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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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(als ich beispielsweise eine halbe Ewigkeit brauchte, um zu merken, dass der Mann am anderen Ende der Telefonleitung nicht gerade beim Joggen gewesen war, sondern aus anderen Gründen keuchte; oder als ich mit einem Sturm von Anrufen fertigwerden musste, weil ich in einer Bildunterschrift die Namen von einem unbekannten Model und einem Supermodel durcheinandergebracht hatte). Wie Cleo, in den seltenen Fällen, in denen sie vonunserem Zaun in die Hortensien plumpste, ertrug ich die Demütigung, hoffte, dass ich nicht so dumm war, den gleichen Fehler noch einmal zu machen – und betete, dass keine Anwälte eingeschaltet wurden.
    Im folgenden Jahr gingen Steve und ich einander zunehmend aus dem Weg, wenn er zu Hause war. Statistiken zufolge ist es mit größerer Wahrscheinlichkeit die Frau, die eine Beziehung beendet, als der Mann. Ich hatte nie viel für Statistik übriggehabt. Dann gab es da noch die Theorie, nach der Männer, die eine Beziehung beenden wollen, das Zusammenleben mit ihnen unmöglich machen, so dass die Frau praktisch gezwungen ist, sich zu trennen.
    Unsere Ehe war wie eine Schüssel Eischnee. Wir hatten uns beide rechtschaffen bemüht, hatten emsig gerührt und es waren durchaus Spitzen zu erkennen gewesen. Von Zeit zu Zeit sah es so aus, als könnten wir ein ordentliches Baiser zustande bringen, aber wie jeder Bäcker weiß, fällt die Masse einfach zusammen, wenn man Eiweiß zu lange schlägt und zu verbissen ans Werk geht.
    Als ich eines Nachmittags aus der Redaktion nach Hause kam, spitzte sich die Lage zu. Er hielt sich gerade in der Einfahrt auf. Ich erinnere mich nicht mehr genau, um welches Thema es ging, wahrscheinlich irgendetwas Banales, beispielsweise wer die Butter auf dem Küchentisch stehen gelassen hatte, so dass Cleo sich darüber hermachen konnte. Jedenfalls eskalierte die Sache und wir gerieten in Streit – dabei stritten wir uns nie . Plötzlich war von Scheidung die Rede.
    Uns beiden war klar, dass er nicht den Rest seiner Tage im Wintergarten schlafen konnte. Aber es war dennoch ein Schock, als das Wort Scheidung das erste Mal fiel.
    Steve musterte die Blüte an einem Zylinderputzer undsagte, am liebsten würde er das alles ohne Anwälte regeln. Die Blüte nickte zustimmend. Ein Stück die Straße hinunter hatte ein Auto eine Fehlzündung. Der Vorgarten schien für ein solches Gespräch nicht der richtige Ort zu sein. Aber welcher Ort eignete sich schon für ein Gespräch über Scheidung? Gewiss nicht ein Restaurant mit Kerzenbeleuchtung oder ein nach Rosen duftendes Schlafzimmer.
    Er sagte, er würde in der nächsten Woche ausziehen. Wenn ich einverstanden sei, würde er das Gemälde mit den Schiffen aus der Diele mitnehmen und noch ein paar andere Dinge. Ich war schockiert, wie genau er das alles schon durchdacht hatte, obwohl er – realistisch betrachtet – dafür natürlich auch schon ein paar Jahre Zeit gehabt hatte. Er wollte die Kinder die halbe Zeit nehmen und schlug vor, über Geld später zu reden.
    Ach ja, und die Katze könnte ich behalten.

 
    20
    O ffenheit
    Die einzigen Leute, die noch weniger verstanden haben als jene,
    die von sich behaupten, keine Katzenmenschen zu sein, sind jene,
    die fest davon überzeugt sind, reine Hundemenschen zu sein.
     
    Wie leer war das Haus, wenn die Kinder sich nachts nicht in ihren Betten herumdrehten und seufzten. Ich fragte mich, ob Rob Hilfe bei den Hausaufgaben brauchte und ob Steve sich ausreichend um Lydia kümmerte. Mit ihren zweieinhalb Jahren strotzte sie vor Zuversicht gepaart mit Unvernunft. Cleo litt augenscheinlich genauso wie ich. Sie schleppte die Strümpfe der Kinder herum und schlief in ihren Betten.
    Ich erfand irgendeinen Vorwand, um sie während Steves Woche zu besuchen, holte Lydia von der Vorschule ab, brachte Rob zu den Seepfadfindern. Ich versuchte, die freie Zeit zu Hause zu nutzen, räumte den Badezimmerschrank auf und überarbeitete Features, aber im Kopf kam ich nicht zur Ruhe. Da wirbelten die Gedanken herum, die mich ohnehin ständig umtrieben – passte Rob auf den Verkehr auf, wenn er zum Schulbus ging? Steckte sich Lydia irgendwo an? Ich fragte mich, ob sie spürten, dass ich in Gedanken bei ihnen war.
    Sams Foto strahlte mich vom Kaminsims aus an. Ein freches Grinsen. Ich dachte an die Ford-Escort-Frau. Sie hatte andere Erinnerungen an Sam. Mittlerweile hatte ich akzeptiert, dass es nicht ihre Schuld war. Ich fragte mich, was ich an ihrer Stelle getan hätte. In ein anderes Land ziehen,

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