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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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in Tüten verstaut und zu einem Sammelcontainer auf dem Schulgelände gebracht. Danach taten wir das, was wohl alle in einer solchen Situation taten, und gestalteten das Zimmer neu. Steve strich es sonnengelb. Ich nähte Schlumpfvorhänge und hängte ein Micky-Maus-Poster an die Wand. Steve baute ein Bett und malte es rot an. Ich kaufte bunte Bettwäsche. Aber all die knalligen Farben halfen nichts, Rob war nicht dazu zu bewegen, das Zimmer wieder zu beziehen. Ich fand mich schon langsam damit ab, dass er bis zu seinem einundzwanzigsten Lebensjahr und darüber hinaus in der Ecke unseres Schlafzimmers schlafen würde.
    »Willst du wirklich wieder in deinem Zimmer schlafen, Rob?«
    »Jemand muss sich doch nachts um Cleo kümmern.«
    Rob machte an diesem Abend in seinem neuen/alten Zimmer einen beinahe ebenso verwirrten Eindruck wie die kleine Katze. Ein beißender Geruch nach frischer Farbe lag in der Luft. Die Bettwäsche leuchtete neonfarben. Das neue Laken war glatt und kalt.
    In diesen Wochen mussten bestimmte, besonders geliebte Gutenachtgeschichten vermieden werden. Green Eggs and Ham ging wegen der Hauptfigur Sam I Am nicht und ich ertrug auch The Digging-est Dog nicht, weil ein Junge namens Sam Brown mit seinem Hund darin vorkam. Gemeinsam mit Cleo, die zwischen uns lag, machten wir es uns daher mit One Fish Two Fish gemütlich, dessen Text mir so vertraut war, dass ich ihn beinahe auswendig konnte.
    Ich spürte, wie sich Robs Angst drohend über ihm zusammenballte, als wir bei der letzten Seite anlangten. »Bist du sicher, dass keine Monster im Zimmer sind?«, fragte er und warf einen ängstlichen Blick unters Bett.
    »Völlig.« Jetzt schien mir der falsche Zeitpunkt zu sein, ihm zu sagen, wo sich die schlimmsten Monster verbargen. Schlau wie sie sind, kriechen sie in unsere Köpfe und warten auf den Moment, in dem wir am verletzlichsten sind – wenn es Zeit ist, schlafen zu gehen, oder wenn wir krank und ängstlich sind.
    »Aber vielleicht unter dem Bett?«
    »Dort habe ich vorhin schon nachgeschaut.«
    »Kannst du noch mal schauen?«
    »Also gut«, sagte ich und beugte mich hinunter, um erneut die Staubflusen zu begutachten, die sich dort vor dem Staubsauger versteckten.
    »Und hinter den Vorhängen?«
    Ich nahm Cleo hoch – warum wollte ich sie eigentlich die ganze Zeit auf dem Arm halten? – und schob den Vorhangzur Seite. Das erste Mal lag in den funkelnden Lichtern der Stadt ein Hoffnungsschimmer. Oder bildete ich mir das nur ein? Wahrscheinlich erlaubten sie sich einfach nur einen grausamen Scherz mit uns und lachten über uns, weil wir meinten, dass diese Nacht vielleicht ein wenig leichter werden würde.
    »Keine Monster«, sagte ich und zog den Vorhang wieder zu. »Und jetzt schlaf gut, mein Liebling.« Ich streichelte ihm über den Kopf und küsste seine Stirn, sog den köstlichen Geruch seiner Haut ein. Merkwürdig, dass jedes Kind mit einem ganz eigenen, komplexen, wunderbaren Geruch auf die Welt kommt, den die Mutter sofort erkennt. Ich weiß nicht, ob er ahnte, wie sehr mein Leben in dieser Zeit von ihm abhing. Hätte er mich nicht gebraucht und mir nicht ein Beispiel für Mut gegeben, hätte ich wohl der Hand voll Schlaftabletten und dem Glas Brandy zum Hinunterspülen nicht widerstehen können.
    »Hast du auch im Schrank geschaut?«
    »Da sind nur Fußbälle und Regenmäntel drin.«
    »Gibst du mir jetzt Cleo?«
    Das Kätzchen. Offiziell Robs Kätzchen. Als ich ihm das Fellknäuel in die Armbeuge legte, seufzte Rob und steckte den Daumen in den Mund. Er und Cleo hatten viel gemeinsam. Wenn eine Frau ihren Mann verliert, wird sie zur Witwe. Kinder werden Waise genannt, wenn ihre Eltern sterben. Soweit ich wusste, gab es keine Bezeichnung für jemanden, der um einen Bruder oder eine Schwester trauerte. Wenn es ein solches Wort gegeben hätte, dann hätte es auf den Jungen und die kleine Katze gepasst. Von Geburt an war ihr beider Leben erfüllt von unbeholfenen Umarmungen, spielerischen Raufereien, dem Lärm und der Körperwärme ihrer Geschwister. Nun, auf brutale Weise ihrer Geschwisterberaubt, waren beide verloren und verängstigt. Aber sie waren auch tapfer und voller Leben. Im Grunde blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als sich nachts aneinanderzuschmiegen und darauf zu vertrauen, dass am nächsten Morgen die Welt wieder in Ordnung käme.
    Ich knipste das Licht aus und ließ die Ereignisse dieses Tages auf einer dunklen Leinwand in meinem Kopf ablaufen. Alles war durchdrungen von dem

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