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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Aus-
    schlag. Bei der Vergnügungsreise werde sich Agathokles ge-
    wiß in ganz neuem Licht zeigen, Fräulein Louise ihn aber
    nach Verdienst schätzen lernen und nach der Rückkehr
    würde die Heirat beschlossen.
    »Doch werden die Herren Lornans und Taconnat auch
    an der Fahrt teilnehmen?« fragte die vorsichtige Frau Elis-
    sane.
    »Nein, leider nicht! In einigen Tagen gedenken sie in
    Dienst zu treten, und das würde sie zu lange aufhalten.«
    Frau Elissane schien befriedigt zu sein.
    — 205 —
    Nach der Zustimmung der Mutter galt es aber auch noch
    die des jungen Mädchens einzuholen.
    Hier hatte Herr Dardentor schwere Arbeit. Sie wider-
    setzte sich sichtlich dieser Reise, während der sie in fort-
    währender Berührung mit der Familie Désirandelle bleiben
    mußte. In Oran war Agathokles wenigstens häufig außer
    Haus und wurde meist nur zur Essenszeit sichtbar – die
    einzige Zeit, wo er den Mund wirklich auftat, doch auch
    da nicht zum Plaudern. Im Waggon, im Wagen, in der Ka-
    rawane würde er immer in der Nähe sein. Diese Aussicht
    konnte Louise Elissane nicht reizen. Der junge Mann miß-
    fiel ihr nun einmal, und es wäre vielleicht das klügste gewe-
    sen, ihrer Mutter rundheraus zu erklären, daß sie ihn nie
    heiraten würde. Sie kannte aber diese entschlossene, zähe
    Frau, die nicht geneigt war, auf ihre Projekte zu verzich-
    ten. Im Grunde schien es auch wirklich besser, daß die gute
    Dame selbst das Unpassende dieser geplanten Ehe einsah.
    Herr Dardentor entwickelte eine unwiderstehliche Be-
    redsamkeit. Er war in dem guten Glauben, daß diese Reise
    dem Erben der Désirandelles Gelegenheit geben würde,
    sich vorteilhafter zu zeigen, und er hoffte, daß der Wunsch
    seiner alten Freunde doch schließlich in Erfüllung ginge. Es
    wäre ein großer Kummer für sie, wenn die Sache scheiterte.
    Obgleich das dem jungen Mädchen gewiß keine Schmerzen
    machte, erhielt er zuletzt doch die Zusage, daß sie sich mit
    den Vorbereitungen zur Reise beschäftigen werde.
    »Sie werden mir’s später danken«, wiederholte er . . . »ja,
    sie werden mir’s schon noch danken!«
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    Patrice, der nun von dem Vorhaben unterrichtet wurde,
    verhehlte seinem Herrn gar nicht, daß diese Reise nicht sei-
    nen vollen Beifall habe. Er machte Einwände . . . da würden
    jedenfalls auch andere Touristen dabeisein . . . man wisse
    doch nicht wer . . . und . . . so mit anderen zusammenzule-
    ben . . . so ein Mischmasch . . .
    Sein Herr erklärte ihm dagegen nur, er habe sich bereit-
    zuhalten, daß am Abend des 10. Mai, also binnen 48 Stun-
    den, die Reisetaschen gepackt seien.
    Als Herr Dardentor den beiden jungen Leuten den Ent-
    schluß der Familien Elissane und Désirandelle, sowie sei-
    nen eigenen, mitteilte, beeilte er sich, ihnen sein Bedauern,
    sein lebhaftes, aufrichtiges Bedauern auszudrücken, daß sie
    ihn nicht begleiten könnten. Das wäre erst das volle Ver-
    gnügen gewesen, mit ihnen vereint zu »karawanen« – so
    drückte er sich aus – und einige Wochen durch die Provinz
    Oran zu pilgern!
    Marcel Lornans und Jean Taconnat gaben ihr ebenso
    aufrichtiges wie nicht minder lebhaftes Bedauern kund.
    Nachdem sie jetzt aber schon 10 Tage lang in Oran weil-
    ten, konnten sie nicht länger zögern, ihre Stellung hier zu
    sichern.
    Am nächsten Abend freilich, am Vorabend der geplan-
    ten Reise und nach Verabschiedung von Herrn Dardentor,
    wechselten die beiden Vettern folgende Fragen und Ant-
    worten:
    »Sag’ einmal, Jean . . .«
    »Was willst du, Marcel?«
    — 207 —
    »Sollte denn eine Verzögerung von 2 Wochen . . .«
    »Länger als 14 Tage dauern? . . . Nein, Marcel, ich glaube
    das wenigstens nicht . . . auch nicht in Algerien!«
    »Wenn wir nun mit Herrn Dardentor reisten . . .«
    »Reisen, Marcel? . . . Den Vorschlag machst du mir . . . du,
    der mir für mein Rettungswerk nicht einmal 14 Tage bewil-
    ligen wollte?«
    »Ja, Jean . . . weil hier . . . in Oran . . . die Stadt ist so fried-
    lich . . . da könntest du keinen Erfolg erzielen. Auf so einer
    Rundreise aber . . . wer weiß . . . da kann irgend etwas vor-
    kommen . . .«
    »He, Marcel, es wäre ja möglich. Feuer . . . Wasser . . . be-
    sonders ein Kampf . . . Und auf diese Idee bist du nur verfal-
    len, um mir keine Gelegenheit entschlüpfen zu lassen?«
    »Einzig deshalb!« versicherte Marcel Lornans.
    »Spaßvogel du!« antwortete Jean Taconnat.
    10. KAPITEL
    Worin sich auf der Eisenbahn von Oran nach Saïda
    eine erste und

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