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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Meter) entfernt werden müssen. Der Chirurg erklärte, es sei eine große Operation.
    Vor Robs Krankenhausfenster wurde ein Hochhaus gebaut. Ich versuchte die Zeit dazu zu bewegen, schneller zu vergehen, so dass wir eine glücklichere Phase beginnen konnten, in der das Gebäude fertig und Rob wieder gesund war (bitte, all ihr Götter, die ihr jemals existiert habt). Je mehr ich die Minuten antrieb, zu Stunden zu werden, desto zögerlicher krochen sie dahin. Manchmal schienen sie wie sture Esel auf einem Gebirgspass ganz stehen zu bleiben.
    Rob und ich spielten seine Babyzeit nach. Ich streichelte ihm über die Haare und stützte seinen Kopf, um ihm etwas von dem abscheulichen, aber nährstoffreichen Dosengetränk einzuflößen. Ich versuchte ihm seine Situation zu erleichtern. Gegen seine Angst konnte ich kaum etwas ausrichten, dafür wurde ich selbst zu sehr von meiner beherrscht. Ein Rosenquarzkristall auf seinem Bauch schien die Heftigkeit der Schmerzattacken zu mildern. Seine Augen leuchteten, wenn er erfuhr, dass jemand für ihn betete oder heilende Energie schickte. Er willigte in den Besuch eines Heilers ein. Als Patrick seine Hand genommen habe, erzählte Rob mir später, habe er gespürt, wie eine unsichtbare Kraft seine andere Hand ergriff.
    Ich hängte das Foto eines im Sonnenuntergang rosa leuchtenden Berges gegenüber seinem Bett an die Wand. Rob betrachtete es eine Weile, dann sagte er, dass er eines Tages dorthin fahren würde. Er hatte schon immer davongeträumt, sich eine Auszeit zu nehmen und in einem Skigebiet zu jobben.
    An den Vormittagen kamen ganze Horden von Ärzten und Chirurgen zu Rob auf Visite. Sie behaupteten zwar, sie würden die Entscheidung, ob Rob operiert werden müsste, auf Grundlage von Bluttests und Röntgenbildern treffen, verließen sich augenscheinlich aber mehr auf sein Aussehen und seine Reaktionen.
    Als sich abzeichnete, dass die Entscheidung auf eine OP zusteuerte, drängte ich Rob dazu, sich vor der nächsten Visite aus dem Bett zu quälen und den Flur hinunterzugehen. Die fünfzig Meter zu den Duschen verlangten ihm alles ab. Rob konnte sich kaum aufrecht halten, dazu musste er auch noch den Ständer mit der Infusionsflasche vor sich herschieben. Als wir an dem Ärzteteam vorbeischlichen, starrten sie ihn entgeistert an. In diesem Moment trug Rob einen Sieg davon, der dem im olympischen Marathonlauf gleichkam.
    Die Operation wurde verschoben. Robs Zustand besserte sich langsam. Eines Abends entdeckten wir ihn im Fernsehzimmer der Station und da wussten wir, dass er über den Berg war.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte er Philip.
    Nicht toll, wenn man ehrlich war. Rob hatte durch den Schub zehn Kilo verloren. Seine Haut hob sich schneeweiß gegen den roten Bademantel ab und er hing immer noch am Tropf. Aber diese leise Regung von Eitelkeit war ein gutes Zeichen.
    Man verschrieb ihm für die nächste Zeit starke Steroide und erklärte ihm, dass sein Dickdarm irgendwann womöglich doch entfernt werden müsste. Als Rob endlich nach Hause entlassen wurde, war er fast zum Skelett abgemagert.Nur wenige Wochen zuvor war er noch Wasserski gefahren und wie ein junger Apoll aus den Fluten gestiegen. Es war kaum zu fassen, dass all diese Muskeln und die Bräune in so kurzer Zeit verschwunden sein konnten. Er war zu schwach, um zum Parkplatz zu gehen, und wartete auf einer Bank vor dem Krankenhauseingang, bis ich das Auto geholt hatte.
    Wir hatten sein Zimmer für ihn vorbereitet, aber er wollte am liebsten raus an die frische Luft. Ich trug ihm einen Stuhl und eine Decke in den Garten, und Cleo ließ auch nicht lange auf sich warten.
    »Mir war früher nie aufgefallen, wie blau der Himmel ist«, sagte er, während es sich die Katze in den Falten seiner Hose, die ihm um die Hüften schlotterte, bequem machte.
    Er betrachtete das Gras, die Bäume und Blumen mit der Klarheit von jemandem, der dem Tode nahe gewesen war.
    »Wie stark die Farben leuchten«, sagte er. »Die Vögel, die Insekten. Ich habe das alles für selbstverständlich genommen. Es ist ein Wunder. Ich hoffe, ich sehe die Welt immer in dieser Klarheit.«
    Kaum war Rob halbwegs zu Kräften gekommen, bepackte er sein altes Auto bis unters Dach und fuhr Richtung Süden. Es brachte ihn, oh Wunder, bis an die südlichste Spitze der Südinsel. Den ganzen Winter über fuhr er in der Nähe von Queenstown Ski, wenn er nicht gerade Kaffee in einem Café in einem der Skiorte ausschenkte. Danach fühlte er sich imstande, sein Studium

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