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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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tapfer von mir, einfach so am frühen Morgen zu verschwinden, noch bevor Ihr aufgewacht seid … und Euch nur eine kurze Nachricht zu hinterlassen, in der ich Euch über meine Abwesenheit informierte. Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, Euch gegenüberzutreten, wusste ich doch, dass mein Beschluss unverrückbar feststand, auch wenn dieser mich zu einer der pflichtvergessensten Töchter macht.
    Wie kann ich meine Entscheidung erklären? Wie soll ich erläutern, wie es dazu gekommen ist? Das Ganze erscheint mir, selbst heute noch, grenzenlos unvernünftig. Und tatsächlich ist hier jeder Tag noch verrückter als der vorherige. Du hattest recht, Vater, als Du gesagt hast, das Leben eines Schattenjägers sei wie ein Fiebertraum …
    Wütend strich Cecily die gerade geschriebenen Zeilen durch, zerknüllte den Briefbogen mit einer Hand und ließ den Kopf auf den Tisch sinken.
    Sie hatte schon so oft versucht, diesen Brief aufzusetzen, doch bisher ohne Erfolg. Vielleicht war auch jetzt nicht der richtige Moment dafür, überlegte sie, weil sie seit der Rückkehr zum Institut versucht hatte, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen. Alle hatten sich um Jem gekümmert, und nachdem Will sich noch im Garten der Lightwoods kurz nach ihren Verletzungen erkundigt hatte, war er ohne ein weiteres Wort im Institut verschwunden. Henry hatte sich auf die Suche nach Charlotte gemacht, Gideon hatte seinen Bruder beiseitegenommen und kurz darauf hatte Cecily sich allein auf den Eingangsstufen des Instituts wiedergefunden.
    Leise war sie in ihr Zimmer gegangen und hatte sich auf ihrem weichen Bett zusammengerollt, ohne sich die Mühe zu machen, die Schattenjägermontur abzustreifen. Und während sie im dämmrigen Zimmer dalag und auf die gedämpften Geräusche von Londons Verkehr lauschte, die durch das Fenster hereindrangen, hatte sie plötzlich einen überwältigenden Anfall von Heimweh verspürt. Ihre Gedanken waren zu den grünen Hügeln von Wales gewandert und zu ihren Eltern – und im nächsten Augenblick war sie aufgesprungen, als hätte sie jemand aus dem Bett gestoßen, war zum Schreibtisch geeilt, hatte nach Papier und Stift gegriffen und sich in der Eile die Finger mit Tinte bekleckert. Dennoch wollten sich die richtigen Worte einfach nicht einstellen. Cecily spürte, dass Reue und Einsamkeit ihre gesamte Gefühlswelt beherrschten, aber es gelang ihr nicht, diese Empfindungen in Gedanken zu fassen, die sie ihren Eltern in einem Brief zumuten konnte.
    Im selben Moment klopfte es an der Tür. Cecily griff hastig nach einem der Bücher auf ihrem Tisch, schlug es auf, als würde sie darin lesen, und rief dann: »Herein!«
    Die Tür schwang auf und Tessa erschien zögernd im Türrahmen. Sie hatte das ruinierte Brautkleid gegen ein schlichtes Gewand aus blauem Musselin getauscht; unter dem Kragen glitzerten ihre beiden Halsketten mit dem Klockwerk-Engel und dem Jadeanhänger, den Jem ihr zur Verlobung geschenkt hatte.
    Neugierig musterte Cecily Tessa. Obwohl die beiden freundschaftlich miteinander umgingen, standen sie einander nicht nahe. Tessa zeigte ihr gegenüber eine gewisse Zurückhaltung, die Cecily auf ihre Anwesenheit im Institut zurückführte; doch das war nur eine vage Vermutung. Hinzu kam, dass Tessa etwas Übersinnliches und Eigentümliches an sich hatte. Cecily wusste, dass Tessa ihre Gestalt wandeln und das Äußere einer anderen Person annehmen konnte – und genau das fand Cecily irgendwie unnatürlich. Wie sollte man das wahre Gesicht seines Gegenübers erkennen, wenn dieses so schnell gewechselt werden konnte wie die Kleidung am Körper? »Ja, bitte?«, fragte Cecily. »Was gibt es, Miss Gray?«
    »Bitte nenn mich Tessa«, erwiderte die junge Frau und schloss die Tür. Tessa bat Cecily nicht zum ersten Mal, sie mit ihrem Vornamen anzusprechen und sie zu duzen, aber eine Mischung aus Gewohnheit und Sturheit hatte sie bisher davon abgehalten. »Ich wollte mich erkundigen, ob mit dir alles in Ordnung ist und ob du vielleicht etwas brauchst«, sagte Tessa.
    »Ah.« Cecily verspürte eine leichte Enttäuschung. »Mir geht es gut.«
    Vorsichtig trat Tessa einen Schritt vor. »Ist das da etwa Große Erwartungen?«
    »Ja«, bestätigte Cecily, verschwieg aber geflissentlich, dass sie Will beim Lesen des Romans gesehen und das Buch später mitgenommen hatte, um die Gedankenwelt ihres Bruders besser zu verstehen. Bis jetzt fühlte sie sich aber noch ziemlich ratlos: Pip war trübselig und Estella so grässlich, dass

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