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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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der Kirchengemeinde!«
    »Sie dachten doch wohl nicht, das wäre eine reine Männertour, oder? Acht Herren in Samtblazern, die über Angostura Bitter Seemannsgarn spinnen? Tut mir Leid, Joe - wir wurden alle eingeladen. Vermutlich, damit der Palast einige Tage leer steht. Und ehrlich gesagt, gehe ich lieber das Risiko ein, von wilden Tigern gefressen zu werden, als mich den Palasttigern auszusetzen. Im Ernst, ich fühle mich da draußen zwischen Schlangen und Skorpionen sicherer! Nur Lois und Lizzie bleiben hier, weil sie gegen das Abschießen von Tieren sind, aber alle anderen werden mitkommen.«
    Und da waren sie nun, liefen ziellos im Hof herum, einige ängstlich und aufgeregt, andere phlegmatisch, sogar gelangweilt. Dienern wurden letzte Anweisungen erteilt und vergessene Gegenstände eiligst aus dem Palast herbeigeschafft. Alle betrachteten die freien Plätze in den Automobilen. Die Fahrt würde zwei Stunden dauern, und niemand wollte neben Ajit Singh sitzen.
    Joe hielt sich zurück, bewunderte insgeheim die Voraussicht, die Colin bei der Planung hatte walten lassen. Die schwere Ausrüstung, zu der eiserne Wassertanks mit Trinkwasser gehörten, war Tage zuvor mit Kamelen und Ochsenwagen vorausgeschickt worden, und es blieben nur die zehn Mitglieder der Jagdgesellschaft und deren persönliche Gepäckgegenstände übrig, die nun unter den Automobilen aufgeteilt wurden. Nichts war dem Zufall überlassen worden, nicht einmal die Sitzordnung. Jeweils drei Passagiere waren jedem Fahrzeug mit uniformiertem Chauffeur zugewiesen worden. Colin teilte den Gästen ihre Plätze zu und bekam keinerlei Widerspruch zu hören. Der erste Wagen, ein Rolls-Royce, setzte sich mit Bahadur, Edgar und Ajit Singh in Bewegung, und der zweite, ein Hispano Suiza, folgte - hier herrschte spürbar weniger Unruhe - mit Madeleine, Stuart und Sir Hector, der sich rigoros weigerte, sich von seiner Arzttasche zu trennen und sie störrisch umklammert hielt.
    Joe wurde aufgefordert, mit Colin und Claude an seiner Seite im dritten Automobil Platz zu nehmen, einem von drei Dodges. Es folgten vier weitere Fahrzeuge, die das Gepäck transportierten.
    Sie winkten Lois und Lizzie zum Abschied zu.
    »Schießen Sie bloß nichts für mich, Joe!«, sagte Lizzie.
    »Darling, schau immer in deine Stiefel, ob auch keine Krabbeltiere drin sind!«, rief Lois Claude zu.
    Joe sah sich besorgt um. »Colin! Ich kann Ihre Dritte Hoheit nicht sehen .«
    Colin wies nach vorn. »Da ist sie, eine halbe Meile voraus auf der Straße. Shubhada hat sich entschieden, mit ihren Dienern vorauszureiten. Es ist eine Frage der Ehre für sie, vor uns einzutreffen. Aber so leicht wird ihr das nicht fallen - der Boden ist hart und trocken. Gut für Automobile! Wir sollten zügig vorankommen.«

Die Fahrt über die Waldstraße an diesem frühen Morgen, an dem die Sonne durch die Baumwipfel fiel und ganze Wolken von säuregelben Schmetterlingen weckte, war magisch, obwohl die Annäherung einer Karawane aus sieben Automobilen alle Tiere flüchten ließ, denen sie vielleicht hätten begegnen können.
    Einige machten gelegentlich auf ihre Anwesenheit mit einem Warnruf aufmerksam. Auf den letzten Meilen zum Zeltlager fiel Joe auf, dass die Umgebung felsiger und zerklüfteter wurde und es überall Anzeichen uralter Zivilisation gab. Eine zerfallene Sandsteinfestung blickte sie grimmig von einem Hügel an, reich verzierte Hindu-Tempel schmiegten sich in Dschungellichtungen, und hier und da sahen sie das grau-grüne Funkeln eines Teiches in einem Tal.
    Shubhada war bereits eingetroffen, als sie vorfuhren. Sie saß auf einem Klappstuhl, ein halb gelesenes Buch im Schoß. Spöttisch winkte sie mit ihrer Teetasse und sah auf ihre Uhr. »Oh mein Gott, ich hatte so gehofft, dass Sie rechtzeitig zum Tiffin eintreffen würden«, rief sie. »Es macht Ihnen doch nichts aus, dass ich es mir bereits gemütlich gemacht habe? Wer als Erster eintrifft, hat die freie Wahl bei den Zelten!« Sie wies auf ein Zelt am Ende der Doppelreihe weißer Segeltuchzelte, die in der Lichtung aufgestellt worden waren. Sie hatte das Zelt gewählt, das sich am nächsten zum Dschungel und am weitesten von den Vorrats- und Küchenzelten entfernt befand.
    Das gefiel Colin nicht, der die beiden Damen sicher in der Mitte der Gruppe hatte unterbringen wollen, wie Joe vermutete, aber er wies die übrigen Zelte ohne zu murren den anderen Teilnehmern der Jagdgesellschaft zu, und alle verschwanden dankbar in ihrer Unterkunft, um sich

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