Clovis Dardentor
Kabine seines Herrn gegen jede Beschädigung gesichert
unterzubringen, ging wieder nach dem Hafen hinunter.
Jenseits des Theaters bogen die Besucher auf einen brei-
ten Weg, den Paseo de la Rambla, ein, der sie in einer Länge
von 3000 Metern nach der Plaza de Jesus brachte. Der Paseo
ist von Kirchen und Klöstern eingefaßt, unter anderem dem
Kloster der Schwestern der heiligen Madeleine, das der Ka-
serne der Infanterie gegenüberliegt.
Am Ende des Jesusplatzes befindet sich das gleichnamige
Tor, das den bastionierten Mittelwall durchbricht, über den
sich Telegrafendrähte hinziehen. Auf allen Seiten des Plat-
zes stehen Häuser mit Sonnenzelten über den Balkons und
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mit grünlichen Klappläden vor den Fenstern. Zur Linken
stehen auch einige Bäume, die diese Ecke des von der Nach-
mittagssonne begossenen Platzes schmücken.
Durch die weite Toröffnung erblickt man die grünende
Landschaft, durchschnitten von einer Straße, die sich nach
dem Terreno hin senkt und dann zum Schloß von Bellver
führt.
7. KAPITEL
Worin Clovis Dardentor vom Schloß Bellver schneller
zurückkehrt, als er hingekommen war
Es war jetzt halb 5, also noch genügend Zeit, den Ausflug
bis zu jenem Castillo auszudehnen, dessen bevorzugte Lage
der Führer gerühmt hatte, sein Inneres zu besichtigen und
die Plattform seines Hauptturms zu ersteigen, um einen
Blick über das Küstenland der Bai von Palma zu genießen.
Mit dem Wagen kann man binnen 40 Minuten dahinge-
langen, wenn das Gespann auf den bergigen Wegen nicht
gar so langsam geht. Das war jedoch nur eine Geldfrage und
diese wieder leicht zu lösen zugunsten der drei Ausflügler,
die Kapitän Bugarach nicht abwarten würde, wenn sie sich
verspäteten. Der Perpignaneser wußte ja davon zu erzäh-
len.Dicht am Jesustor hielten ein halbes Dutzend Galeras,
die nur darauf warteten, im Galopp ihrer lebhaften Maul-
tiere nach der Straße vor der Stadt davonzujagen. Es war
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das die Gewohnheit dieser leicht gebauten und bewegli-
chen Gefährte, die über Stufen hinweg, auf abfallendem wie
auf ansteigendem Weg eine andere Gangart als Galopp gar
nicht zu kennen scheinen.
Der Führer winkte einen der Wagen heran, dessen Be-
spannung Clovis Dardentor – und der verstand sich dar-
auf – für passend erklärte. Er war ja früher oft durch die
Straßen von Perpignan gefahren und es wäre für ihn nicht
das erste Mal gewesen, wenn er selbst den Kutscher hätte
spielen müssen.
Jetzt bot sich aber keine Gelegenheit, seine Talente als
Sportsmann leuchten zu lassen, denn der wirkliche Kut-
scher der Galera behielt die Zügel selbst in der Hand.
Unter solchen Umständen erschien es also so gut wie si-
cher, daß die Fahrt ohne Unfall verlaufen würde, und Jean
Taconnat sah seine Hoffnungen auf eine »traumatische
Adoption«, wie Marcel Lornans sagte, wieder einmal ver-
blassen.
»Nun, meine Herren«, fragte der Führer, »genügt Ihnen
diese Galera?«
»Vollständig«, versicherte Marcel Lornans, »und wenn
Sie Platz nehmen wollen, Herr Dardentor . . .«
»Sofort, meine jungen Freunde. Nach Ihnen, Herr Mar-
cel.«»Nein, nach Ihnen, Herr Dardentor.«
»Ich tu’ es aber nicht anders!«
Um den Austausch höflicher Redensarten nicht noch
auszudehnen, stieg Marcel Lornans zuerst ein.
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»Nun, und Sie, Herr Taconnat«, fuhr Clovis Dardentor
fort, »was fehlt Ihnen denn? . . . Sie machen ein so nach-
denkliches Gesicht! . . . Wo ist Ihr gewohnter Humor denn
hingekommen?«
»Ich . . . Herr Dardentor? . . . Mir fehlt nichts . . . ich ver-
sichre Ihnen . . . gar nichts.«
»Sie befürchten doch nicht, daß uns mit diesem Gefährt
ein Unfall zustoßen könnte?«
»Ein Unfall, Herr Dardentor?« erwiderte Jean Taconnat,
die Achseln zuckend. »Warum sollte uns denn ein Unfall
zustoßen? Ich glaube an keine Unfälle!«
»Ich auch nicht, junger Mann, und ich gebe Ihnen die
Versicherung, daß unsere Galera nicht kentern wird . . .«
»Und wenn sie dennoch kentern sollte, müßte sie dabei
in einen Fluß, einen See, einen Teich, wenigstens in einen
Wassertrog fallen . . . sonst gilt es ja nicht!«
»Was . . . es würde nicht gelten? . . . Oh, sie ist stark, un-
sere Galera!« rief Herr Dardentor, die Augen weit aufrei-
ßend.
»Ich wollte damit sagen«, fuhr Jean Taconnat fort, »daß
der Text des Zivilgesetzbuchs es ausdrücklich verlangt . . .
Nur wenn . . . Nun, ich weiß ja schon . .
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