Club Dead
Lebensmittel besorge."
„Danke", sagte ich schon wesentlich erfreuter. „Du bist wirklich fürsorglich." Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und drückte Jason, zu unserer beider großer Verwunderung, einen Kuß auf die Wange. Daraufhin legte er mir unbeholfen den Arm um die Schultern, und ich mußte mich zwingen, weiterhin freundlich zu lächeln und nicht vor Schmerz laut aufzuheulen.
„Komm, leg dich schnell wieder ins Bett, Schwesterchen!" verabschiedete er sich und schlug meine Tür sorgfältig hinter sich zu. Ich bekam noch mit, wie er eine geschlagene Minute lang von meiner Veranda aus den erstklassigen Kies betrachtete. Dann schüttelte er langsam den Kopf und ging hinüber zu seinem Pick-up, der glitzernd wie stets in der Sonne stand, die rosa und aquamarinblauen Wellen an der Seite ein ziemlich auffälliger Kontrast zum düsteren Schwarz, in dem der Wagen ansonsten lackiert war.
Danach hockte ich mich erst einmal vor den Fernseher. Ich wollte essen, aber mein Gesicht tat viel zu weh. Als ich schließlich im Kühlschrank ein Glas Joghurt entdeckte, stimmte mich das sehr froh.
Gegen drei Uhr nachmittags fuhr ein großer Pick-up vorne vorm Haus vor. Alcide stieg aus, meinen Koffer in der Hand, und klopfte leise an die Tür.
Wahrscheinlich hätte es ihn glücklich gemacht, wenn ich nicht reagiert hätte, aber da ich mich nicht dafür zuständig fühlte, Mr. Herveaux glücklich zu machen, eilte ich herbei und öffnete ihm meine Tür.
„Herr im Himmel!" stieß der Werwolf hervor, nachdem er das ganze Ausmaß meiner Verletzungen mitbekommen hatte, aber das war beileibe nicht respektlos gemeint.
„Kommen Sie herein", sagte ich, allerdings fiel mir das Sprechen nicht leicht, denn mein Unterkiefer war inzwischen so wund, daß ich die Zähne kaum auseinander bekam. Mir war klar, daß ich Jason versprochen hatte, ihn anzurufen, sobald Alcide bei mir auftauchte, aber erst einmal mußten Alcide und ich allein miteinander reden.
Er trat ein, wobei er mich immer noch unverwandt anschaute. Dann trug er mir meinen Koffer ins Schlafzimmer, richtete mir in der Küche ein großes Glas Eistee mit einem Strohhalm darin und servierte mir das Glas auf dem Beistelltisch neben der Couch. Mir traten prompt die Tränen in die Augen: Nicht jedem wäre eingefallen, daß es mir mit meinem zerschundenen Gesicht wehtun würde, heiße Getränke zu mir zu nehmen.
„Chère, erzählen Sie, was passiert ist!" bat er, während er neben mir auf der Couch Platz nahm. „Legen Sie ruhig die Füße hoch und erzählen Sie mir alles." Dann half er mir, mich ein wenig zur Seite zu drehen, damit ich die Beine auf seinen Schoß legen konnte. Ich hatte mir ausreichend Kissen in den Rücken gestopft und saß nun recht bequem - oder zumindest so bequem, wie ich in den nächsten Tagen überhaupt würde sitzen können.
Dann erzählte ich Alcide die ganze Geschichte.
„Also kann es sein, daß die auch in Shreveport hinter mir her sein werden?" fragte er, als ich geendet hatte. Wie es aussah, schien er nicht mir die Schuld daran zu geben, wie sich die Ereignisse entwickelt hatten, womit ich, um ganz ehrlich zu sein, halb gerechnet hatte.
Hilflos schüttelte ich den Kopf. „Ich weiß nicht. Ich wünschte, wir wüßten, was wirklich mit Jerry Falcon passiert ist. Dann würden sie vielleicht von uns ablassen."
„Were sind überaus loyal", meinte Alcide.
Ich nahm seine Hand. „Das weiß ich."
Alcides grüne Augen blickten mich unverwandt an.
„Debbie hat mich gebeten, Sie umzubringen", sagte er.
Eiseskälte, die bis in die Knochen drang, fuhr mir in den Leib. „Wie haben Sie auf diese Bitte reagiert?" wollte ich mit steifen Lippen wissen.
„Ich habe gesagt, sie soll sich ins Knie ficken - entschuldigen Sie bitte die Wortwahl."
„Wie geht es Ihnen jetzt, wo Sie ihr das gesagt haben?"
„Wie betäubt. Ist das nicht dumm? Aber ich reiße sie mir aus dem Herzen, mitsamt allen Wurzeln, ganz bestimmt. Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich das tun werde! Ich muß es tun. Es ist, als sei man süchtig nach Crack! Die Frau ist einfach nur schrecklich."
Ich mußte an Lorena denken. „Manchmal", sagte ich und das klang selbst in meinen eigenen Ohren unendlich traurig, „gewinnt einfach das Miststück." Was die Beziehung zwischen mir und Bill betraf, so wußte ich, daß Lorena noch ganz und gar nicht vernichtet war. Jetzt über Debbie zu reden rief eine weitere unangenehme Erinnerung wach. „He! Als ihr beide euch gestritten habt, haben
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