Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
wir es also, Lightwood?«
»Hat Charlotte Sie je gefragt, ob Sie vielleicht eine Schattenjägerin werden wollen?«, erkundigte Gideon sich.
Sophie, die gerade mit einem Buch in der Hand die Leiter herunterstieg, erstarrte. Gideon saß an einem der Bibliothekstische, in der Nähe eines Erkerfensters, das auf den Innenhof hinausging. Vor ihm lagen etliche Bücher und Dokumente weit verstreut auf dem Tisch. Er und Sophie hatten bereits ein paar Stunden verbracht bei der Suche nach Listen und historischen Abhandlungen über Zauberformeln, nach Informationen zu Yin Fen, Heilpflanzen und Kräutern. Obwohl Gideons Wunde gut verheilte, hatte Sophie ihn gedrängt, sein Bein hochzulegen. Außerdem hatte sie angeboten, an seiner Stelle die Leiter hinauf- und hinabzusteigen, um die Bücher aus den obersten Regalen zu holen. Sie hielt gerade ein Werk namens De pseudomonarchia daemonum in der Hand, dessen Umschlag sich irgendwie schleimig anfühlte und das sie schnellstmöglich ablegen wollte, doch Gideons Frage hatte sie derartig verblüfft, dass sie mitten in der Bewegung innehielt. »Was meinen Sie damit?«, erwiderte sie und stieg die restlichen Stufen der Leiter hinab. »Warum sollte Charlotte mich so etwas fragen?«
Gideon wirkte blass – möglicherweise lag es aber auch nur am Schatten des Elbenlichts auf seinem Gesicht. »Miss Collins«, setzte er an, »Sie sind eine der besten Kämpferinnen, die ich je trainiert habe, Nephilim mit eingeschlossen. Deshalb habe ich Ihnen diese Frage gestellt. Es wäre doch eine Schande, so viel Talent zu vergeuden. Aber vielleicht wollen Sie ja gar keine Schattenjägerin werden?«
Sophie legte das Buch ab und setzte sich Gideon gegenüber an den Tisch. Sie wusste, dass sie eigentlich zögern und scheinbar über die Frage nachdenken sollte, aber die Antwort kam ihr über die Lippen, ehe sie sie zurückhalten konnte: »Ich habe nie etwas anderes gewollt, als Schattenjägerin zu werden.«
Interessiert beugte Gideon sich vor, sodass das Elbenlicht ihm in die Augen schien und ihnen jede Farbe nahm. »Haben Sie keine Angst wegen der damit verbundenen Gefahren? Je älter der Aszendierende ist, umso riskanter wird der gesamte Vorgang. Ich habe gehört, dass der Rat darüber nachdenkt, das Alter eines potenziellen Aszendierenden auf vierzehn oder sogar zwölf Jahre herabzusetzen.«
Doch Sophie schüttelte den Kopf. »Ich habe das Risiko nie gefürchtet und würde es gerne in Kauf nehmen. Meine einzige Sorge ist nur … wenn ich den Antrag stelle, könnte Mrs Branwell mich vielleicht für undankbar halten … nach allem, was sie für mich getan hat. Sie hat mir das Leben gerettet und mich in ihre Obhut genommen, hat mir Sicherheit und ein Zuhause geschenkt. Ich möchte ihr nicht für ihre Güte dadurch danken, dass ich aus ihren Diensten austrete.«
»Nein.« Gideon schüttelte den Kopf. »Sophie … Miss Collins … Sie sind eine freie Dienstbotin in einem Schattenjägerhaushalt. Sie besitzen das Zweite Gesicht. Und Sie wissen bereits alles, was es über Schattenweltler und Schattenjäger zu wissen gibt. Sie sind die perfekte Kandidatin für eine Aszension.« Entschlossen legte er eine Hand auf die Dämonenabhandlung. »Ich habe ein Stimmrecht in der Kongregation … ich könnte mich für Sie einsetzen.«
»Ich … ich kann nicht«, erwiderte Sophie leise. Verstand er denn nicht, wie groß die Versuchung war, der er sie aussetzte? »Und ganz gewiss nicht jetzt«, fügte sie hinzu.
»Nein, natürlich nicht jetzt, da Jem so krank ist«, pflichtete Gideon ihr hastig bei. »Aber vielleicht irgendwann in der Zukunft?« Seine Augen musterten ihr Gesicht.
Sophie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Der offensichtlichste und herkömmliche Weg zum Aufstieg vom Irdischen zum Schattenjäger bestand darin, einen Nephilim zu heiraten. Sophie fragte sich, was es wohl zu bedeuten hatte, dass Gideon diese Möglichkeit scheinbar ganz bewusst nicht ansprach.
»Als ich Sie eben gefragt habe, kam Ihre Antwort ohne jedes Zögern. Sie sagten, Sie hätten nie etwas anderes gewollt, als Schattenjägerin zu werden. Warum? Das Leben der Nephilim kann sehr brutal sein.«
»Jedes Leben kann brutal sein«, erwiderte Sophie. »Mein Leben vor meiner Ankunft im Institut war gewiss kein Zuckerschlecken. Vermutlich möchte ein Teil von mir deshalb Schattenjägerin werden, damit ich mich wehren kann, wenn noch einmal ein Mann mit einem Messer auf mich losgeht, so wie mein früherer Dienstherr. Ich möchte in
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