Clemens Gleich
Stärke der Strahlen verschließen musste. Schließlich zog er die Waffe heraus, die im Licht gleißte, als brenne sie. Es geht nach vorne... Er lief los. Nun, zumindest ging es weiter...
Shardid Rooth materialisierte sich inmitten einer Runde von Sehern. Eine Formel umkreiste ihn, bevor sie weiter in die undefinierbare Schwärze über ihnen entschwand. Der Seher vor ihm öffnete mit geschlossenen Augen den Mund:
"Nach diesen paar Unruhen läuft wieder alles wie vorgesehen. Gramp gefällt seine Versetzung an den letzten Bahnhof?"
"Ja", bestätigte Shardid. "Er spricht gelegentlich von Strafversetzung, aber in Wirklichkeit freut er sich über diese Chance." Den Teil der Geschichte, in dem Magnus Palankin dem Hauptmann motivierende Reden gehalten hatte, behielt er für sich. Sollten sie es selber sehen. Oder genauer: Sollten sie sich selber in die Schallkoppler des Palankin'schen Muskelpanzers einklinken.
"Es wird Hauptmann Gramp noch besser gehen, wenn er erstmal dort ist und seine ersten Erfolge verbuchen kann" vorhersagte einer aus der Runde.
"Die Truppen der Waraii sind immer noch in Position", warf ein anderer ein. "General Arma zögert aber immer noch, irgendeine Art von Initiative gegen uns zu ergreifen. Er hat außerdem den vorher verantwortlichen Befehlshaber exekutiert."
"Wir sehen, dass ihre Verbündeten von der anderen Seite ihre Kriegspläne zurückgestellt haben", sagte ein Dritter. "Sie werden sich deshalb sehr wahrscheinlich sehr bald mit den Waraii überwerfen, die allein nur verlieren können. Das sehen sie sogar ohne Seher. Ein Grenzkrieg ist somit vorerst abgewendet. Das Volk ist motiviert, die Grenzen für die Zukunft fester."
"Genau nach Plan", kommentierte Shardid.
"Fast", kam der Einwurf von hinter ihm. "Sie ziehen ihre Truppen nicht völlig ab, sondern konzentrieren sie weiterhin grenznah. Zwar sind die Leute dort jetzt besser vorbereitet als vorher, aber es gibt eine signifikante Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie in den nächsten Jahrzehnten wieder einen Vorstoß in die Genburg-Ebenen wagen. Eine bekannte Schwachstelle unserer Flanke. Kaum jemand lebt dort, weil kaum jemand dort leben möchte."
"Dafür haben wir doch das Mädchen", sagte Shardid. War das nicht ein essenzieller Part dieses Plans gewesen? Das Mädchen dort als Katalysator hinzusetzen? In Palastgesprächen hatte er von ähnlichen Zuführungsprojekten seiner Kollegenstimmen gehört. Sie wäre dort also bald in bester Gesellschaft.
"Wir sehen ihre Zukunft noch nicht mit Sicherheit", gab der Seher vor Shardid zögerlich zu. "Sie treibt gerade von Tag zu Tag, sie versumpft, ihre wichtige Reise wird in der Erinnerung welken. Das Ministerium möchte, dass Sie hier die Wahrscheinlichkeiten noch etwas beeinflussen. Geben Sie ihr den nötigen Stupser."
"Verstanden."
Die Seher verblassten in die plötzlich hervorschwappende Dunkelheit. Shardid verblasste in leere Luft. Einen Lidschlag später erschien er wiederum aus leerer, aber angenehm duftender Luft auf den Terrassen der blühenden Palastgärten. Ein Junge lag dort unter einem Kirschbaum und rauchte hingebungsvoll. Es war Fuzz. Sie nickten beide einen kurzen Gruß. In diesem Paradies oben über der Stadt schienen die Ereignisse der letzten Zeit unmöglich weit weg. Das war also die Kriegsführung im Zeitalter der Vorhersehungen: viel Herumgerenne, viel Reden, wenig tun. Die Seher sagten, das Imperium gewinne seine Kriege auf diese Weise, ohne überhaupt klassische Schlachten auszufechten. Und obwohl Shardid diese Arbeit schon sein gesamtes Arbeitsleben erledigte, fühlte es sich jedes Mal wieder seltsam an. Der Mensch war eben einfach nicht von Grund auf dazu ausgestattet, so viele Spielzüge weit in die Zukunft zu planen. Nachdenklich hob er sein Handgelenk ins Sichtfeld. Eine feine Narbe lief einmal außen um die Schnittstelle herum. Er dachte an Laocoon. Sie hatte auch Vorteile, diese vorhersehende Art der Nichtkriegsführung...
Jianna saß mit ihren sorgengebleichten, aber genesenden Eltern am Frühstückstisch und las die tapo. Sie fühlte sich inmitten der warmen Küche ein kleines bisschen gut in einem großen Raum von "schlecht". Diese Blase galt es so lange wie irgend möglich zu erhalten, und wenn man das Frühstück bis in die Nacht ausdehnen musste. In der Zeitung stand ein exzellent recherchierter, sauber geschriebener Artikel über die Hintergründe der Felligenkrise. Außerdem nutzte der Autor jede Gelegenheit zu einem Seitenhieb auf Geschichten des
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