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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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gähnend erwachte – ein Linkertierchen. Die Redaktion benutzte diese Wunderwerke moderner Kommunikationstechnik, um die per Äthermaschine gesammelten Bilder und Texte der Reporter zentral zu sammeln und allen an der Produktion beteiligten Fachkräften zugänglich zu machen. Das Tägliche Echo war in technischer Hinsicht führend und gab enorme Summen für die wahrscheinlich effizienteste Zeitungsproduktion des Kontinents aus, um damit maximale Banalität zu produzieren – ein ungemein erfolgreiches Geschäftsmodell.
    Salvin wusste genau, dass er, sobald endlich jemand verlässlich funktionierende, zivile Fernübertragung für Gedankenfängerinhalte bezahlbar gemacht hatte, überhaupt nicht mehr ins Büro kommen würde. Sein Linker blinkte ihn an, als Aufforderung, sich zu authentifizieren. Der Journalist legte seine Hand auf eine durchsichtige Erhebung des Linkers, bewegte seine Lippen stumm und genoss dann den Komfort, Worte aus seinem Kopf direkt ans Lektorat weiterzugeben. Der Artikel schrieb sich praktisch von selbst, es war das Zeug, auf das er lange gewartet hatte, von dem er also ohnehin schon wusste, wie er es ausformulieren wollte. Der Linker blinkte sanft und schob Salvins Sätze in den Satz.
    "Felliger außer Kontrolle: Was uns das Ministerium verschweigt", stand am nächsten Morgen auf dem Titelblatt des Echos. Shardid schmunzelte. Es war an der Zeit, der Sache ein bisschen Schwung zu geben...
    Selbstverständlich lag im Hauptquartier von FAK (ein Wohnzimmer) eine Kopie des Täglichen Echos. Selbstverständlich saßen die fünf hartgesottensten Mitglieder mit ernsten Mienen und noch ernsteren Strickpullis in einer Sondersitzung darum herum. Als Vorsitzender fungierte Helwer Armenbrod, 37 Jahre alt. Helwer kam ursprünglich aus der Studentenbewegung, die damals für bessere Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse sorgen wollte – Arbeitsbedingungen, die letztendlich weder die Arbeitgeber noch die Arbeitnehmer interessierten oder gar wollten. Unbeeindruckt von solchen Misserfolgen interessierte er sich später für Bioethik, ein Gebiet, das es seinen Aussagen zufolge gar nicht gab, bevor er sich damit beschäftigte. Mit dem Advent des Felligenphänomens stand Helwer somit ein fruchtbares Terrain zur Verfügung, das er um der Menschheit und der Felligheit willen einfach beackern musste. In seinen Träumen ist jeder Mann der wichtigste Mensch der Welt. Armenbrod hatte FAK nach einem rotweinseligen Abend zusammen mit seiner damaligen Freundin gegründet, die jedoch mittlerweile kein aktives Mitglied mehr war, sondern sich mit ihrem neuen Freund lieber für strengere Jagdgesetze stark machte. Er fand andere Mitglieder. Helwer hatte ein schmales Gesicht, das immer so aussah, als würde ihn gerade vor irgendwas ekeln. Seine dünnen Haare gingen ihm langsam aus, also versuchte er, sie wie viele seiner Leidensgenossen so zu kämmen, dass es vielleicht weniger auffällt, sicherlich jedoch peinlicher ist. Selbst heute noch kleidete er sich so schlecht wie ein Student, was zum Teil daran lag, dass er sich nicht mehr leisten konnte, hauptsächlich jedoch daran, dass er schlichtweg keinen Geschmack hatte. Heute trug er ein weinrotes Hemd und eine ausgewaschene Hose zu zerlatschten Sandalen und einer wie üblich weinerlichen Stimme:
    "Also, wir sind uns sicher, dass unsere Jianna diesen Felligen unterstützt", näselte er und warf einen seiner Meinung nach dramatischen Blick in die Runde. "Aber was können wir von hier aus tun, um sie zu unterstützen gegen die staatliche Übermacht?"
    "Könnten wir nicht versuchen, mit der imperialen Wache nochmal zu reden?", fragte ein pubertierender junger Mann. "Ich meine: nicht, dass sie ihr 'nen Arm brechen oder so." Alle sahen ihn an. Jason Sechter war erst vierzehn, also noch kein Bürger, sondern Schüler und in sämtlichen Orientierungsphasen, die ein Mensch so durchmachen kann: ideologisch, sexuell, politisch, emotional, wirtschaftlich, ethisch und überhaupt. Was ihn zu FAK brachte. Die ganze Idee mit der Sklavenrasse fand er scheiße. Der Rest der Truppe ließ ihn immer wieder spüren, dass sie ihn für nicht sonderlich helle hielten, obwohl er wiederum fand, dass der Rest der Truppe mental selbst nicht gerade auf Bioingenieur-Niveau operierte. Er hatte immerhin das Herz am rechten Fleck, wenn er auch nicht genau wusste, welcher das war. Nervös strich Jason seine dunkelblonden Haare zurück, die büschelweise in alle Himmelsrichtungen abstanden, weil das gerade Mode war

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