Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
gekränkt. Oder unglücklich. Ganz im Gegenteil.«
    Ein Lächeln breitete sich auf Jems Gesicht aus und seine Augen leuchteten vor Freude. »Dann hat es dir also gefallen.«
    »Ich hatte das Gefühl, dass ich in der Musik deine Seele sehen konnte. Und sie war einfach wunderschön.« Tessa beugte sich vor und berührte vorsichtig sein Gesicht, die glatte Haut über den spitzen Wangenknochen, seine Haare, die wie Federn über ihre Hand streiften. »Ich habe Flüsse gesehen, Boote wie Blüten, alle Farben des Nachthimmels.«
    Jem atmete auf und ließ sich auf den Boden vor Tessas Sessel sinken, als hätte er jede Kraft verloren. »Das ist ein mächtiger Zauber«, sagte er und lehnte seine Schläfe gegen ihr Knie, während sie ihm weiterhin durch die Haare strich und die weichen Strähnen zwischen ihren Fingern hindurchgleiten ließ. »Meine Eltern waren beide musikbegeistert«, sagte Jem abrupt. »Mein Vater hat Geige gespielt und meine Mutter die Qin. Ich habe mich für die Geige entschieden, obwohl ich eigentlich beide Instrumente hätte lernen können. Manchmal bedaure ich meine Entscheidung, weil es einige chinesische Melodien gibt, die man auf der Geige nicht spielen kann, aber von denen meine Mutter bestimmt gewollt hätte, dass ich sie lerne. Sie hat mir früher oft die Geschichte von Yu Boya erzählt, der ein Meister auf der Qin war. Er hatte einen guten Freund, einen Brennholzsammler namens Zhong Ziqi, für den er immer gespielt hat. Es heißt, wenn Yu Boya ein Lied über das Wasser angestimmt hat, wusste sein Freund sofort, dass er rauschende Bäche beschrieb. Und wenn er von den Bergen spielte, konnte Ziqi ihre Gipfel sehen. Dabei pflegte Yu Boya zu sagen: ›Das liegt daran, dass du meine Musik verstehst.‹« Jem blickte auf seine Hand, die locker auf seinem Knie lag. »Noch heute verwenden viele den Ausdruck ›zhi yin‹ für ›enge Freunde‹ oder ›Seelenverwandte‹, doch tatsächlich bedeutet er ›die Musik verstehen‹.« Er reckte sich und ergriff
    Tessas Hand. »Als ich eben gespielt habe, hast du gesehen, was ich gesehen habe. Du verstehst meine Musik.«
    »Aber ich weiß doch gar nichts über Musik, Jem. Ich kann keine Sonate von einer Partita unterscheiden …«
    »Nein.« Jem drehte sich um, kniete sich auf den Boden und stützte sich auf den Polsterlehnen von Tessas Sessel ab. Sie waren einander nun so nah, dass Tessa die schweißfeuchten Haare an seinen Schläfen und im Nacken sehen und seinen Geruch nach Kolofonium und Karamellzucker wahrnehmen konnte. »Das ist nicht die Art von Musik, die ich meine«, fuhr Jem fort. »Ich meine …« Er schnaubte frustriert, nahm erneut Tessas Hand, führte sie an die Brust und drückte sie flach auf sein Herz. Der beständige Schlag pulsierte unter ihrer Handfläche. »Jedes Herz hat seine eigene Melodie«, sagte er. »Und du kennst die meines Herzens.«
    »Wie ist die Geschichte mit den beiden weitergegangen? Der Brennholzsammler und der Musiker?«, wisperte Tessa.
    Jem schenkt ihr ein trauriges Lächeln. »Zhong Ziqi starb und Yu Boya spielte sein letztes Lied am Grab seines Freundes. Dann zerbrach er seine Qin und rührte nie wieder ein Instrument an.«
    Tessa spürte, wie ihr heiße Tränen in die Augen stiegen und unter ihren Wimpern hervorzuquellen drohten. »Was für eine schreckliche Geschichte.«
    »Findest du?« Jems Herzschlag setzte einen Moment aus und stolperte unter Tessas Fingerspitzen. »Während die beiden miteinander befreundet waren, komponierte Yu Boya einige der großartigsten Musikstücke, die wir kennen. Wäre er dazu auch ohne seinen Freund in der Lage gewesen? Unser Herz benötigt einen Spiegel, Tessa. Wir sehen unser besseres Ich in den Augen derjenigen, die uns lieben. Und es gibt eine Form von Schönheit, die nur die Endlichkeit hervorbringen kann.« Jem senkte einen Moment den Blick und schaute Tessa danach direkt in die Augen. »Ich würde dir alles von mir geben«, sagte er. »Ich würde dir in zwei Wochen mehr von mir schenken als die meisten Männer in ihrem ganzen Leben.«
    »Es gibt nichts, was du mir nicht schon geschenkt hättest, nichts, worüber ich unzufrieden wäre …«
    »Aber ich bin nicht zufrieden«, wandte Jem ein. »Ich möchte mit dir verheiratet sein. Normalerweise würde ich bis in alle Ewigkeit auf dich warten, aber …«
    Aber uns bleibt keine Ewigkeit. »Ich habe keine Verwandten mehr«, sagte Tessa langsam, den Blick fest auf Jem geheftet. »Und auch keinen Vormund. Niemanden, der über…eine

Weitere Kostenlose Bücher