Clovis Dardentor
Aus-
schlag. Bei der Vergnügungsreise werde sich Agathokles ge-
wiß in ganz neuem Licht zeigen, Fräulein Louise ihn aber
nach Verdienst schätzen lernen und nach der Rückkehr
würde die Heirat beschlossen.
»Doch werden die Herren Lornans und Taconnat auch
an der Fahrt teilnehmen?« fragte die vorsichtige Frau Elis-
sane.
»Nein, leider nicht! In einigen Tagen gedenken sie in
Dienst zu treten, und das würde sie zu lange aufhalten.«
Frau Elissane schien befriedigt zu sein.
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Nach der Zustimmung der Mutter galt es aber auch noch
die des jungen Mädchens einzuholen.
Hier hatte Herr Dardentor schwere Arbeit. Sie wider-
setzte sich sichtlich dieser Reise, während der sie in fort-
währender Berührung mit der Familie Désirandelle bleiben
mußte. In Oran war Agathokles wenigstens häufig außer
Haus und wurde meist nur zur Essenszeit sichtbar – die
einzige Zeit, wo er den Mund wirklich auftat, doch auch
da nicht zum Plaudern. Im Waggon, im Wagen, in der Ka-
rawane würde er immer in der Nähe sein. Diese Aussicht
konnte Louise Elissane nicht reizen. Der junge Mann miß-
fiel ihr nun einmal, und es wäre vielleicht das klügste gewe-
sen, ihrer Mutter rundheraus zu erklären, daß sie ihn nie
heiraten würde. Sie kannte aber diese entschlossene, zähe
Frau, die nicht geneigt war, auf ihre Projekte zu verzich-
ten. Im Grunde schien es auch wirklich besser, daß die gute
Dame selbst das Unpassende dieser geplanten Ehe einsah.
Herr Dardentor entwickelte eine unwiderstehliche Be-
redsamkeit. Er war in dem guten Glauben, daß diese Reise
dem Erben der Désirandelles Gelegenheit geben würde,
sich vorteilhafter zu zeigen, und er hoffte, daß der Wunsch
seiner alten Freunde doch schließlich in Erfüllung ginge. Es
wäre ein großer Kummer für sie, wenn die Sache scheiterte.
Obgleich das dem jungen Mädchen gewiß keine Schmerzen
machte, erhielt er zuletzt doch die Zusage, daß sie sich mit
den Vorbereitungen zur Reise beschäftigen werde.
»Sie werden mir’s später danken«, wiederholte er . . . »ja,
sie werden mir’s schon noch danken!«
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Patrice, der nun von dem Vorhaben unterrichtet wurde,
verhehlte seinem Herrn gar nicht, daß diese Reise nicht sei-
nen vollen Beifall habe. Er machte Einwände . . . da würden
jedenfalls auch andere Touristen dabeisein . . . man wisse
doch nicht wer . . . und . . . so mit anderen zusammenzule-
ben . . . so ein Mischmasch . . .
Sein Herr erklärte ihm dagegen nur, er habe sich bereit-
zuhalten, daß am Abend des 10. Mai, also binnen 48 Stun-
den, die Reisetaschen gepackt seien.
Als Herr Dardentor den beiden jungen Leuten den Ent-
schluß der Familien Elissane und Désirandelle, sowie sei-
nen eigenen, mitteilte, beeilte er sich, ihnen sein Bedauern,
sein lebhaftes, aufrichtiges Bedauern auszudrücken, daß sie
ihn nicht begleiten könnten. Das wäre erst das volle Ver-
gnügen gewesen, mit ihnen vereint zu »karawanen« – so
drückte er sich aus – und einige Wochen durch die Provinz
Oran zu pilgern!
Marcel Lornans und Jean Taconnat gaben ihr ebenso
aufrichtiges wie nicht minder lebhaftes Bedauern kund.
Nachdem sie jetzt aber schon 10 Tage lang in Oran weil-
ten, konnten sie nicht länger zögern, ihre Stellung hier zu
sichern.
Am nächsten Abend freilich, am Vorabend der geplan-
ten Reise und nach Verabschiedung von Herrn Dardentor,
wechselten die beiden Vettern folgende Fragen und Ant-
worten:
»Sag’ einmal, Jean . . .«
»Was willst du, Marcel?«
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»Sollte denn eine Verzögerung von 2 Wochen . . .«
»Länger als 14 Tage dauern? . . . Nein, Marcel, ich glaube
das wenigstens nicht . . . auch nicht in Algerien!«
»Wenn wir nun mit Herrn Dardentor reisten . . .«
»Reisen, Marcel? . . . Den Vorschlag machst du mir . . . du,
der mir für mein Rettungswerk nicht einmal 14 Tage bewil-
ligen wollte?«
»Ja, Jean . . . weil hier . . . in Oran . . . die Stadt ist so fried-
lich . . . da könntest du keinen Erfolg erzielen. Auf so einer
Rundreise aber . . . wer weiß . . . da kann irgend etwas vor-
kommen . . .«
»He, Marcel, es wäre ja möglich. Feuer . . . Wasser . . . be-
sonders ein Kampf . . . Und auf diese Idee bist du nur verfal-
len, um mir keine Gelegenheit entschlüpfen zu lassen?«
»Einzig deshalb!« versicherte Marcel Lornans.
»Spaßvogel du!« antwortete Jean Taconnat.
10. KAPITEL
Worin sich auf der Eisenbahn von Oran nach Saïda
eine erste und
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