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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Starre. Wie auf ein Signal öffneten sich die Schleusen der Augen, dicke Tränen rollten ihr aus dem Gesicht. Sie griff nach ihrer Tasche, die sie einfach hinter sich herschliff. Trotzdem musste sie sich einfach noch einmal umdrehen. Ihr Gesicht war vom Heulen verzerrt, doch Pi würdigte sie keines Blickes mehr. Nur Telemann winkte ihr zum Abschied. Er hatte wirklich Mitleid mit dem armen Ding.
    "Was sind wir denn so sentimental auf einmal?", fragte Pi schroff. "Du warst doch völlig dagegen, sie überhaupt mitzunehmen."
    "Tja, die Kleine ist mir über die Zeit einfach ans Herz gewachsen."
    "Mir wäre sie fast an den Schwanz gewachsen", grinste Pi. Er gab Pako Zunder. "Aber jetzt haben wir Großes vor! Sachen zu Ende bringen! Vorsehungen erfüllen! Leute umbringen!"
    "Schön gesprochen", befand der alte Mann aus der zweiten Sitzreihe. Telemann rollte nur mit den Augen.
    Im Kontrollraum der fliegenden Flunder sahen Gramp und Palankin in die bunt aufbereiteten Daten des Tisches in dessen Mitte, die ihre Gesichter merkwürdig beleuchtete. Es gab dort gerade nichts Spannendes zu sehen, die beiden guckten nur, um besser nachdenken zu können.
    "Können wir Laocoon trauen?", fragte Gramp rhetorisch und antwortete: "Nein."
    "Können wir Shardid trauen?", stellte Palankin die rhetorische Gegenfrage, auf die er ebenfalls selbst antwortete: "Nein." Nach einer Grübelpause fragte er:
    "Was, wenn sie sich wirklich an die Gurgel gehen?" Hauptmann Gramp sah sein Gegenüber nachdenklich an.
    "Ich bin so weit, dass mir das ziemlich recht ist."
    "Trotzdem: die Pflicht ruft." Palankin rieb die Hände aneinander, weil ihn das normalerweise wach machte. "Wir treffen die Entscheidungen am besten, wenn die Situationen konkret da sind." Das taktische System markierte einen neuen Punkt, um die beiden darauf aufmerksam zu machen. Die optischen Sensoren hatten auf einer der Ausgangsstraßen Paltbergs ein Fortbewegungsmittel bemerkt, das aussah wie ein gigantischer Hundertfüßler mit Schwellungen auf dem Rücken. Mit einer Geste vergrößerte Palankin das Bild. Gramp erkannte die Konstruktion. Man benutzte sie, um komfortabel durch beliebiges Gelände zu kommen. In den oberen Panzerplatten, den Beulen, konnten je nach Länge ein Dutzend oder mehr Personen sitzen, und die Steuerung war selbst bei Verzicht auf einen Fahrer kinderleicht, weil das Fahrzeug eine beschränkte eigene Intelligenz besaß, der man Richtungsanweisungen wie einem vergleichsweise dummen Chauffeur geben konnte.
    "Wen haben wir denn da?", fragte Palankin mehr sich selbst. "Noch jemand von Shardids Leuten?" Er vergrößerte nochmals. Auf die schwarzen Seiten des Hundertfüßlers war ein weißes Symbol tätowiert. Es war das Familienwappen der Siebenrings.
    "Na super", bemerkte Gramp trocken. "Was wollen die denn jetzt hier?"
    "Der Fellige gehört immerhin ihnen", gab Palankin zu Bedenken.
    "Kein Grund, gleich alles stehen und liegen zu lassen und sich in Lebensgefahr zu begeben. Haben die Leute kein Vertrauen mehr in die imperiale Wache?"
    "Vielleicht hat unser Shardid sie hergerufen." Magnus Palankin kraulte sein Kinn.
    "Wozu? Um mich zu ärgern?"
    "Ich verstehe von seinen Motivationen auch nicht mehr als Sie. Irgendwann kriege ich ihn hoffentlich so in die Finger, dass er mir alles erklären muss – oder zumindest überhaupt etwas." Palankin hielt ersatzweise sein Kinn noch fester. "Der landschaftskorrigierte Bewegungsvektor scheint mir eindeutig; die wollen mit einiger Wahrscheinlichkeit genau dorthin, wo auch wir hinbefohlen sind. Sollen wir sie aufhalten?"
    "Vielleicht machen sie einfach ein Picknick", meinte Gramp. "Und wenn nicht, ist es nicht mein Problem, wenn reiche Leute auf einmal lebensmüde werden."
    Praneh Siebenring starrte. Sie war eine Starrerin von Weltklasse. Ihr Gesicht war beim Starren eine kaum wiedererkennbare Maske, was ihre Tochter Elis schnell so weit entnervte, dass sie das Schweigen durchbrach:
    "Sag doch etwas." Praneh regelte das strafende Lötlicht ihrer Augen etwas herunter und lehnte sich zurück in die weiche Ledercouch des Fahrzeugs. Selbst die Sitzpolster waren körperwarm, beheizt von der Abwärme des halblebendigen Vehikels. Endlich sagte sie etwas:
    "Ich wünschte, du wärst mit 15 schon erwachsener gewesen." Sie seufzte. Ihre Miene wurde wieder weicher, mütterlicher. "Aber was soll das Jammern über längst verschüttete Milch?" Sie setzte sich auf. "Die Situation ist aus deinem Fehler entstanden. Was willst du also jetzt

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