Cleopatra
ein paar Bekannten Billard. Die Ansprüche werden immer geringer, je älter man wird.« Verheul nickte zum Fenster hin. »Katie hatte Kartoffeln, Salat und Stangenbohnen angebaut, aber ich habe mir gedacht: Was soll ich mir den Rücken kaputt machen für die paar Kilo, wo Kartoffeln doch fast nichts kosten. Du kannst Rinus zu mir sagen.«
Ich nahm mir etwas Milchpulver aus einer Porzellandose. »Wohnst du hier schon lange?«
»Seit dreißig Jahren. Katie erbte ein wenig Geld und das hier war genau das, was sie wollte. Ich war nicht gleich begeistert, aber sie hatte wirklich Recht. Hier lebe ich ganz ungestört.«
Er trank einen Schluck Kaffee. »Daran hat sie natürlich auch gedacht. Sie hat sich überlegt: Wenn der alte Knacker je allein dasteht, ist er hier besser aufgehoben als in einer Mietwohnung. Dabei bin ich noch nicht einmal ein Naturmensch. Ich musste mir Bücher über Rosen kaufen.« Er schaute durch das Fenster an der Uferseite und wurde plötzlich still. Dann sagte er bedauernd: »Das hätte ich schon viel früher tun sollen.«
Er nahm ein Päckchen Pfeifentabak und fing an, seine Pfeife zu stopfen. »Ich hoffe, du hast nichts gegen den Gestank.«
Ich holte meine Gauloises hervor, während er bedächtig ein Streichholz an seine Pfeife hielt und mich dabei die ganze Zeit beobachtete. »Warum hast du mich das mit Henkelman gefragt?«
Ich zögerte nicht lange. Wenn ich mich in Verheul irrte, sollte ich wohl lieber anfangen, Rosen zu züchten. »Es dreht sich um eine komplizierte alte Geschichte, in die Leute aus seiner Firma verwickelt sind. Ich wollte ganz sichergehen, dass du nicht einer von ihnen bist.«
Er schüttelte den Kopf. »Zu meiner Zeit hörte man gelegentlich, er habe nur wenig Skrupel, wenn man ihm genügend Geld bot – und ich rede nicht nur von Industriespionage. Aber unter Kollegen wird viel erzählt.«
Eine schwarze Fliege brummte am Fenster herum. Verheul stand auf, nahm eine Fliegenklatsche und setzte mit einem gezielten Schlag ihrem Leben ein Ende. »Ich hasse Fliegen!« Er schob die sterblichen Überreste auf die Klatsche und ließ sie in einen Blumentopf fallen.
»Ich mag sie auch nicht besonders«, bemerkte ich nur der Form halber.
Er setzte sich wieder hin und nahm seine Pfeife in die Hand. »Ich glaube nicht, dass ich dir helfen kann«, sagte er. »Ich habe von dieser Sache in der Zeitung gelesen. Natürlich dachte ich, verdammt, du warst zu der Zeit dort. Aber es war ein großes Fest, auf dem der Ministerpräsident und mindestens hundert andere Leute anwesend waren – nicht gerade ein geeigneter Ort, um einen Mord zu begehen.« Er kratzte sich mit dem Zeigefinger zwischen den glatten Strähnen des graublonden Haars auf seinem Schädel. »Bei mir bist du an der falschen Adresse.«
»Kannst du dich noch an diesen Tag erinnern?«, fragte ich.
»Weißt du, was passiert, wenn du älter wirst? Du kannst dich an Dinge von früher besser erinnern als an die Dinge, die erst gestern geschehen sind. Es liegt am Gehirn, eine Art Korea-Syndrom. Wer soll denn da verscharrt worden sein, wenn nicht diese Irma Wie-heißt-sie-Noch aus Kampen?«, fragte er.
»Das kann ich leider nicht sagen.«
Verheul zog an seiner Pfeife. Er hatte natürlich Verständnis für mich; er kam aus einer verwandten Branche und wusste, was undichte Stellen bedeuten konnten.
»Es regnete«, sagte er, als habe er die ganze Zeit an nichts anderes gedacht als an Buchenstein. »Ich übernehme immer das Eingangstor, das ist richtig. Zusammen mit Jan Mosling. Geschlossene Konferenzen, geheime Sitzungen – das war wieder etwas anderes, obwohl ich auch einmal beim Soestdijkteam dabei war wegen Koninginnedag. Wir hatten ein Schutzzelt aus unserer eigenen Ausrüstung mitgebracht, vier Stangen und ein Segeltuch darüber, zwar an drei Seiten geschlossen, aber mit Plastikfenstern darin.«
»Wann fing das Fest an?«
»Zuerst kommen die Catering-Firmen, die Floristen und so weiter, denen schauen wir immer genau auf die Finger, und wir schicken einen Mann raus, um sie abzufangen. Ich glaube, die Gäste trafen ab etwa vierzehn Uhr ein. Wir hatten eine Gästeliste und sie mussten ihre Einladungen vorzeigen.«
»Weißt du noch, wie es dort aussah?«
»Augenblick.« Er legte seine Pfeife in den Aschenbecher und kniff sich in die Stirn, um sich zu konzentrieren. »Eine lange Einfahrt mit hohen Bäumen. Jan hilft dabei, das Parken zu koordinieren. Angestellte mit Schirmen bringen die Gäste zur Eingangstür.«
»Es gab
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