Cleopatra
mich mit zusammengekniffenen Lidern im Auge. »Ich würde es gerne wissen, bevor wir weiterreden.«
»Ich habe Ihnen das mit dem Reden doch gerade versucht zu erklären …«
Ich unterbrach ihn. »Es ist ziemlich wichtig.«
»Für wen?« Verheul verließ die Laufplanke und betrat den Plattenweg. Der Hund folgte ihm. »Ich habe nie für eine andere Firma gearbeitet als den Staat. Ich bin pensionierter Staatsbeamter«, sagte er mit einem gewissen Spott.
»Sagt Ihnen der Name Henkelman etwas?«
»Wachleute für Firmen und Privatpersonen sowie so genannte Sicherheitsberater. Du hast noch zwei Minuten, dann gehe ich mir ein Ei braten und mache ein Mittagsschläfchen.«
»Haben Sie jemals für Henkelman gearbeitet?«
»Nein. Da muss es sich um einen anderen Verheul handeln.« Er wollte sich umdrehen.
»Ich bin Max Winter, Privatdetektiv.«
Er blieb stehen und fing spöttisch an zu lachen. Ich schob die Hand in meine Innentasche, hielt aber in der Bewegung inne, als der Hund aufstand.
»Herta ist in Pension, genau wie ich«, erklärte Verheul. »Aber sie hat nichts verlernt.«
Ich wartete, bis er den Hund mit einem leisen Schnalzgeräusch wieder zum Sitzen aufgefordert hatte, und holte meinen Ausweis hervor. Er nahm ihn nicht an.
»Ich glaub dir ja schon«, sagte er. »Solange ich nicht weiß, worum es sich handelt, habe ich keinen Grund, neugierig zu sein; meinetwegen könntest du auch der Postbote sein.«
»Sagt Ihnen der Name Buchenstein etwas?«
»Ich lese Zeitung und sehe fern«, antwortete er prompt. »Das ist doch das Haus, wo sie das Skelett unter dem Tennisplatz gefunden haben?«
»Ich arbeite an dem Fall.«
»Dann werde ich mir jetzt mein Ei braten gehen, denn du bist nicht auf dem Laufenden. Es war dieser Serienmörder.«
»Es war nicht der Serienmörder«, erwiderte ich.
Er hatte seine Hand bereits auf die Balustrade gelegt. »Sehr schön, aber das geht mich nichts an.«
»Außer dass Sie auf Buchenstein waren, als der besagte Tennisplatz angelegt wurde«, sagte ich. »Ich rede vom Juni 1983, dem Fest des Ministers, auf dem auch der Premier anwesend war und Sie zusammen mit Jan Mosling das Eingangstor bewachten und die Gäste kontrollierten. Dusenberg war der Teamchef.«
Verheul stand mit dem Gesicht zu mir und kniff die Augen zusammen, als würde ihn die Sonne blenden. »Woher weißt du das alles?«
»Ich kenne eine Hexe, die mit Computern umgehen kann. Die Gästeliste befindet sich im Archiv des Außenministeriums und Dusenberg ist darauf als Chef des Sicherheitsteams angegeben. In Ihrer früheren Dienststelle wiederum kann man Informationen über alle Teams finden, mit denen Dusenberg gearbeitet hat. Sie waren fünf Jahre lang in seiner Mannschaft, bis 1986. Sie haben fast immer das Tor übernommen, zusammen mit Jan Mosling.«
Er schwieg so lange, dass ich schon dachte, er sei weggetreten. Mit einem kleinen Zucken erwachte er aus seiner Trance. »Auf deinen Platz, Herta«, sagte er.
Der Schäferhund lief ohne Eile am Boot entlang und sprang auf das Vorderdeck.
Ich ging zur Laufplanke. Verheul trat einen Schritt zur Seite und drückte die grüne Eingangstür für mich auf, um mich vorgehen zu lassen. Ein Regenmantel und ein Schirm hingen in dem kleinen Flur, von dem drei Türen abgingen. Verheul öffnete die linke und bedeutete mir mit einer Handbewegung, dass ich ins Wohnzimmer gehen sollte. Ein Sofa, ein Fernseher und vor dem großen Fenster auf der Flussseite ein Tisch mit Stühlen und einer geknüpften Tischdecke. Eine Pfeife lag in einem sauberen Kristallaschenbecher. An der Wand hingen gerahmte Fotos und ein Wandteller des Garderegiments der Grenadiere. Auf den Regalbrettern unter der Fensterbank zum Ufer hin standen einige Bücher, auf der Fensterbank Grünpflanzen und das Telefon auf einem Wandbrett. Alles hier sah altmodisch, solide und pieksauber aus.
»Möchtest du auch die Küche und das Schlafzimmer sehen?«, fragte Verheul ironisch.
Ich sagte lächelnd: »Sie haben es schön hier.«
»Du bist früher Polizist gewesen.«
»Bei der Kripo. Ist aber schon eine Weile her.«
Er nickte. »Ich habe Kaffee gekocht.«
Er verließ den Raum und kehrte gleich darauf mit einem Tablett zurück, auf dem Tassen und Kaffee in einer Glaskanne standen. »Seit meine Frau nicht mehr da ist, mache ich alles selbst. Man gewöhnt sich daran. Man muss sich ja daran gewöhnen. Herta leistet mir Gesellschaft. Ich gehe zum Supermarkt in der Rijstraat einkaufen und spiele zweimal die Woche mit
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