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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ausmachte. Dieser Teppich war nie ein wunderschönes, wertvolles altes Erbstück gewesen, sondern lediglich ein hübscher Teppich, den Oma für fünfunddreißig Dollar auf einem Flohmarkt aufgelesen hatte. Warum nur fiel mir diese Einzelheit gerade jetzt wieder ein? Es war doch wirklich egal, woher der Teppich ursprünglich einmal gestammt hatte, und meine Oma war tot.
    Ganz deutlich lauerte die Gefahr, daß ich gleich in Tränen ausbrechen würde! Ich schob alle diesbezüglichen Anwandlungen resolut beiseite, denn ich war fest entschlossen, mich nicht wieder in Selbstmitleid zu suhlen. Meine heftige Reaktion auf die Tatsache, daß Bill mir untreu geworden war, schien mit einem Mal verblaßt und weit fort. Irgendwie war ich an diesem sonnigen Morgen eine kältere, gefaßtere Frau. Unter Umständen war auch nur die Hornhaut dicker geworden, die mich schützen sollte. Ich stellte jedenfalls fest, daß ich nicht mehr wütend auf Bill war, und das verwunderte mich nun doch sehr. Die Frau - nun ja: die Vampirin -, von der er gedacht hatte, sie liebe ihn, hatte ihn letztlich gequält. Sie hatte ihn gefoltert, weil sie sich davon finanzielle Vorteile versprach - das war überhaupt das Schlimmste an der ganzen Sache.
    Plötzlich stand mir zu meinem großen Entsetzen noch einmal ganz deutlich der Moment vor Augen, an dem sich der Pfahl zwischen Lorenas Rippen gebohrt hatte, und ich spürte erneut das Zittern, mit dem sich das Holz einen Weg durch ihr Fleisch gebahnt hatte.
    Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig wieder zurück ins Badezimmer.
    Also gut - ich hatte jemanden getötet.
    Früher einmal hatte ich bereits jemandem sehr weh getan, der versucht hatte, mich umzubringen. Das hatte mir eigentlich nichts ausgemacht - na ja, der eine oder andere Traum hatte mich schön heimgesucht, mehr aber nicht. Doch mein Entsetzten darüber, die Vampirin Lorena gepfählt zu haben, war groß. Sie dagegen hätte mich im Handumdrehen umgebracht und bestimmt nie Probleme damit bekommen. Im Gegenteil: Höchstwahrscheinlich hätte sie sich hinterher prima darüber amüsiert.
    Vielleicht war es ja nicht die Tat an sich, die mir derart unter die Haut ging. Vielleicht bedrückte mich eher die Erinnerung daran, daß ich, nachdem der Pfahl in Lorenas Fleisch eingedrungen war, einen winzigen Augenblick lang gedacht hatte: Da hast du's, du Miststück. Dieser Moment war wirklich ungeheuer kurz gewesen, ein kleines Flackern nur im Laufe der Zeit, aber dennoch für mich ein Moment der reinen Freude.
    * * *
    Ein paar Stunden später stellte ich fest, daß inzwischen früher Nachmittag war, und zwar Montag Nachmittag. Ich rief meinen Bruder auf seinem Handy an, und er kam vorbei, um mir meine Post zu bringen. Als ich ihm die Tür öffnete, blieb er erst einmal eine ganze Weile stocksteif und sprachlos stehen, während er mich von Kopf bis Fuß musterte.
    „Wenn er dir das angetan hat, dann hol ich mir sofort eine Fackel und einen gespitzten Besenstiel und gehe da rüber!" sagte er dann hitzig.
    „Nein, Bill war's nicht."
    „Wo sind die, die das getan haben?"
    „Daran solltest du lieber nicht allzu viele Gedanken verschwenden."
    „Zumindest manches macht er richtig."
    „Ich werde ihn nicht mehr wiedersehen."
    „Ach ja? Das habe ich doch irgendwo schon mal gehört."
    Womit er recht hatte. „Eine Weile werde ich ihn nicht wiedersehen", verkündete ich fest.
    „Sam sagt, du warst mit Alcide Herveaux unterwegs."
    „Sam hätte dir das nicht sagen sollen."
    „Verdammt, ich bin dein Bruder! Ich muß doch wissen, mit wem du herumziehst."
    „Es war eine geschäftliche Angelegenheit", erklärte ich und versuchte mich an einem leisen Lächeln, nur um zu sehen, ob ich überhaupt noch lächeln konnte.
    „Dann gehst du also unter die Landvermesser?"
    „Du weißt, wer Alcide ist?"
    „Wer kennt den nicht, zumindest dem Namen nach? Die Herveaux' sind sehr bekannt. Zähe Typen. Angenehme Chefs, wie man hört. Reich sind sie auch."
    „Alcide ist nett."
    „Kommt er noch mal vorbei? Ich würde ihn gern kennenlernen. Ich will nicht mein Leben lang in einem städtischen Straßenbautrupp arbeiten."
    Das war mir neu. „Wenn ich mich das nächste Mal mit ihm treffe, rufe ich vorher an. Ich weiß nicht, ob er in nächster Zeit hier vorbeikommen wird, aber wenn, dann bekommst du umgehend Bescheid."
    „Gut." Jason sah sich um. „Was ist denn aus dem Flickenteppich geworden?"
    Auch ich sah mich um, und sofort fiel mir ein Blutfleck unten am Couchrand ins Auge,

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