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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Reporter einfach mit. Er holte sich bei einem Essensstand einen gebratenen Gecko und trottete missmutig die gepflasterten Straßen entlang, auf der Suche nach der Volksmeinung, an deren Bildung er glücklicherweise maßgeblich beteiligt war. Schon an seinem ersten Wegpunkt – Jianna Briegs geschlossenem Laden – hatte er Glück: Ein paar unordentlich aussehende Aktivisten saßen dort mit einem Schild: "Der Aufstand hat begonnen!" Großartig! Salvins Laune besserte sich schlagartig. Er fasste sich an die Schläfe, um einige Standbilder über seine Augen aufzunehmen. Das Echo investierte großzügig Geld in seine Reporter, stattete alle festen Mitarbeiter mit Äthermaschinen zur Aufzeichnung von Bild und Ton aus. Auf einem der Bilder sah er etwas Bemerkenswertes im Hintergrund: Eine Stimme des Ministeriums mit stachelig-strohblonden Haaren führte einen ziemlich dreckigen Bettler am Arm. Salvins Instinkte fuhren hoch, genauso wie sein Adrenalin. Er ließ die Aktivisten links liegen und näherte sich den beiden, Bilder machend. "Pikmos Liebe darf nicht öffentlich werden", sagte die Stimme des Ministeriums zum Bettler, bevor sie ihm eine Art Amulett an die Brust heftete und sich beide leise raschelnd in Luft auflösten. Ein wacher, offener Geist fragt sich bei solchen Vorkommnissen schnell nach Gründen. Zum Beispiel: Wieso spricht ein hoher imperialer Beamter diese Art Information derart fahrlässig in die Öffentlichkeit? Ja, warum redet er überhaupt erst mit diesem Obdachlosen? Salvin Huntgeburth hingegen fragte sich gar nichts, sondern hatte seinen Kopf vielmehr schon voll, begann bereits damit, seine große Geschichte auszuformulieren, während er sich grinsend auf den Weg in die Redaktion machte. Ein Felliger in unerlaubter Liebe! Noch ein Bild dazu, ein bisschen Moral daruntermischen und großzügig mit Meinung abschmecken – fertig. Für eventuell irgendwann auftauchende pikante Details war ja später immer noch Zeit. Schmuddelgeschichten gingen immer.
    Zooom ganz weit hinaus, bis auf eine der Terrassen des imperialen Palastes in der Stadtmitte Romalas. Shardid stand dort und beobachtete durch die Mechanismen seines Visiers mit einem selbstzufriedenen Lächeln den Reporter, seinen vor Formulierungen überblubbernden Kopf. Dann drehte er sich um zu seinem Gast, dem Obdachlosen. Er hatte ihn bewirten lassen, ihm saubere Kleider gegeben und ihn unter einen Kirschbaum gesetzt, wo er zitternd ein kaltes Getränk mit einem Schirmchen darin umrührte. Sein bisheriges Leben bestand aus einer nahezu lückenlosen Kette schlechter Erfahrungen, daher wartete er auf die schlimmen Dinge, die kommen mussten. Er zuckte zusammen, als Shardid in die Hände klatschte:
    "Wenn du dann aufgetrunken hast, wollen wir mal mit der Datenextraktion beginnen. Ich habe einen Verbrecher zu fangen und dazu interessiert mich auch, woher er kommt. Es gibt Hinweise im Rauschen, dass er dahin zurückkehren wird." Der Bettler heuchelte vorsichtshalber Verständnis: "Aha."
    Auf weiter Flur, inmitten der grasigen Steppe, blieb Pi stehen. Am liebsten wäre er für immer stehengeblieben. Auf seine himmelhohen Höhenflüge von vorher folgte gerade ein tiefer Blues. Das schlimmste war jedoch, dass sich seine Erinnerung mit eisblauer Klarheit zurückgemeldet hatte, und das Erste, was sie ihm auftischte, war die Identität des dicken Mannes. Das war nicht irgendein Wächter. Das war eines seiner verdammten Hauptziele. Er hatte ihn irgendwie angegriffen, aber er hatte alle irgendwie angegriffen. Es war völlig unklar, ob der Dicke tot war. Die Erinnerung an seine unvorstellbare Blödheit zerriss ihm fast die Hirnrinde. Realität. Er hasste die Realität. Seine malträtierten Arme schmerzten trotz optisch perfekter Heilung und zu allem Überfluss hatte sich auch die Spur von Pikmo, der er bis hier so unbeirrbar gefolgt war, ansatzlos in Luft aufgelöst. Fhhh... Das Leben war wertlos, so machte es doch keinen Spaß. Ziellos zufällig lief er im Zickzack durchs Gras, bis der Abend dämmerte. Er konnte sich nicht mehr an die Vision erinnern, die er zu Beginn seiner Peilung auf Pikmo erlebt hatte, was ihn noch mehr belastete als das Vielleichtüberleben des dicken Mannes. Es gab darin eine profunde Erkenntnis über sich selbst, eine Schlüsselinformation über sich selbst als Wesen, deren Entgleiten ihn wahnsinnig machte. Er rupfte Blumen aus und trat nach den großen Steinen, die eine göttliche Hand oder eine unfassbare Laune der Natur hier ins Gras

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