafen von Long Beach schleusen will. Seine Spedition ist so was wie der Highway 101 für Schmuggler in diesem Staat.
Die Fahrer hinter mir hupten.
- Du hast also für ihn gearbeitet?
- Scheiße, nein. Arschloch. Ich mein jetzt ihn, nicht dich. Er war okay, aber er hat mich nie für sich arbeiten lassen.
Keine Chance. Ich bin da erst nach seinem Ableben eingestiegen.
Er drehte sich um, zeigte den Autos hinter uns den Mittelfinger und schaute dann wieder zu mir.
- Das Ganze hat sich nur ergeben, weil Soledad mich gebeten hat, den Job zu übernehmen, nachdem ihr Dad sich die Kugel gegeben hatte.
Ich blickte wieder auf die Straße, nahm den Fuß von der Bremse und rollte unter den Transparenten hindurch. Auf dem größten stand in roter Farbe: Jenny, ich schwör dir, ich tu’s nie wieder!
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Ein Stück die Gaffy runter, unter kreuz und quer gespannten Telefonleitungen, ehemals dekorativen und mittlerweile verdorrten Palmen, hinter einer Ansammlung von Tankstellen, Fast-Food-Lokalen und einem Ono Hawaian BBQ, direkt gegenüber einer Niederlassung des Payless Supershine Carwash, aber noch ein paar Meter vor dem Club 111 im Holiday Inn, deutete Jaime auf den Straßenrand.
- Hier.
Ich parkte direkt vor einem Laden, in dem man laut Reklametafel sowohl seinen Bedarf an Angelködern wie auch an Alkoholika decken konnte, und der sich
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