Club Dead
hin, aber weit gefehlt: Dieser Junge hier war stocksauer.
Das war nun schon das vierte Mal, daß man ihn überfiel, konnte ich brühwarm in seinem Kopf lesen. Zum dritten Mal mit vorgehaltener Pistole. Er wünschte sich aus tiefstem Herzen, es wäre ihm irgendwie möglich, an das Gewehr heranzukommen, das sich unter dem Sitz seines Pick-up befand, den er hinter dem Laden geparkt hatte. Dann würde er diesen beiden Hurensöhnen nämlich das Hirn aus dem Kopf pusten.
Keiner der drei schien mitzubekommen, daß ich auch noch im Raum war; sie schienen es einfach nicht zu wissen.
Nicht, daß ich mich darüber beschweren wollte!
Mit einem kurzen Blick über die Schulter vergewisserte ich mich, daß die Toilettentür nach wie vor an der Türschwelle festhakte und nicht plötzlich zuschlagen und mich verraten konnte. Das Beste für mich würde sein, mich zur Hintertür des Gebäudes zu schleichen (gesetzt den Fall, ich fand sie), um das Haus herumzulaufen und Eric dazu zu bringen, die Polizei zu rufen.
Moment - jetzt, wo mir Eric wieder einfiel: Wo war der eigentlich? Warum war er nicht in den Laden gekommen, um unser Benzin zu bezahlen?
Mich überkam eine schlimme Vorahnung, womöglich noch schlimmer als die, die ich angesichts des gerade stattfindenden bewaffneten Raubüberfalls ohnehin verspürte. Wenn Eric noch nicht gekommen war, um zu bezahlen, würde er jetzt gar nicht mehr kommen. Vielleicht hatte er ja einfach beschlossen abzuhauen. Mich zu verlassen. Mich im Stich zu lassen.
Hier.
Allein.
Genau so, wie Bill dich verlassen hat! wußte mein Kopf hilfreich zu ergänzen. Vielen Dank auch, Kopf!
Vielleicht hatten sie ihn ja auch erschossen? Mit einer Kopfwunde ... und wenn ein Herz direkt von einer großkalibrigen Kugel getroffen worden war, dann gab es auch keine Möglichkeit, es zu heilen.
Es brachte mich jedoch keinen einzigen Schritt voran, wenn ich weiterhin einfach herumstand und mir den Kopf über Eric zerbrach.
Ich befand mich in einem Laden, der so aufgebaut war, wie es für die Einkaufsläden auf Autobahnraststätten eigentlich allüberall typisch ist: Einen solchen Laden betritt man vorn durch eine Tür, und der Kassierer befindet sich dann rechts auf einer kleinen Plattform hinter einem langen Tresen. Die ganze linke Wand nehmen die Kühlschränke mit den Kaltgetränken ein, und wenn man durch die Tür in den Laden trat, sah man sich drei langen Gängen gegenüber, die die gesamte Breite des Ladens entlangliefen. Dazu kamen auch hier die verschiedenen Aufbauten mit Sonderangeboten; all die Stapel mit Isolierbechern, Holzkohle und Vogelfutter. Ich befand mich ganz hinten im Laden. Über die Lebensmittel hinweg konnte ich problemlos den Angestellten an der Kasse sehen und gerade so eben auch noch die Gangster. Ich mußte so schnell es ging raus aus dem Gebäude, und zwar nach Möglichkeit unbemerkt. Weiter hinten an der Rückwand erspähte ich nun eine schäbige Holztür mit der Aufschrift 'Nur für Angestellte' . Diese Tür lag noch weiter hinten als der Tresen, hinter dem der Kassierer stand. Zwischen Wand und Tresenende befand sich eine Lücke. Wenn ich nun meinen hinteren Gang verließ, würde ich ungeschützt sein, bis ich den Tresen erreichte.
Warten half da allerdings auch nicht weiter.
Also ließ ich mich auf die Knie fallen, um auf allen Vieren voranzurobben, und zwar so langsam, daß ich gleichzeitig noch hören konnte, was um mich herum gesagt wurde.
„Hast du was Blondes hier reinkommen sehen, ungefähr so groß?" fragte der untersetztere der beiden Räuber, und mit einem Mal wurde mir ganz anders.
Etwas Blondes - wer konnte damit gemeint sein? Eric? Ich? Oder die Wasserstoffblondine? Ich sah nicht, welche Größe der Mann andeutete - ob sie wohl eher nach einem Vampir suchten oder nach einer Telepathin? Oder aber - ich war schließlich nicht die einzige Frau, die in Schwierigkeiten geraten konnte.
„Blonde Frau. Kam hier vor ungefähr fünf Minuten rein und hat Zigaretten gekauft", gab der junge Angestellte mißmutig Auskunft. Gut gemacht, Junge!
„Nee, die meinen wir nicht, die ist schon wieder weggefahren. Wir wollen die, die mit dem Vampir zusammen war."
Ja, das war dann ja wohl ich.
„Eine andere Frau habe ich nicht gesehen", erklärte der Kassierer. Ich warf einen schrägen Blick in die Höhe, direkt dorthin, wo sich Licht in einem Spiegel brach, der ganz oben in der einen Ecke des Ladens angebracht worden war. Es handelte sich um einen Überwachungsspiegel, mit dessen
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