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Clockwork Orange

Clockwork Orange

Titel: Clockwork Orange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Burgess
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Schlapper einen halben Kilometer weit raus, um seine graznigen Stiefel zu lecken. Aber dieser Veck wußte nichts Besseres zu tun, als mir einen nicht zu harten Tritt in die Schnauze zu geben. Nun, dann schien es mir, daß ich wohl kaum diese Schmerzen und diese Übelkeit über mich bringen würde, wenn ich ganz kurz seine Knöchel packen und diesen widerlichen Bratschni aufs Kreuz legen würde. So machte ich es, und es war eine bolschige, starke Überraschung für ihn, als er bums und krach auf den Rücken fiel, während dieser widerwärtige Zuschauerhaufen in heulendes Gelächter ausbrach. Aber wie ich diesen gemeinen Veck so am Boden sah, fühlte ich das ganze schreckliche Gefühl wieder über mich kommen, und so gab ich ihm meinen Arm, um ihm skorri aufzuhelfen, und er kam hoch. Dann, gerade als er mir einen wirklich wütenden und ernsten Tollschock ins Gesicht geben wollte, sagte Dr. Brodsky: »Sehr gut, das genügt.« Darauf machte dieser schreckliche Veck eine Art Verbeugung und tanzte fort wie ein Schauspieler, während die Lichter angingen und ich blinzelnd und halb heulend dastand. Dr. Brodsky trat wieder vor die Zuschauer und sagte: »Meine Herren, wie Sie gesehen haben, ist es paradoxerweise sein latenter Hang zum Bösen, der unseren Patienten antreibt, das Gute zu tun. Der Vorsatz zu gewalttätigem Handeln ist von starken Empfindungen körperlichen Unbehagens begleitet. Um diesem entgegenzuwirken, muß der Patient auf eine dem Vorsatz völlig konträre Verhaltensweise umschalten. Nun, hat jemand eine Frage?«
    »Wahlfreiheit«, grollte eine wohltönende Goloß. Ich wußte sofort, daß sie dem Gefängnispfarrer gehörte. »Er hat keine echte Wahl, nicht wahr? Selbstinteresse, die Angst vor körperlichen Schmerzen, trieben ihn zu diesem grotesken Akt von Selbsterniedrigung. Seine Unaufrichtigkeit war deutlich zu sehen. Er hört auf, ein Übeltäter zu sein. Zugleich aber, und das scheint mir sehr schwer zu wiegen, hört er auf, ein Geschöpf zu sein, das zu einer moralischen Entscheidung fähig ist.«
    »Dies sind Subtilitäten«, sagte Dr. Brodsky und breitete lächelnd die Arme aus. »Wir befassen uns nicht mit Motivforschung, mit der höheren Ethik. Wir befassen uns lediglich mit der Herabsetzung der Belegungsquote unserer hoffnungslos überfüllten Gefängnisse.«
    »Hört, hört«, sagte jemand.
    Dann gab es eine Menge von Govoriten und Streiten, und ich stand einfach da, Brüder, wie vollständig ignoriert von all diesen faselnden und aufgeblasenen Bratschnis, also schrie ich: »Was ist mit mir? Wen kümmert es, wie ich zurechtkommen soll? Bin ich bloß wie irgendein Tier oder Hund?« Und das brachte sie erst richtig in Fahrt, und sie govoriteten sehr gromkig durcheinander und warfen mir Slovos zu. Also schrie ich noch lauter: »Soll ich einfach wie ein Roboter sein, kein Mensch mehr wie alle anderen?« Ich wußte nicht, was mich dazu brachte, diese Slovos zu schreien, Brüder, die einfach wie ungefragt in meinen Gulliver kamen. Aber aus irgendeinem Grund machten sie alle diese Vecks für eine Weile stumm und wie nachdenklich. Dann stand ein sehr dünner stari Professorentyp von einem Tschelloveck auf, mit einem Hals wie aus lauter Kabeln, die Strom von seinem Gulliver zu seinem Plotti leiteten, und er sagte: »Sie haben keinen Grund, sich zu beschweren, junger Mann. Sie trafen Ihre Entscheidung, und alles dies ist eine Konsequenz Ihrer Wahl. Was immer sich in Zukunft daraus ergeben mag, es ist, was Sie selbst gewählt haben.« Er setzte sich wieder, und dann sagte der Gefängnispfarrer in einer wie gequälten Goloß: »Ja, wenn ich das nur glauben könnte!« Und ich konnte sehen, wie der Knastdirektor ihm einen Blick zuwarf, der bedeutete, daß er auf dem Gebiet der Gefangenenseelsorge nicht so hoch steigen würde wie er glaubte. Dann ging wieder das laute Govoriten und Streiten los, und ich sluschte, wie mit dem Slovo Liebe herumgeworfen wurde, und der Pfarrerveck kreischte so laut wie alle anderen über die reine Liebe, die alle Furcht vertreibt und all diesen Scheiß. Und nun sagte Dr. Brodsky mit einem breiten und sehr zufriedenen Lächeln im Litso: »Ich bin glücklich, meine Herren, daß diese Frage der Selbstverwirklichung durch Liebe aufgeworfen wurde. Gleich werden wir eine Art von Liebe sehen, die man mit dem Mittelalter gestorben glaubte.« Und dann gingen die Lichter aus, und die Scheinwerfer wurden wieder eingeschaltet, einer auf euren armen und leidenden Freund und Erzähler, und in den

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