Club Dead
Hilfe der Verkäufer Ladendiebe entdecken sollte. Er sieht, daß ich hier kauere, dachte ich. Er weiß, daß ich hier bin.
Was für ein guter Junge: Er tat sein Bestes, um mich zu schützen. Also mußte auch ich mein Bestes tun, um ihm zu helfen, und wenn wir beide dabei noch vermeiden konnten, uns erschießen zu lassen, dann wäre das eine ganz prima Sache, oder? Aber wo zum Teufel steckte Eric?
In Gedanken lobte ich innig die Trainingshose und die Hausschuhe, die Bernhard mir geborgt hatte, denn beide Kleidungsstücke waren weich und machten keinerlei Lärm, als ich nun fest entschlossen auf die zerkratzte Holztür zukroch, auf der 'Zutritt nur für Angestellte' stand. Besorgt fragte ich mich, ob diese Tür nicht vielleicht knarrte. Die beiden Banditen redeten immer noch auf den Kassierer ein, aber ich blendete ihre Stimmen aus, weil ich mich ganz darauf konzentrieren wollte, die Tür zu erreichen.
Ich hatte schon oft in meinem Leben Angst gehabt, reichlich oft sogar, aber die Szene hier im Laden ließ sich nahtlos bei den furchteinflößendsten Minuten meines Lebens einreihen. Mein Vater war jagen gegangen, und auch mein Bruder Jason ging mit seinen Kumpels auf die Jagd, und in Dallas war ich Zeugin eines Massakers geworden. Ich wußte, was Kugeln anrichten können. Nun hatte ich das Ende meines Ganges erreicht, weshalb mir gleich schon keine Deckung mehr zur Verfügung stehen würde.
Vorsichtig schielte ich um die Ecke des Verkaufsregals. Ich würde etwa einen Meter zwanzig überwinden müssen, um in den partiellen Schutz des langen Tresens vor der Kasse zu gelangen. Lag diese freie Fläche erst einmal hinter mir, dann würde ich mich besser verstecken können und aus der Perspektive der beiden Gangster nicht mehr zu sehen sein.
„Ein Auto kommt", sagte der Kassierer, woraufhin sich beide Gangster ganz automatisch nach dem Fenster aus Sicherheitsglas umdrehten, um nachzusehen, wer da vorgefahren sein mochte. Wenn ich nicht schon vorher auf telepathische Art und Weise mitbekommen hätte, was der junge Mann vorhatte, hätte ich vielleicht zu lange gezögert. So jedoch hechtete ich schneller, als ich je für möglich gehalten hätte, über den Streifen Linoleum, der von allen Seiten gut einzusehen war.
„Ich sehe kein Auto!" sagte der weniger untersetzte der beiden großen Männer.
„Ich dachte, ich hätte die Klingel gehört, die ertönt, wenn ein Auto über die entsprechende Schnur fährt", entschuldigte sich der Verkäufer.
Da streckte ich auch schon die Hand aus und drückte die Türklinke herunter. Lautlos öffnete sich die Tür.
„Manchmal geht die Klingel auch, wenn niemand da ist", fuhr der Junge geschwätzig fort, und mir wurde klar, daß er möglichst viel Lärm machen und die Aufmerksamkeit der beiden Gangster auf sich ziehen wollte, damit ich sicher aus dem Laden käme. Gott segne ihn!
Sanft stieß ich die Tür noch ein Stück weiter auf und watschelte dann im Entengang hindurch. Dann befand ich mich in einem engen Gang, an dessen Ende eine weitere Tür auf mich wartete, die höchstwahrscheinlich zum Hof hinter dem Ladengebäude führte. In ihrem Schloß steckte ein Schlüsselbund. Die Hintertür wurde also intelligenterweise verschlossen gehalten. In die Wand des Ganges, ganz in der Nähe der Tür, war eine Reihe von Nägeln eingeschlagen, und an einem dieser Nägel hing eine schwere Militärjacke in Tarnfarben. Ich steckte meine Hand in die rechte Seitentasche dieser Tarnjacke, und als ich sie wieder herauszog, hielt ich die Schlüssel des Jungen in der Hand. Ich hatte einfach per Zufall richtig geraten. Nahm ich an. Das passierte schon mal von Zeit zu Zeit. Ich hielt den Schlüsselbund fest umklammert, damit die Schlüssel nicht aneinander klirrten, öffnete die Hintertür und trat nach draußen.
Dort gab es nichts weiter zu sehen als einen zerbeulten Pick-up und einen stinkenden Müllcontainer. Die Außenbeleuchtung war schwach, aber vorhanden. Der Asphalt, der den Hof bedeckte, war voller Risse, aus denen Unkraut wuchs, im Winter jetzt vertrocknet und ausgeblichen. Als ich zu meiner Linken ein leises Geräusch hörte, sprang ich vor Schreck einen guten halben Meter in die Höhe. Dann rang ich nach Luft, am ganzen Körper zitternd. Aber rasch stellte sich heraus, daß das Geräusch von einem riesigen alten Waschbären verursacht worden war, der langsam aus einem kleinen Waldstück hinter dem Laden herbeigetrottet kam.
Immer noch am ganzen Leibe bebend atmete ich wieder aus. Dann zwang
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