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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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stemmte die Hände in die Hüften. "Geister und Medizin und Jangaram und Träume sind dein Gebiet. Du wirst auch wissen, wie man mit den Katzen Musik macht. Ich gehe, mich um den Rest der Pflichten zu kümmern." Damit stolzierte Pizar von dannen.
    "Danke, Lu", ächzte Pi, "soll er sich doch um die Pflicht kümmern, sich den Bauch kraulen zu lassen."
    "Halt den Mund!", fuhr in der Alte an und setzte sich ihm gegenüber. Er war unverkennbar alt, doch sein Alter als solches war unerkennbar. Pi schien es manchmal, als habe der alte Mann schon vor Äonen die Kinder mit seiner üblichen mürrischen Gleichgültigkeit betrachtet. In der Hierarchie des Stammes von Krul hatte Lu eine Menge zu sagen, machte von diesem Privileg allerdings selten Gebrauch. Er bevorzugte beredtes Schweigen, vielsagende Blicke und in Extremfällen ein paar "Mmm". Diesmal ließ es sich jedoch kaum vermeiden, geradezu inflationär mit Worten um sich zu werfen.
    "Du bist immer unzufrieden...", fing Lu an, wurde aber sofort von Pi unterbrochen:
    "Habe ich mich je irgendwie beschwert?"
    "Du sollst den Mund halten!", fuhr Lu ihn an. "Ich will dich nicht anmeckern wie ein Waschweib, obwohl du das verdient hättest, ich will dir deine armselige Existenz erklären. Also hör gefälligst zu!" Pi lehnte sich mit einem gelangweilten Ausdruck zurück, stützte sich auf den Ellenbogen ab und beobachtete das Hüttendach. Lu präparierte seinerseits mit aller Zeit der Welt eine neue Pfeife.
    "Du bist immer unzufrieden", schmatzte Lu, "weil du so gemacht bist. Du bist zwar eine Missgeburt, aber man hat es dir tief eingemeißelt, welche Frau dich als einzige glücklich machen kann. Deshalb hast du auch ein Problem mit Frauen."
    "Ich habe kein Problem mit Frauen", sagte Pi mit fester Stimme. "Ich habe tausend Frauen gehabt, gar kein Problem."
    "Ich bin nicht einer von deinen Spielkameraden. Ich weiß fast ebensogut wie du, was in dir vorgeht und im Gegensatz zu dir kenne ich auch die Warums. Du musst hier nichts beweisen, nichts repräsentieren, nichts beschönigen oder beschwichtigen. Du musst nur zuhören."
    "Ja, ja..." Pi kramte in seinen langen, hellen Lederhosen, holte ein Pfeifchen hervor und zündete sich ebenfalls eine an. Das hier konnte wahrscheinlich länger dauern. Der Alte nickte wie zur Bestätigung.
    "Selbst wenn du wirklich tausend Frauen hast irgendwann oder meinetwegen zehntausend wird jede dieses Gefühl der Abscheu, diese tiefe Verzweiflung hervorrufen. Und du sehnst dich die ganze Zeit nach etwas, das du nicht fassen, nicht begreifen kannst. Beziehungsweise jemand."
    "Ja, ich sehne mich nach dem Herrn Tod."
    "...den du ebenfalls nicht zu fassen kriegst."
    "Oh, gut, reibs mir richtig rein, alter Mann!", rief Pi erregt. "Zu weibisch-weinerlich zum Leben, zu dumm zum Sterben, vielen Dank!"
    "Aber gern doch." Lu nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife. Er blies ein paar Kringel. "Es gibt Erlösung für dich. Nur deshalb bist du überhaupt hier. Nur deshalb hast du so gut kämpfen gelernt und nur deshalb kennst du so viele Tricks."
    "Ich habe hart dafür gearbeitet, das zu können", verteidigte sich Pi. Lu schnaubte:
    "Glaubst du, jemand hätte dir auch nur irgendetwas beigebracht, wenn ich es nicht so befohlen hätte? Du bist ein guter Kämpfer geworden, damit du deine Vorsehung erfüllen kannst."
    "Die da wäre?", fragte Pi unmotiviert. Er hielt nicht viel von Vorsehungen. Lu malte mit dem Finger im dünnen Rauch des Feuers. Die durchscheinende Gestalt einer jungen Frau mit schlickartig herunterhängenden Haaren und Schlupflidern erschien darin. Sie erhielt Gesellschaft von einem kräftig gebauten Mann mit deutlichem Bauch und einem ebenso akzentuierten Schnurrbart. Er trug eine Uniform und hantierte mit einem Gewehr, das seine Körperlänge deutlich überstieg.
    "Die Seher sagen, dein Schicksal ist es, diese Personen zu töten", erzählte Lu im Plauderton.
    "Ich sehe ein paar ziemliche Zaunpfosten", sagte Pi. "Die könnte doch jeder töten."
    "Stimmt, stimmt." Lu nickte. "Nur: Nicht jeder kann sie finden, nicht jeder kann sie sehen. Was du in diesem Rauch siehst, ist nicht dasselbe, was ich dort sehe, ist nicht dasselbe, was ein Dritter sähe."
    "Wenn's weiter nichts ist!", rief Pi. "Ich beschreibe mal für ein Suchbild: Also, da ist so eine Frau, ja? Sie hat Haare wie..." Lu unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste:
    "Nein. Du wirst die beiden finden, denn dich können sie niemals ganz abschütteln. Sie können bis in die Unterwelt flüchten,

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