Club Dead
überhaupt damit begonnen?"
„Warum?" Die Frage schien ihn zu verunsichern. „Nun, erst einmal, weil ich die Idee gut fand. Eine vollständige Liste aller Vampire, die in Amerika existieren und eine zumindest in Ansätzen vollständige Liste derer in anderen Teilen der Welt - das kam mir sehr sinnvoll vor. Ein Programm, das sicher nützlich sein würde, und außerdem hat es Spaß gemacht, die Informationen alle zusammenzutragen. Nachdem ich erst einmal angefangen hatte, war es nicht weit bis zur Überlegung, auch Bilder und Pseudonyme mit einzubeziehen - und Geschichten. Das Programm wuchs und wuchs."
„Also hast du so etwas wie ein Adreßbuch zusammengestellt? Für Vampire?"
„Genau!" Bills strahlendes Gesicht leuchtete womöglich noch heller. „Ich habe einfach irgendwann eines Nachts damit angefangen, als mir durch den Kopf ging, wie viele andere Vampire mir im Lauf meiner Reisen im letzten Jahrhundert über den Weg gelaufen sind. Ich begann, eine Liste all dieser Vampire zu erstellen und dieser Liste gesellten sich bald Zeichnungen hinzu, die ich angefertigt, Photos, die ich geschossen hatte."
„Dann lassen sich Vampire also doch photographieren? Ich meine: Sie sind auf Photos auch zu sehen?"
„Aber sicher doch. Wir haben es einfach nicht gern, wenn jemand Photos von uns macht, besonders nicht, nachdem die Photographie in Amerika so populär geworden war. Eine Photographie beweist eindeutig, daß wir zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort gewesen sind. Wenn wir dann zwanzig Jahre später wieder dort auftauchen und immer noch haargenau gleich aussehen, dann ist allen klar, was wir sind. Seit wir jedoch ohnehin öffentlich eingestanden haben, daß es uns gibt, besteht kein Grund mehr dafür, an alten Vorbehalten festzuhalten."
„Ich würde aber wetten, daß ein paar Vampire durchaus noch daran festhalten."
„Natürlich. Es gibt immer noch welche, die sich gern in den Schatten verbergen und jeden Tag in einer Gruft schlafen gehen!"
(Das von einem Mann, der selbst von Zeit zu Zeit splitterfasernackt in bloßer Friedhofserde schläft!)
„Haben andere Vampire dir bei dieser Sache geholfen?"
„Ja", sagte Bill, wobei es so klang, als würde meine Frage ihn überraschen. „Ein paar haben mir geholfen. Manche nahmen die Zusammenarbeit mit mir als Gedächtnistraining, andere als Vorwand, nach alten Freunden zu fahnden, frühere Wirkungsstätten heimzusuchen. Ich bin sicher, daß ich keinesfalls alle Vampire Amerikas beisammen habe - besonders bei den Immigranten aus jüngerer Zeit gibt es Lücken -, aber ich denke schon, daß ich ganz sicherlich so an die achtzig Prozent erfaßt habe."
„Gut - und warum liegt der Königin so viel daran, dieses Programm zu haben? Warum wollten es die anderen Vampire so dringend in die Hände bekommen, nachdem sie wußten, daß es existiert? Sie hätten diese Informationen doch auch alle selbst zusammentragen können, oder?"
„Ja", erwiderte Bill. „Aber natürlich ist es viel leichter, sich die Sachen einfach von mir zu holen - und zur Frage, warum es gut und wünschenswert ist, ein solches Programm zu besitzen: Hättest du nicht auch gern ein Verzeichnis sämtlicher Telepathen der USA?"
„Aber natürlich!" sagte ich. „Mit so einem Buch in der Hand könnte ich mir von den anderen alle möglichen Tips holen. Ich könnte mir Anregungen besorgen, wie man mein Problem besser in den Griff bekommt oder wie ich es besser nutzen kann."
„Genauso sinnvoll wäre es doch sicher auch, ein Buch zusammenzustellen, in denen alle in den USA existierenden Vampire zusammengefaßt sind, einschließlich der Informationen darüber, was diese Vampire besonders gut können, wo ihre Talente liegen."
„Aber es wird doch sicher Vampire geben, die nicht in einem solchen Buch genannt werden wollen", gab ich zu bedenken. „Du hast mir selbst erzählt, daß ein paar Vampire sich nicht zu erkennen geben wollen. Sie wollen weiterhin unerkannt bleiben und im Verborgenen auf Jagd gehen können."
„Genau."
„Aber du hast auch diese Vampire in dein Verzeichnis aufgenommen?"
Bill nickte.
„Hattest du es denn bewußt darauf angelegt, gepfählt zu werden?"
„Mir war nie wirklich klar, welche Versuchung mein Projekt für andere darstellen könnte. Ich hatte einfach nicht bedacht, welche Macht es seinem Besitzer verleiht. Das wurde mir erst bewußt, als andere versuchten, das Programm zu entwenden."
Bill wirkte betrübt.
Nun war aus der Nachbarwohnung heftiges Geschrei zu
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