Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
er kreidebleich im Gesicht und vermied jeden Blickkontakt mit Tessa.
»Jem, der Rat …«, wandte Charlotte ein, klopfte Henry ein letztes Mal auf den Rücken und richtete sich mit einem besorgten Ausdruck in den Augen auf. »Die Ratsmitglieder haben eurer Hochzeit noch nicht zugestimmt. Ihr könnt euch ihnen nicht widersetzen …«
»Aber wir können auch nicht auf sie warten«, entgegnete Jem. »Es könnte Monate, wenn nicht Jahre dauern…Du weißt doch, wie sie sind: Sie zögern eine Entscheidung lieber endlos hinaus, als eine möglicherweise unangenehme Antwort geben zu müssen.«
»Außerdem ist es nicht so, als ob unsere Hochzeit ganz oben auf ihrer Prioritätenliste stünde«, gab Tessa zu bedenken. »Im Moment haben die Analyse von Benedict Lightwoods Unterlagen und die Suche nach Mortmain Vorrang. Unsere Hochzeit ist eher eine persönliche Angelegenheit.«
»Für den Rat ist nichts eine persönliche Angelegenheit«, sagte Will. Seine Stimme klang hohl und seltsam, als befände er sich weit, weit weg.
Aber an der Kehle konnte Tessa seine Halsschlagader pulsieren sehen. Unwillkürlich musste sie an die fragile Beziehung denken, die sie während der vergangenen Tage vorsichtig aufgebaut hatten, und sie fragte sich, ob diese Nachricht all das zerstören würde – wie eine Woge, die ein zerbrechliches Boot gegen die Klippen schleudert.
»Meine Eltern … als sie heiraten wollten …«, setzte er an.
»Über eine Eheschließung mit Irdischen existieren bereits Gesetze«, unterbrach Jem ihn. »Aber über die Ehe zwischen einem Nephilim und dem, was Tessa ist, gibt es nichts Verbindliches. Und wenn es sein muss, bin ich – genau wie dein Vater damals – bereit, meine Schattenjägerprivilegien aufzugeben.«
»James …«
»Ich hätte gedacht, dass von allen Leuten gerade du derjenige wärst, der es verstehen würde«, erwiderte Jem und warf Will einen verwunderten und zugleich gekränkten Blick zu.
»Ich sage ja gar nicht, dass ich es nicht verstehe. Aber ich bitte dich, darüber nachzudenken …«
»Ich habe nachgedacht.« Jem lehnte sich zurück. »Und ich bin im Besitz einer irdischen Heiratserlaubnis, rechtmäßig erworben und unterzeichnet. Tessa und ich könnten in jede Kirche spazieren, die uns gefällt, und uns noch heute trauen lassen. Natürlich wäre es mir viel lieber, wenn ihr alle dabei wärt, aber wenn das nicht möglich ist, werden wir uns davon nicht abhalten lassen.«
»Ein Mädchen zu heiraten, nur um sie zur Witwe zu machen …«, bemerkte Gabriel Lightwood. »Viele würden das nicht gerade als Geschenk bezeichnen.«
Bei diesen Worten erstarrte Jem neben Tessa und seine Hand versteifte sich. Will machte einen Schritt vorwärts, doch Tessa war bereits aufgesprungen und durchbohrte Gabriel Lightwood mit den Augen. »Wehe, Sie sprechen noch einmal über unsere Pläne, als hätte Jem als Einziger eine Wahl und ich nicht«, fuhr sie ihn an und fixierte ihn mit einem eisigen Blick. »Ich habe der Verlobung aus freien Stücken zugestimmt und ich habe auch keinerlei Illusionen wegen Jems Gesundheit. Ich habe mich freiwillig entschieden, mit ihm zusammen zu sein – wie viele Tage oder Minuten uns auch immer vergönnt sein mögen. Und ich schätze mich glücklich über jede Sekunde mit ihm.«
Gabriels Augen waren so kalt wie der Ozean vor Neufundland. »Ich war nur um Ihr Wohlergehen besorgt, Miss Gray.«
»Sie sollten sich lieber um Ihr eigenes Wohlergehen kümmern«, konterte Tessa.
Aufgebracht kniff Gabriel seine grünen Augen zu Schlitzen. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich denke, die Dame meint damit, dass nicht sie diejenige ist, die ihren eigenen Vater getötet hat«, erwiderte Will gedehnt. »Oder hast du dich tatsächlich so schnell davon erholt, dass wir uns über deine momentane Befindlichkeit keine Sorgen zu machen brauchen, Gabriel?«
Cecily schnappte keuchend nach Luft, während Gabriel wütend auffuhr. Der Ausdruck auf seinem Gesicht erinnerte Tessa wieder an den jungen Mann, der Will bei ihrer ersten Begegnung zum Zweikampf bis zum Tod herausgefordert hatte – eine Mischung aus Arroganz, Härte und Hass. »Falls du es jemals wagen solltest …«, setzte er an.
»Halt!«, rief Charlotte, verstummte dann aber, da das Quietschen des rostigen Institutstors und das Klappern von Hufen durch das Fenster drang. »Beim Erzengel. Jessamine.« Rasch erhob sie sich von ihrem Stuhl und warf die Serviette auf ihren Teller. »Kommt, wir müssen nach unten gehen und sie
Weitere Kostenlose Bücher