Club Dead
Seitenfenster an der Fahrerseite heruntergelassen hatte. Ich versuchte, mir bei diesen Worten auch noch ein Lächeln abzuringen.
„Sind Sie die, die letzte Nacht gepfählt wurde?" Der Wer, der mich befragte, war ein finster dreinblickender, unrasierter Kerl, der nach nassem Hund roch. ,Ja."
„Wie geht's Ihnen denn so?"
„Besser, vielen Dank für die Nachfrage."
„Kommen Sie denn wieder, um sich die Kreuzigung anzugucken?"
Da hatte ich ihn doch aber ganz sicherlich mißverstanden. „Wie bitte?" hakte ich mit schwacher Stimme nach.
Der Gefährte des Griesgrams, der sich nun in die offene Tür des Wachhäuschens gestellt hatte, sagte: „Halt bloß das Maul, Doug."
Doug warf seinem Kumpanen einen wütenden Blick zu, mußte jedoch erkennen, daß der wenig beeindruckt war und zuckte die Achseln. „Gut, wir wissen Bescheid. Sie dürfen fahren."
Beide Torflügel öffneten sich - viel zu langsam für meine Begriffe. Als sie dann weit genug offenstanden und die beiden Were zurückgetreten waren, fuhr ich langsam und gesetzt vom Anwesen. Plötzlich fiel mir ein, daß ich gar nicht wußte, welchen Weg ich einzuschlagen hatte - aus irgendeinem Grund schien es mir aber richtig, nach links abzubiegen. Ich wollte zurück nach Jackson, und mein Unterbewußtsein flüsterte mir zu, wir seien in der Nacht zuvor von der Landstraße aus rechts in die Zufahrt zu Russels Besitz eingebogen.
Mein Unterbewußtsein war ein mieser, fieser Lügner.
Fünf Minuten später stand unumstößlich fest, daß ich mich verfahren hatte. Die Sonne ging weiterhin gnadenlos auf - natürlich, daran konnten auch noch so dichte Wolkenmassen sie nicht hindern. Ich konnte mich wirklich nicht mehr daran erinnern, wie gut Bill noch durch die Wolldecke geschützt war, und genausowenig wußte ich, wie lichtundurchlässig der Kofferraum sein mochte. Schließlich gehört der sichere Transport von Vampiren bei Tageslicht nicht zu den Dingen, mit denen Autohersteller für die Überlegenheit ihrer Produkte werben.
Aber wasserdicht würde der Kofferraum auf jeden Fall sein, versicherte ich mir. Das war immer sehr wichtig, und von wasserdicht bis lichtundurchlässig konnte es kein weiter Schritt sein. Wie dem auch sein mochte: Mir schien die Suche nach einem dunklen Ort, an dem ich den Lincoln die verbliebenen Stunden des Tages über parken konnte, von extremer Bedeutung. Eigentlich drängten mich alle meine Sinne, rasch das Gaspedal ganz durchzutreten und das Palais weit hinter mir zu lassen, so schnell wie eben möglich - nur für den Fall, daß jemand nach Bill sähe und in der Lage war, zwei und zwei zusammenzuzählen. Ich riß mich jedoch zusammen und lenkte mein Fahrzeug erst einmal kurz auf den Seitenstreifen der Landstraße. Dann öffnete ich das Handschuhfach. Gott schütze Amerika! Da lag doch wahrhaftig eine Karte des Bundesstaates Mississippi, einschließlich einer Detailkarte von Jackson!
Das wäre mir auch eine große Hilfe gewesen - wenn ich gewußt hätte, wo genau ich mich befand.
Leute, die auf der Flucht sind, sollten sich wirklich nicht verfahren!
Ich holte ein paarmal tief Luft. Dann fädelte ich mich wieder in den fließenden Verkehr ein und fuhr einfach weiter, bis ich eine geöffnete Tankstelle sah. In diese Tankstelle bog ich schließlich ein, auch wenn der Lincoln (Danke, Eric!) vollgetankt war. Ich hielt an einer Zapfsäule. Neben mir stand ein schwarzer Mercedes, dessen Fahrerin, eine Frau mittleren Alters, die einen intelligenten Eindruck machte und legere, bequeme, aber dennoch geschmackvolle Kleidung trug, gerade damit beschäftigt war vollzutanken. Ich holte den Schwamm zum Fensterputzen aus dem entsprechenden Wassereimer und erkundigte mich dabei ganz beiläufig bei der Dame: „Sie wissen nicht zufällig, wie ich von hier wieder auf die I-20 komme?"
„Aber sicher weiß ich das", erwiderte die Mercedesfahrerin strahlend, denn sie gehörte zu den Frauen, die nichts lieber tun, als anderen zu helfen. Ich dankte allen Schutzengeln, daß ich gerade an diese Dame geraten war. „Wir sind in Madison, Jackson liegt südlich von hier. Eine Meile weiter in dieser Richtung", mit diesen Worten wies sie nach Westen, „befindet sich die I-55. Auf der I-55 fahren Sie nach Süden, und so kommen Sie dann direkt zur I-20. Sie können auch ..."
„Danke", unterbrach ich, denn nun lief ich Gefahr, mit Informationen überfrachtet zu werden. „Das klingt perfekt, mehr brauche ich nicht. Sonst verfahre ich mich nur noch mehr."
„Das
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