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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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überwunden. Blut klebte an seinen Lippen; ungehalten wischte er sich mit dem Ärmel seines Hemds übers Gesicht, worauf sich der Stoff scharlachrot verfärbte. Seine Augen glänzten fiebrig und seine blasse Haut glühte, doch ansonsten wirkte er vollkommen gefasst. »Will«, sagte er leise.
    »Vor zwei Monaten …«, setzte Will an, merkte dann aber, dass seine Stimme einen schrillen Ton annahm, und zwang sich, Ruhe zu bewahren. »Vor zwei Monaten habe ich genügend Yin Fen gekauft, dass der Vorrat eigentlich für ein ganzes Jahr hätte reichen müssen.«
    Jem musterte ihn mit einer Mischung aus Trotz und Trauer im Blick. »Ich habe die Dosierung erhöht«, erklärte er schließlich.
    »Erhöht? Auf wie viel?«
    Nun wandte Jem den Blick ab. »Auf das Doppelte, vielleicht auch das Dreifache.«
    »Aber wenn du die Dosis der Arznei erhöhst, verschlimmert sich dein Gesundheitszustand«, warf Will ein. Als Jem nicht darauf reagierte, hakte er mit brechender Stimme und nur einem einzigen Wort nach: »Warum?«
    »Ich will kein halbes Leben führen …«
    »Wenn du in diesem Tempo weitermachst, wirst du nicht einmal ein Fünftel erleben!«, brüllte Will und hielt dann bestürzt inne. Jems Miene hatte sich verändert und Will musste sich zwingen, das Kästchen vorsichtig zurück auf den Nachttisch zu stellen anstatt es gegen die Wand zu schleudern.
    Jem saß nun kerzengerade auf dem Bett; seine Augen funkelten zornig. »Das Leben dreht sich um mehr als nur um den Tod!«, stieß er hervor. »Sieh dir nur mal an, wie du lebst, Will. Du brennst leuchtend hell wie ein Stern. Ich habe in den vergangenen Jahren immer nur so viel von der Substanz eingenommen, dass sie mich gerade am Leben erhielt – aber nie genug, dass ich mich wirklich wohlgefühlt hätte. Gut, hier und dort vielleicht einmal eine kleine Extradosis vor einem Kampf für mehr Kraft, doch ansonsten nur ein halbes Leben … ein Dasein im grauen Dämmerzustand …«
    »Aber warum hast du die Dosierung gerade jetzt erhöht? Hängt das etwa mit der Verlobung zusammen?«, fragte Will drängend. »Hast du es wegen Tessa getan?«
    »Du darfst ihr daran keine Schuld geben. Es war allein meine Entscheidung. Sie weiß nichts davon.«
    »Tessa würde auch wollen, dass du noch länger lebst, James …«
    »Aber ich habe nicht mehr lange zu leben!«, brauste Jem auf und sprang vom Bett auf; seine Wangen glühten. Will hatte ihn noch nie so wütend erlebt. »Ich habe nicht mehr lange zu leben und es ist meine Entscheidung, für kurze Zeit für sie da zu sein und so hell zu brennen, wie ich es will – anstatt ihr für lange Zeit jemanden aufzubürden, der nur noch halb am Leben ist. Es ist meine eigene Entscheidung, William, und du kannst sie mir nicht abnehmen.«
    »Vielleicht kann ich das ja doch. Schließlich bin ich immer losgezogen, um das Yin Fen für dich zu besorgen …«
    Bei diesen Worten wich jede Farbe aus Jems Gesicht. »Wenn du dich weigerst, kaufe ich es eben selbst. Ich war immer dazu bereit, aber du hast ja bisher darauf bestanden, das zu übernehmen. Und wo wir gerade dabei sind …« Er zog den Familienring der Carstairs von seinem Finger und hielt ihn Will entgegen. »Hier, nimm ihn.«
    Widerstrebend warf Will einen Blick auf den Ring und schaute dann Jem wieder ins Gesicht. Ihm schossen ein Dutzend abscheulicher Dinge durch den Kopf, die er nun sagen oder tun konnte. Niemand legte seine alten Charakterzüge einfach ab und Will hatte so viele Jahre lang Grausamkeit als Wesenszug vorgetäuscht, dass er auch jetzt noch als Erstes auf diese Täuschung zurückgriff – so wie jemand seine Kutsche geistesabwesend zu einem Haus lenkt, in dem er sein Leben lang gewohnt hat, auch wenn er inzwischen längst umgezogen ist. »Willst du jetzt etwa mich heiraten?«, fragte er schließlich.
    »Verkauf den Ring«, erwiderte Jem. »Mach ihn zu Geld. Ich habe dir ja schon früher gesagt, dass du nicht für meine Arznei bezahlen sollst. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich die Schulden für deine illegalen Substanzen beglichen und ich erinnere mich daran, dass das kein angenehmes Gefühl war.«
    Will zuckte zusammen und blickte erneut auf den Familienring in Jems blutleerer, narbenübersäter Handfläche. Dann nahm er die Finger seines Freundes und schloss sie behutsam um den Ring. »Wann haben wir eigentlich unsere Rollen getauscht, sodass du jetzt unvernünftig und leichtsinnig bist und ich so vorsichtig? Seit wann muss ich dich vor dir selbst beschützen? Bisher warst du

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