Club Dead
gefährdet, die Russel mit Alcide und dessen Vater unterhält."
„Auf wen hatte Russel die größte Wut?" erkundigte Eric sich interessiert.
„ Auf Lorena. Weil sie zugelassen hat, daß ich entkommen konnte."
Darüber lachten sich die beiden erst einmal krumm und schief, ehe Bill dann mit seinem Bericht fortfuhr. Typisch Vamp: ein Lacher ist doch immer drin.
„Russel erklärte sich bereit, mir meinen Wagen zurückzugeben und mich zukünftig in Ruhe zu lassen, wenn ich ihm im Gegenzug schilderte, wie ich hatte entkommen können, damit er das entsprechende Loch in seinen Sicherheitsvorkehrungen würde schließen können. Er hat mich außerdem gebeten, in seinem Namen ein Angebot zu machen: Er möchte sich an der Erstellung eines Adreßverzeichnisses für Vampire beteiligen."
Wäre Russel von Anfang an so vorgegangen, dann hätte das einer Menge Leuten eine Menge Kummer erspart. Andererseits hätte Lorena dann noch existiert, und die Schurken, die mich zusammengeschlagen hatten und unter Umständen sogar Jerry Falcon, dessen Tod ja nach wie vor ein Geheimnis war, wären noch am Leben gewesen.
„Also weiter", fuhr Bill fort. „Ich begebe mich also auf die Autobahn und rase hinter euch her, weil ich euch sagen will, daß die Were und ihre angeheuerten Hilfstruppen euch auf den Fersen sind und das einige von ihnen auch schon nach Bon Temps vorausgefahren sind und hier im Haus auf der Lauer liegen. Daß Alcides Freundin Sookie Stackhouse in Bon Temps wohnt, hatten sie mit Hilfe des Computers herausgefunden."
„Diese Computer sind ganz schön gefährlich", stellte Eric fest. Er klang matt, und ich mußte an das Blut denken, mit dem seine Kleidung getränkt gewesen war, als er zu meiner Rettung herbeieilte. Eric war von zwei Schüssen getroffen worden, weil er sich in meiner Begleitung befunden hatte.
„Ihr Gesicht schwillt an", sagte Bill. Seine Stimme klang sanft, andererseits aber auch zornig.
„Eric in Ordnung?" fragte ich matt, wobei ich mir dachte, ich könne ruhig ein paar Worte überspringen, solange ich es schaffte, die generelle Stoßrichtung meiner Frage rüberzubringen.
„Ich werde schon wieder gesund werden", versicherte mir der große blonde Vampir. „Besonders jetzt, wo ich all das gute ..."
Genau in diesem Moment schlief ich ein. Oder ich fiel in Ohnmacht - wer weiß, vielleicht war der Zustand, in den ich verfiel, auch eine Mischung aus beidem.
Die Sonne schien. Es war so lange her, daß ich richtigen Sonnenschein gesehen hatte - ich hatte ja fast schon vergessen wie der aussah!
Ich lag in meinem eigenen Bett, trug ein langes, weiches, blaues Nachthemd aus aufgerauhtem Nylon, jemand hatte mich in die Bettdecke gewickelt wie eine Mumie, und ich mußte ganz dringend einmal aufstehen und zur Toilette gehen. Vorsichtig bewegte ich mich ein wenig, woraufhin mir sofort klar wurde, daß ein Gang zur Toilette sich sehr schmerzhaft gestalten würde. Nur der dringende Notruf meiner Blase konnte mich überhaupt dazu bewegen, mein Bett zu verlassen.
Mit winzigen Schrittchen trippelte ich über den Fußboden, der mir auf einmal so unendlich vorkam wie die Wüste. Meine Fußnägel waren immer noch bronzefarben lackiert, passend zu den Fingernägeln, und meine lange Reise zur Toilette bot mir ausreichend Gelegenheit, diese Fußnägel zu betrachten.
Gott sei Dank gab es in meinem Haus Innentoiletten! Wenn ich bis in den Garten hätte laufen müssen, wie es meine Großmutter als Kind noch hatte tun müssen, um draußen das Klohäuschen aufzusuchen, dann hätte ich das Vorhaben wohl ganz einfach aufgegeben.
Nach erfolgreicher Beendigung meiner Expedition zog ich mir einen blauen Morgenmantel aus Vlies an und schleppte mich ganz langsam ins Wohnzimmer, um mir den Fußboden dort anzusehen. Auf dem Weg dorthin fiel mir auf, wie hell und klar die Sonne leuchtete und daß der Himmel das tiefe Blau aufwies, das man von Kirchengemälden kennt. Draußen hatte es fünf Grad - was das Thermometer mir anzeigte, das Jason mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte es so für mich am Fensterrahmen angebracht, daß ich es von innen ablesen konnte, wenn ich mich ein wenig reckte.
Das Wohnzimmer sah wirklich prima aus. Ich wußte nicht, wie lange die Vampir-Putzkolonne in der Nacht zuvor am Werk gewesen war, aber sichtbare Leichenteile lagen zumindest nicht mehr herum. Der Holzboden glänzte und schimmerte und sämtliche Möbel waren blitzblank geputzt. Es fehlte der alte Flickenteppich, was mir aber nicht viel
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