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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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messerscharfen Nase. Er lachte mich nicht aus, das war doch schon etwas. Er lächelte nicht einmal.
    Auch Eric warf mir einen kurzen Seitenblick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder ganz auf den Verkehr richtete. „Ich habe mir angehört, was du zu sagen hast, und habe durchaus auch gemerkt, daß es dir ernst damit ist. Ich habe dein Blut getrunken; ich kenne deine Gefühle."
    Die nächsten anderthalb Kilometer fuhren wir in völliger Dunkelheit. Es freute mich, daß Eric mich ernst nahm. Manchmal tat er das nämlich nicht, und dann wieder schien es ihm völlig gleichgültig zu sein, was er zu mir sagte.
    „Für Menschen bist du verdorben", erklärte Eric dann plötzlich, wobei sein leichter ausländischer Akzent deutlicher ausgeprägt schien als sonst.
    „Das mag sein. Aber ich sehe nicht, warum das für mich ein großer Verlust sein soll, da ich vorher überhaupt kein Glück bei Männern hatte." Es ist schwer, sich mit jemandem zusammenzutun, wenn man genau weiß, was er denkt. Kennt man wirklich genau die Gedanken eines Mannes, mit dem man einen romantischen Abend verbringt, dann führt das oft zum Absterben jeglicher Begierde, das kann ich Ihnen sagen. Manchmal hat man den Betreffenden hinterher noch nicht einmal mehr gern. „Aber ohne einen Mann wäre ich jedenfalls glücklicher, als ich es jetzt bin."
    Das sagte ich, weil ich gerade an die alte Faustregel hatte denken müssen, die Ann Landers in ihrer beliebten Ratgeberkolumne so oft zitiert hatte. 'Wägen Sie genau ab' , hatte sie unzähligen Frauen geraten, 'ob es Ihnen ohne ihn besser geht oder mit ihm.' Als Jason und ich heranwuchsen, hatten er, meine Oma und ich jeden Tag Ann Landers' Kolumne studiert und ausführlich alle Antworten erörtert, die die populäre Briefkastentante ihren Lesern auf deren Anfragen erteilte. Eine Menge ihrer Ratschläge waren an Frauen gerichtet, die es mit Typen wie Jason zu tun hatten und sollten diesen helfen, solche Männer besser zu verstehen und souveräner mit ihnen umzugehen. Jasons Beiträge zu unseren Diskussionen waren von daher immer sehr aufschlußreich gewesen und hatten eine interessante Sichtweise beigesteuert.
    Jetzt in diesem Moment war ich ohne Bill besser dran als mit ihm Das wußte ich genau, sogar verdammt genau. Bill hatte mich benutzt, mißbraucht, betrogen, ausgelutscht.
    Ebenso hatte er mich verteidigt, mich gerächt, mich mit seinem Körper verehrt und sich stundenlang unkritisch meiner Gesellschaft erfreut - ein wahrer Segen.
    Nun, ich hatte meine Waagschalen gerade nicht dabei. Was ich hatte, das waren ein Herz voller Schmerzen und eine Mitfahrgelegenheit nach Hause. So flogen wir durch die finstere Nacht, Eric und ich, jeder von uns in seine eigenen Gedanken vertieft. Es herrschte wenig Verkehr, aber wir waren auch nicht allein auf der Straße, denn immerhin fuhren wir auf der Autobahn, und das hieß, daß von Zeit zu Zeit außer unserem Lincoln auch noch andere Fahrzeuge zu sehen waren.
    Ich hätte beim besten Willen nicht sagen können, woran Eric in jenem Moment dachte und das war ein wunderbares Gefühl. Vielleicht beschäftigte er sich gedanklich gerade damit, wie es wohl wäre, mal eben auf dem Seitenstreifen zu halten, um mir den Hals umzudrehen oder fragte sich, welche Einnahmen das Fangtasia diese Nacht wohl machen mochte. Ich hätte mich gefreut, wenn Eric mit mir geredet hätte. Ich wünschte, er würde mir erzählen, wie sein Leben gewesen war, ehe er Vampir wurde, aber das war für die meisten Vampire ein wahrhaft heikles Thema, das ich wirklich nicht ausgerechnet in dieser Nacht zwischen uns aufs Tapet bringen wollte.
    Wir waren noch ungefähr eine Stunde von Bon Temps entfernt, als Eric kurz von der Autobahn abbog. Wir hatten nicht mehr genug Benzin im Tank, und noch dazu mußte ich dringend auf die Toilette. Als es mir endlich gelungen war, meinen zerschundenen Körper vorsichtig aus dem Auto zu schälen, hatte Eric bereits begonnen vollzutanken. Ich hatte mich erboten, selbst die Zapfsäule zu betätigen, war aber mit einem höflichen 'nein danke' abgewiesen worden. Außer unserem wurde noch ein einziges weiteres Auto betankt. Die Frau, die es fuhr, war eine Blondine mit wasserstoffsuperoxydgebleichtem Haar ungefähr in meinem Alter. Als ich aus dem Lincoln kroch, hängte sie gerade den Schlauch wieder in die Zapfsäule ein.
    Bis auf diese junge Frau, die stark geschminkt war und einen dicken Steppmantel um sich gewickelt hatte, befand sich um diese Tageszeit - wir hatten ein

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