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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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beiden hier wollen?", fragte Fuzz.
    "Ja. Ich hatte einen gewissen Einfluss auf die Geschichte."
    "Was für einen?", fragte Fuzz misstrauisch.
    "Geduld. Du wirst es bald sehen."
    "Was hast du eben gemacht?"
    "Einen Brief geschrieben."
    "Muss ja ein wichtiger Brief sein. An wen hast du geschrieben?" Shardid schmunzelte über die Neugier des Jungen.
    "An Pikmos Besitzerin", sagte er dann. "Ich habe sie herbestellt und warne sie jetzt, etwas Abstand zu halten, wenn das wahrscheinlich gefährliche Gerangel losgeht. Aber die Vorhersage meint, dass ihre Anwesenheit entscheidend ist." Fuzz hatte bis "Besitzerin" zugehört:
    "Ist das diese Frau, zu der er unbedingt will?"
    "Nein", antwortete Shardid. "Aber sie ist die einzige, über die er es schaffen kann."
    "Hast du gehört, Pikmo? Jetzt haben wir es fast geschafft!" Fuzz hängte sich an Pikmos freien Arm, an dem er aufgeregt zog.
    "Ja", sagte Pikmo. Sein Tonfall dabei war ebenso freudlos wie bei der Identifikation einer Leiche.
    "'i-Jaahh'", äffte Fuzz ihn nach. "Du sollst nicht gähnen, sondern dich freuen! Ich hab' mir den Arsch aufgerissen, euch hierherzuschleifen! Lach gefälligst ein bisschen!"
    "Er wird sich später freuen, keine Sorge", unterbrach ihn Shardid und zog ihn sanft von Pikmo ab. "Ich habe ihn in einen Söldner-Modus versetzt, in dem er einen verringerten emotionalen Spielraum hat." Fuzz ließ sich abpflücken und schaute wieder weit voraus. Er deutete auf den Zickzackhorizont von Berggipfeln, auf den sie zuliefen:
    "Was ist das? Was sind diese Punkte über den Bergen?" Shardid berührte sein Visier.
    "Du hast gute Fernsicht", sagte er. "Das ist ein potenzieller Krieg."
    "Krieg? Hier?"
    "Du hättest ja zumindest die Wahl, wieder zurück durch die Weltenscheide zu gehen."
Fuzz ignorierte das und gestikulierte weiter in Richtung Himmel:
    "Und was ist das, das da aus der anderen Richtung genau auf uns zukommt? Ist das auch der Krieg?"
    "Nein. Das ist unsere Verstärkung."
    "Wozu brauchen wir Verstärkung? Ich und Pikmo und vielleicht du, wir hauen sie alle weg, oder?" Fuzz gab sich alle Mühe, gemein auszusehen. Er sah immerhin hoffnungslos verfilzt und schmutzig aus – ein Anfang. Plötzlich fröstelte er. Der Abendwind trug ihnen eine Bö hinterher, eine mehr gefühlte als echte, eine aus purem, reinen, kalten, blauen Hass. Fuzz drehte sich um und wurde bleich.
    "Oh, Scheiße!"
    "Scheiße, scheiße, scheiße!" Laocoon fluchte lautstark auf seinem Weg aus Kannerda heraus. Im Laufen kramte er einen roten, öligen Batzen aus den Tiefen seiner Robe, den er in seinen Mund steckte. Wenige Schritte, wenige Kauer später liefen rote Striemen seine Venen in Richtung Herz entlang wie Sepsen im Zeitraffer. Sein Schritt verschnellerte sich, wurde zu mehr als einfach menschlichem Rennen. Die monotone Bewegung seiner Füße beschleunigte, bis die Schritte ihren einzelnen Klangumriss komplett verloren und zu einem lauten Brummen verschmolzen. Sein Gewicht schien von ihm abzufallen, er schien zu schweben, er schien sich von kleinsten Halmen und Blättern abzudrücken oder gar von leerer Luft. Der Luftwiderstand machte eine Ausnahme für ihn, ließ ihn diskret durchschlüpfen wie einen geladenen Gast.
    Telemann drehte sich um, zeigte auf die Richtung, aus der sie gekommen waren. Bis Pi sich umgedreht hatte, war bereits ein kleiner Mann zu sehen, und nach einem weiteren Blinzeln blieb ein immer noch nicht sonderlich großer Mann etwa zehn Meter entfernt von ihnen stehen. Pi sprang zu ihm und schnitt ihm den Kopf ab. Das heißt: wenn der alte Mann noch dagewesen wäre, denn schnell wie ein Teleport stand er hinter Pi. Gerade, als er sich über sein gelungenes Manöver freuen wollte, fühlte er schon den kalten Stahl von Pis Klinge, die ihm gefolgt war. Hinter ihm schnaubte ihn ein Drache an. Langsam drehte sich auch Pi zu ihm um:
    "Schön langsam, alter Mann." Er grinste und drückte die Klinge in die Haut, bis die ersten Blutstropfen erschienen. "Was für ein ungewöhnlicher Ort für eine imperiale Uniform."
    "Pi!", schrie ihn der alte Mann an, doch da fiel ihm ein: "Du kennst mich nicht, weil du mich nie gesehen hast." Pi nickte amüsiert. "Aber mein Name ist Kobla von Krul." Pi senkte das Messer in einer Geste des guten Willens um fast einen Fingerbreit.
    "Hier ist mein Siegel!", rief der alte Mann und wütend malte er mit dem Finger seltsame Leuchtspuren in die Luft. Wortlos malte Pi seines dazu. Beide verbanden sich auf augenumkrempelnde Weise zu einem neuen, anderen

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