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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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haben wir wirklich nicht. Wir haben nur den Standard, und auch den benutzen wir eigentlich nie. Die Männer gehen mit Schlagstöcken auf Patrouille, um Unfälle mit den Gewehren zu vermeiden."
    "Das halte ich für eine gute Idee, aber wir haben hochentwickelte Biotechnik gegen uns und brauchen mehr." Das Gesicht des Wächters entspannte sich, als es eine Idee durchschwamm:
    "Aber mir fällt gerade ein, dass wir vor ein paar Wochen einen Komm-Raum geliefert bekommen haben. Den könnten Sie benutzen, um von einer größeren Basis Material anzufordern!" Der Mann wirkte stolz.
    "Hervorragend! Bereiten Sie den Raum vor!" Gramp zeigte seine Autorisation und echte Freude. Die jedoch wurde sofort gedämpft:
    "Äh. Naja. Wir, also wir ... Der Komm-Raum, äh, ist zwar geliefert worden, aber ehrlich gesagt, haben wir ihn, äh, noch nie benutzt. Wir haben ihn nichtmal initialisiert, glaube ich. So richtig verstehen tut die Technik hier auch keiner. Wir wissen nichtmal, wieso wir das Teil überhaupt zugeteilt bekommen haben, aber die Papiere sahen in Ordnung aus." Gramp rieb sich die Schläfen. Er könnte einen Briefdämon schreiben. Er dachte an die Endlosigkeiten, die man mit indirekter, schriftlicher Kommunikation verschwenden konnte, und entschied sich anders:
    "Ich denke, wir kriegen das Ding an den Äther. Haben Sie Zeit, mir zur Hand zu gehen?"
    "Jede Menge", sagte der Wächter erleichtert.
    Ein einzelner, glutroter Mond am Himmel zwischen funkelnden Sternen, ein auf die Glut heruntergebranntes, knisterndes Feuer inmitten Grillengezirpe. Jianna fühlte sich trotz der herzerwärmenden Lagerfeuerromantik immer noch schlecht. Das lag zum Teil an ihrer immer noch brennenden Reue über den gefolterten Wächter, hauptsächlich jedoch an zweifelnder Erschöpfung. Zwar half sie Pikmo, aber selbst gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass diese Sache perfekt ausging, war er nur ein Einzelfall. Lohnte es sich, dafür alles zu riskieren? Hatte es sich gelohnt, diesen armen Mann zu quälen? Wie sähe das perfekte Szenario denn überhaupt aus? Aktuell sah es so aus, als drohe ihren Eltern Haft, ihren Freunden zumindest grobe Ungemütlichkeiten und an die Konsequenzen für ihr eigenes Leben mochte sie gerade gar nicht denken.
    "Was machen wir hier eigentlich?", fragte sie laut die rhetorische Frage. Pikmo sah sie mit entspanntem Ausdruck an und gab die faktische Antwort:
    "Wir suchen meine Liebe."
    "Ja, aber warum muss alles so schwer sein? Ich frage mich, ob das alles überhaupt noch einen Sinn hat! Macht es einen Unterschied, was wir tun? Warum soll ich überhaupt leben, wenn ich sowieso ins Gefängnis muss?" Auch dazu fiel Pikmo etwas ein:
    "Wir leben, um zu dienen." Dieser Wortbeitrag machte Jianna derart fassungslos, dass er sie wieder in die Bahnen geregelter Zielfindung einspurte. Pikmos naive Unschuld, die zwar strikt vorprogrammiert, doch dadurch nicht weniger kindlich war, brauchte gerade keine Sinnkrise, sondern Unterstützung. Der Rest würde sich schon irgendwann zeigen.
    "Danke, Pikmo", sagte sie schließlich, "Du hast recht. Ich helfe dir, und wenn ich Probleme habe, dann hilfst du mir, in Ordnung?"
    "In Ordnung!", grinste Pikmo strahlend. Der Junge Fuzz saß still daneben, guckte von einem zum anderen und kam zu dem Schluss, dass Pikmo doch sehr verschieden von Pi war.
    Wenn es so etwas gab wie das exakte Gegenteil von Pikmos Gesichtsausdruck, dann trug ihn Pi gerade in seiner grinsenden Fratze. Passend dazu sang er ein willkürlich disharmonisches Liedchen, das er offenbar gerade für seine Stimmung in Echtzeit dichtete: "Eines Tages werd ich dich essen..." Er schnüffelte im Gras, er schmeckte die Erde, er fand die Spur.
    Die Redaktion des Täglichen Echos war eines dieser Großraumbüros, in denen die Mitarbeiter verkümmernde Zimmerpflanzen benutzten, um trotzdem einen Hauch von Privatsphäre zu schaffen. Es war hell, sauber, modern, gut ausgestattet, doch unterschwellig unangenehm wie eine Suppe, in die der Kellner vielleicht uriniert hat, weil er so unzufrieden dreinschaut. Salvin kam hereingehechelt, hustete hastige Grüße aus und stürzte an seinen Arbeitsplatz. Zwar hechelte er so ziemlich jeden Tag, an dem er sich sportlich genug dafür fühlte, aber heute hatte er sogar einen echten Grund: Die Verstrickung des Ministeriums mit diesem flüchtigen Felligen. Großartige Geschichte, das. Er stupste ein flaches, rundliches Ding auf seinem Schreibtisch an, das mit einigen in die Luft gemeißelten Piktogrammen

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