Clean Team

sie Amerikanerin. Genau wie ich. Trotz meiner halbmexikanischen Abstammung bin ich ein scheißvollwertiger Amerikaner. Und ich kann so lange Tacofresser sagen, wie ich will. Spar dir deinen politisch korrekten Scheißdreck. So was kotzt mich an.
    - Okay, kommt nicht wieder vor.
    - Ganz genau. Noch ein Wort über meine Mom, und ich schlitz dich auf. Scheiße.
     
    Direkt vor einem langen Schornstein, auf dem Welcome to San Pedro stand, beschrieb der Harbor Freeway eine
Kurve nach Westen. Weitere Stahlschornsteine und die Öltanks einer Raffinerie bedeckten einen Hügel, vermutlich ein Treibstoffdepot der Marine. Links öffnete sich der Ausblick auf mehrere Portalkräne, hochbeinige Stahlungetüme, die aus bunten Containerstapeln emporragten. Yongs Legos, erwachsen geworden und von Gebrauchsspuren gezeichnet.
     
     
    - Die Tacofresser und weitere Hilfskräfte gehen ihnen also zur Hand. Aber wozu brauchen sie dann dich? Ich dachte, dein Metier ist die Filmkunst?
    - Kommerzkino, Arschloch. Mein Geschäft sind Blockbuster. Filmkunst ist schwule Scheiße aus Europa oder New York. Mit Filmkunst landest du keinen Kassenknüller, außer du gewinnst’nen Oscar. Beim Kommerzkino dreht sich alles um Kasse. Der andere Scheiß interessiert mich nicht. Aber wie du sicher weißt, finanzieren sich Kinoproduktionen heutzutage aus allen möglichen Quellen. Falls das noch nicht zu dir durchgedrungen ist, das Studiosystem ist total am Ende. Daher sind wir dazu übergegangen, das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen. Überzeugen zum Beispiel’ne Bank, den Großteil der Schuldenlast zu tragen. Holen uns private Investoren für eine Überbrückungsfinanzierung mit an Bord, während wir das Gesamtpaket schnüren. Der ganze Scheiß. Ich vermittle Kontakte, die mir Finanzierungsmöglichkeiten für meine eigenen Filmprojekte eröffnen.
    - Harris will ins Filmgeschäft einsteigen?
    - Nein, Arschloch. Er bezahlt mich dafür, dass ich ihm helfe, seine Mandeln nach Übersee zu verschiffen. Und diese Einnahmen leite ich dann in das Geschäft mit diesen Online-Filmemachern um, mit denen ich in Kontakt stehe. Die Burschen hatten über’ne Woche lang einen der zehn meistgesehenen Clips auf YouTube. Ein Streifen
über’nen Hund, der seine eigene Scheiße frisst. Echt zum Brüllen. Mit null Budget gedreht. Sobald mein Anteil aus dem Mandel-Deal fließt, lenk ich den Geldstrom in meine eigene Produktionsfirma um und sichere mir für die nächsten zehn Jahre den kreativen Output dieser Burschen. Ich zahl den Kids’n paar Tausender, und sie drehen diese Videos von scheißefressenden Viechern. Die verbreite ich dann über’ne eigene Website, die die Nutzer abonnieren müssen.
    - Moment, eine Website ausschließlich über scheißefressende Tiere?
    - Nein, Arschloch, ausschließlich mit witzigen Clips. Scheißefressende Tiere sind nur der erste Anreiz, aber sobald wir damit mehr Kapital angelockt habe, expandiere ich. Diese Kids machen mich reich. Mir gehören die Rechte an allem, was sie von sich geben. Diese kleinen Penner haben keinen Schimmer, wie man’nen Scheißvertrag aushandelt.
     
    Eine vage Ahnung beschlich mich. Und ich konnte mir die Frage nicht verkneifen.
     
    - Jaime, wie alt sind diese Kids ?
    - Keine Ahnung, vielleicht dreizehn. Aber das sind Wahnsinnstalente. Ungeschliffene Diamanten. Glaubst du vielleicht, es ist leicht,’nen Hund dazu zu kriegen, seine eigene Scheiße zu fressen? Mal ganz abgesehen von so was wie’nem Papagei?
    - Sie haben einen Papagei dazu gebracht, seine eigene Scheiße zu fressen?
    - Äh, nein, aber sie arbeiten dran. Jedenfalls haben sie jede Menge total geiles Material über Hunde, die ihre eigene Scheiße fressen. Sie mischen Hundefutter drunter. Das ist ihr Geheimnis.

    Hinter den Containerbergen erstreckte sich die Vincent Thomas Bridge, deren gewaltige gewölbte Konstruktion das Festland mit Terminal Island verbindet.
     
    - So schwer es mir auch fällt, das zuzugeben, Jaime.
    - Was?
    - Vermutlich wirst du ein Vermögen mit scheißefressenden Tieren verdienen.
     
    Er grinste.
     
    - Klar, und das ist nur ein Aspekt.
     
    Wir passierten die Abfahrt zur Brücke und fuhren weiter Richtung San Pedro.
     
    - Ja. Vermutlich. Also, ich hab jetzt kapiert, wie das ganze Ding von der geschäftlichen Seite her funktioniert. Trotzdem ist immer noch nicht ganz klar, wie diese Verbindung zustande gekommen ist. Du weißt schon, Central Valley Agro-Hijacker treffen auf Scheißefressende-Tiere-Unternehmer.
    - Hey,