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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gar der Eidam des reichen Perpignanesers!
    Alle stimmten also darin überein, baldigst nach Oran zurückzukehren. Ueber Jean Taconnat und Marcel Lornans wäre nur Einzelnes zu bemerken.
    Der Erstere, der nun endgiltig aus dem Reich der Träume, wohin ihn seine Phantasie verlockt hatte, zurückgekommen war, rief an jenem Morgen:
    »Hoch, Dardentor soll leben! Da es uns nicht beschieden war, seine Söhne zu werden, so bin ich doch entzückt, daß die reizende Louise seine Tochter wird. – Und Du, Marcel?«…
    Der junge Mann schwieg.
    »Doch, fuhr der Andere fort, ist das auch, vom gesetzlichen Standpunkte aus betrachtet, wirklich giltig?
    – Was denn?
    – Ein Kampf gegen Löwen?
    – Ob gegen Thiere oder gegen Menschen, ein Kampf bleibt immer ein Kampf, und es ist nicht zu bestreiten, daß Fräulein Elissane Herrn Dardentor gerettet hat.
    – Ei, Marcel, es ist doch ein Glück, daß wir nicht gleichzeitig mit Fräulein Louise Elissane an der rettenden That betheiligt waren.
    – Weshalb denn ein Glück?
    – Weil er uns vielleicht alle Drei hätte adoptieren wollen…. In diesem Falle wäre sie unsre Schwester geworden und Du hättest nie daran denken können….
    – Ja freilich, antwortete Marcel Lornans gereizt, das Gesetz verbietet die Ehe zwischen…. Uebrigens denk’ ich gar nicht mehr daran….
    – Armer Freund!… Armer Junge! Du liebst sie doch wohl?
    – Ach ja, Jean, von ganzem Herzen!
    – Welch ein Unglück, daß Du es nicht warst, der den zweifachen Millionär rettete!… Er hätte Dich zum Sohn erkoren, und dann…«
    Ja, welch ein Unglück, das die beiden jungen Leute auch in recht trübe Stimmung versetzte, als der Zug, nachdem er im Norden die gewaltige Bergmasse des Tessala umkreist hatte, die Richtung nach Oran einschlug. Herr Dardentor hatte von Sidi-bel-Abbès also nichts gesehen, weder seine Wasser-und Windmühlen, noch seine Gyps-und Ziegelbrennereien oder seine bedeutenden Gerbereien, er hatte weder das Civil-noch das Militärquartier besucht, war nicht durch seine sich rechtwinklig schneidenden und mit schönen Platanen geschmückten Straßen gewandert, hatte nicht von dem frischen Wasser seiner zahlreichen Fontänen gekostet, war nicht durch die vier Thore seiner Ringmauer gekommen und hatte auch die prächtige Baumschule vor dem Dayathore nicht besucht.
    Kurz, nachdem die Locomotive auf etwa zwanzig Kilometer dem Bett des Sig gefolgt, durch den Flecken Trembles und das Städtchen Saint-Lucien gekommen war und nachdem sie in Sainte-Barbe du Tlélat die Linie von Algier nach Oran erreicht hatte, lief sie nach einer Strecke von achtundsiebzig Kilometern gegen Mittag in den Hafen der Provinzialhauptstadt ein.
    Endlich war die Rundreise glücklich abgeschlossen, bei der sich freilich einige von der Algerischen Eisenbahngesellschaft im Programme nicht vorhergesehene Zwischenfälle zugetragen hatten, die die Ausflügler gewiß niemals vergaßen.
     

    Sie waren enttäuscht, wüthend… (S. 236.)
     
    Während sich nun Herr Dardentor und die beiden Pariser nach ihrem Hôtel am Platze der Republik begaben, suchten Frau Elissane, ihre Tochter und die Désirandelle’s nach vierzehntägiger Abwesenheit das Haus in der Alten Schloßstraße wieder auf.
    Bei Dardentor durfte aber eine Sache nicht »verschleppt« werden – wir erlauben uns dieses Wort ohne Scheu, Patrice damit vor den Kopf zu stoßen. Er betrieb eifrigst die Angelegenheit dieser Adoption, die übrigens ziemlich compliciert ist.
     

    »Du wirst mein Neffe, Bürschchen! (S. 237.)
     
    Wenn er noch nicht fünfzig Jahre alt war, für Louise während ihrer Minorität nicht gesorgt hatte, so stand doch fest, daß ihn Louise Elissane, entsprechend dem Artikel 345 des Civilgesetzbuches, aus einem Kampfe gerettet hatte. Die für den Adoptanten und den zu Adoptierenden vorgeschriebenen Bedingungen waren damit also erfüllt. Da unser Perpignaneser in dieser Zeit gar häufig nach der Alten Schloßstraße gerufen wurde, fand er es praktischer, gleich ganz in Frau Elissane’s Haus überzusiedeln.
    Inzwischen konnte man aber beobachten, daß der sonst so redselige und mittheilsame Herr Dardentor immer einsilbiger, fast schweigsam geworden war.
    Die Désirandelle’s beunruhigte das, wenn sie die Hilfswilligkeit ihres Freundes auch nicht in Zweifel zogen. Auf Drängen seines Vaters und seiner Mutter bewarb sich Agathokles nun etwas dringlicher um eine Erbin, die einst mehr hunderttausend Francs besitzen sollte, als sie jetzt Jahre zählte.
    Die

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