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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Endorphine, dass ich mir unbesiegbar und unersetzlich vorkomme und als ob das nicht reicht, hänge ich außerdem der Illusion nach, dass meine unverzeihlich kindischen Taten ihre kommenden Konsequenzen wert waren."
    "Wir sollten sowas mal wieder machen", schlug Gramp gut gelaunt vor.
    "Auf die Staatsmacht schießen, die uns beauftragt, deren Befehle verweigern und mit mangelhaft getestetem Material auf dem Schlachtfeld herumalbern, bis es kracht?" Magnus lachte. "Wenn ich je wieder vom Schreibtisch weg darf: Sehr gerne!"

Kapitel 12

Alte Gleise

    Helwers Geschenk ~ Hauptmann vs. Hauptmann ~ Die Seher sind noch immer nicht zufrieden ~ Jianna liest tapo ~ "Mch mms nns ws mm-mm"
    Jianna saß auf dem Bett in ihrem alten Zimmer oben im Haus ihrer Eltern. Es war eine Zuflucht, denn jeder Gast musste zuerst an ihren Eltern vorbei. Staubpartikel tanzten in den Sonnenlichtlanzen des trägen Nachmittags. Ihr gegenüber lümmelte Helwer, der große FAK-Vorsitzende, sah betreten auf seine unwahrscheinlich unästhetischen Schuhe und zupfte sich Flusen vom Pullover.
    "Bist du sicher, dass die dir die Wahrheit gesagt haben?", fragte er zum x-ten Mal. "Ich meine, die sind von der Regierung, denen kann man wohl kaum trauen."
    "Ja, ich bin sicher", gähnte Jianna. "Vor allem, weil es nicht nur 'die' von der Regierung sagen, sondern, weil es Pikmo sagt, und weil ich ihm das glaube, wenn ich sein Verhalten sehe. Die Felligen werden tatsächlich so gemacht, und ... " Sie verstummte. Helwer sah auf von seinen hässlichen Schuhen in ihr verlegenes Gesicht.
    "Und was?", fragte er.
    "Und... und ich glaube, sie sind im Großen und Ganzen recht glücklich. Zumindest glücklicher als die meisten Menschen, die ich kenne."
    "Aber verstehst du nicht die moralischen Implikationen?" Helwer regte sich, setzte sich auf. "Die Felligen sind nicht glücklich, weil es ihnen gut geht, sondern weil sie so gemacht sind, dass sie mit dem zufrieden sind, was wir ihnen geben!"
    "Macht das einen Unterschied?", fragte Jianna müde. "Für sie, meine ich. Macht es einen wirklichen Unterschied, warum sie zufrieden sind?"
    "Ich kann nicht glauben, was du da sagst!" Helwer schlug die Arme überm Kopf zusammen. "Du redest wie diese Sprecher der Biolabors! Natürlich macht es einen Unterschied!"
    "Welchen denn?", fragte Jianna, obwohl sie keine Antwort wollte.
    "Den zwischen richtig und falsch", proklamierte Helwer mit verschränkten Armen. Jianna ließ sich hintenüber flach aufs Bett sinken und legte einen Arm über beide Augen.
    "Mm-hm", machte sie. Für weitere Kommentare fehlte ihr jeder Antrieb.
    "Was wirst du jetzt tun?", fragte Helwer irgendwann.
    "Das frage ich mich auch die ganze Zeit."
    "Wir gehen nachher alle in den Park, ein bisschen über die Zukunft von FAK reden." Helwer wirkte hoffnungsvoll. Jianna versuchte, möglichst gesprächsdemotivierend zu wirken.
    "Wir nehmen ein paar von den Plakaten mit", versuchte es Helwer. "Du weißt schon: die guten, die Milo gemalt hat."
    "Oh, Milo..." Ihr Arm flatschte schlapp vom Gesicht, damit sie die Decke anstarren konnte. Milo. Der Arme...
    "Wir können jetzt nicht einfach aufhören, Jianna!", drängte Helwer zu ihr gelehnt, in der falschen Einschätzung, Jiannas Regungen für Milo galten ihm. Jianna setzte sich wieder auf und sah ihn fest an. Es langte jetzt.
    "Helwer, ich bin wirklich fertig", sagte sie. Ein erschreckter Ausdruck war seine Antwort. "Fertig wie müde, meine ich", verdeutlichte sie und fragte sich, wie sie es wirklich gemeint hatte. "Ich brauche jetzt ein bisschen Ruhe. Schlaf, in einem weichen Bett. Gutes Essen. Meine Familie. Und wenn ich mit jemandem über die Zukunft rede, dann zuerst mal über meine, nicht die von FAK." Sie stand auf. Audienz beendet. "Ich meld' mich die Tage mal bei dir, ja?" Helwer erhob sich und stand dann etwas bedröppelt da. Es machte ihn traurig, wie Jianna ihm entglitt, wie sie FAK entglitt, wie sie so gar kein Interesse für diese Dinge zeigte, die sie früher vereint hatten. Andererseits musste sie in der letzten Zeit eine Menge durchgemacht haben, vielleicht brauchte sie tatsächlich nur etwas Ruhe, um zu sich selbst zurückzufinden. Er drückte sie kurz zum Abschied und ging. In der Tür blieb er nochmal stehen.
    "Ach, ja..." Er fingerte ein kleines Blechdöschen aus seiner Hosentasche, das er ihr reichte. "Fast hätte ich es vergessen. Ich hab' dir was Kleines mitgebracht." Oben auf dem gewölbten Deckel stand "Für Fellige:" Jianna klappte ihn auf. "Freiheit!"

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