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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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erreichen?«
    »Worum geht es denn?«
    »Wir wollen eine Reportage über Yachten bringen und die von Herrn Boerman soll unseren Informationen nach eine der schönsten sein. Außerdem spricht er Niederländisch, da müssten wir den Bericht nicht mit Untertiteln unterlegen.«
    »Eine Reportage über Yachten«, wiederholte der Sekretär unbeeindruckt. »In wessen Auftrag, sagten Sie?«
    »Für den Sender VARA, eine freie Produktion …« »Sie können sich die Mühe sparen«, sagte der Sekretär. »Herr Boerman gibt keine Interviews und erscheint auch nicht vor der Kamera.«
    Er unterbrach die Verbindung. Ich hatte auf die Eitelkeit reicher Belgier gesetzt, aber dieser hier war womöglich so reich, dass er auf Eitelkeit verzichten konnte.
    Ich brütete über einem neuen Ansatz und rief auf der Yacht Aurora an.
    »Bonjour?«, sagte eine weibliche Stimme fragend.
    »Ici Max Winter …«
    Sie hörte prompt meinen Akzent. Franzosen können kein W aussprechen. »Sie können ruhig Niederländisch reden.«
    »Vielen Dank. Ist Herr Boerman an Bord?«
    »Er hat ein Gespräch auf der anderen Leitung. Ist es geschäftlich?«
    »Nein, es ist persönlich.«
    »Ich bin seine Sekretärin und ich glaube nicht, dass er viele Geheimnisse vor mir hat«, sagte sie mit einem kleinen Lachen. »Wenn Sie mich nicht davon überzeugen, dass es wirklich wichtig ist, kommt er garantiert nicht ans Telefon.«
    »Ich führe Ermittlungen im Auftrag von Angehörigen durch …«
    Ich hatte das Gefühl, als höre sie mir nicht zu. »Einen Augenblick bitte …«
    Der Hörer wurde zugehalten. Ich erwog, die Verbindung zu unterbrechen und einfach hinzufahren, doch dann hörte ich eine heisere Stimme, die wie die eines kranken alten Mannes klang. »Hallo?« Die Stimme klang auch, als sei er böse.
    »Herr Boerman?«
    »Waren Sie das, der in La-Grande-Motte angerufen hat?«
    »Mein Name ist Max Winter. Ich würde mich sehr gerne mit Ihnen unterhalten. Es ist dringend und es hat nichts mit dem Fernsehen zu tun.«
    »Ich glaube, Sie verschwenden meine Zeit.« »Es geht um Cleopatra Cleveringa bzw. Teulings. Ich befinde mich in der Nähe von Genf, ich könnte gegen Abend …«
    »Ich habe kein Bedürfnis nach einem Gespräch über Cleo.«
    »Ich muss ständig nur gegen Rätsel um sie ankämpfen«, sagte ich.
    »Die kann ich nicht für sie lösen. Da ich mich auf einer Yacht befinde, habe ich den Vorteil, dass ich niemanden an Bord lassen muss. Sparen Sie sich die Mühe.«
    »Aber sie hat sich doch bei Ihnen versteckt, nach diesem Flugzeugunglück?«
    »Wird dieses Gespräch aufgezeichnet?«
    »Nein. Ich befinde mich momentan im Grächer Hof.«
    Das brachte ihn für einen Moment zum Schweigen. »Warum sind Sie dort?«
    »Sie war 1972 mit Ihnen zusammen hier. Sie brach sich beim Skilaufen ein Bein. Sie haben die Rechnung bezahlt. Dieser Beinbruch stimmt mit dem eines Skeletts überein, das unter dem Tennisplatz in Buchenstein gefunden wurde, dem Haus ihres Mannes.«
    Sein Atem ging hörbar.
    »Sie ist 1983 ermordet worden«, sagte ich. »Kopf und Hände fehlten, deshalb war es so schwer, sie zu identifizieren.«
    »Ich will nicht darüber sprechen«, sagte er. »Cleo und ich sind Ende 1982 auseinander gegangen und seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört.«
    »Hatten Sie Streit?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    Es klang wie eine Bestätigung. »Wo haben Sie sie kennen gelernt?«
    »Mein Gedächtnis lässt mich im Stich. Es ist zu lange her.«
    »Sie hat 1970 geheiratet. Kannten Sie sie damals schon?«
    »Wir waren Freunde.«
    »Hatte sie schon vorher geplant, nicht mit diesem Flugzeug nach Teneriffa zu fliegen?«
    »Sie sind sehr hartnäckig, aber ich werde jetzt auflegen. Sie wollte verschwinden; das war ihre Angelegenheit. Ich habe ihr geholfen. Das ist alles. Ich werde hier den Auftrag erteilen, Sie nicht mehr durchzustellen. Ich werde noch nicht einmal auf Vorladungen reagieren. Es tut mir Leid, dass sie tot ist, aber diese Sache liegt hinter mir und ich will nicht mehr daran erinnert werden. Guten Tag.«
    Er klang wie ein Mann, der sachlich zu bleiben versuchte, aber verbittert und noch immer voller Grimm über ein Verhältnis war, das zwölf Jahre lang gedauert hatte und im Streit auseinander gegangen war. Ich hätte mir alles Mögliche ausmalen können. Die Gedanken sind frei, doch man kann keine Rätsel allein mit dem Verstand lösen, wenn die Informanten entweder tot sind oder sich in Schweigen hüllen.
    Der Taxifahrer musste in Lille zweimal das

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