Club Dead
sichergehen wollte, daß sie mit der Mikrowelle umzugehen wußte. Als ich die gleichmäßigen Pieptöne hörte, mit denen sie die Zeitschaltuhr einstellte und die Mikrowelle in Gang setzte, war ich beruhigt.
Langsam und unter großen Schmerzen wusch ich mich im Waschbecken, putzte mir die Zähne, kämmte mir die Haare und zog einen Seidenpyjama sowie den passenden Bademantel und Hausschuhe an. Ich wünschte mir sehr, ich hätte die Energie, mich richtig anzuziehen, aber ich mochte mich weder dem Problem der Unterwäsche noch dem der Socken und Schuhe stellen.
Es schien mir wenig sinnvoll, die blauen Flecken in meinem Gesicht mit Make-up abzudecken - ich hätte sie unmöglich alle vollständig verdecken können. Inzwischen fragte ich mich, warum ich überhaupt aufgestanden war und all diese Schmerzen auf mich genommen hatte. Ich sah in den Spiegel und schalt mich selbst eine Närrin. Warum hielt ich solche Vorbereitungen für nötig? Warum wollte ich mich herausputzen, ehe die beiden eintrafen? Angesichts meiner insgesamt miserablen Verfassung (der geistigen sowohl als auch der körperlichen) war ein solches Benehmen einfach lächerlich. Inzwischen tat es mir leid, dem Impuls, mich herzurichten, nachgegeben zu haben und noch stärker leid tat es mir, daß Pam mein kindisches Verhalten mitbekommen hatte.
Letztlich war dann Bubba mein erster männlicher Gast an jenem Abend.
Er hatte sich in Schale geworfen - den Vampiren in Jackson hatte es gefallen, ihn bei sich zu haben, das konnte man sehen. Er trug einen roten, mit Straß bestickten Overall (ich fand es nicht wirklich erstaunlich, daß einer der Lustknaben in Russels Palais einen solchen Anzug dabeigehabt hatte), dazu einen breiten Gürtel und Stiefeletten. Bubba sah prima aus.
Er schien sich allerdings nicht prima zu fühlen, im Gegenteil: Er wirkte bedrückt und hatte deutlich das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen. „Miß Sookie, es tut mir so leid, daß ich Sie gestern abend aus den Augen verloren habe", sagte er gleich zur Begrüßung, während er sich an Pam, die leicht verwundert wirkte, einfach vorbeischob. „Ich sehe doch, daß mit Ihnen letzte Nacht was Schreckliches passiert ist, und ich war nicht da, um es zu verhindern, wie Eric mir befohlen hatte! Statt dessen habe ich mich in Jackson prima amüsiert. Die Jungs verstehen aber auch wirklich zu feiern."
Da kam mir plötzlich eine Idee, eine Idee, die so einfach und so umwerfend war, daß sie mich fast geblendet hätte. Wäre ich eine Comicfigur gewesen, so hätte man diese Idee als leuchtenden Blitz darstellen müssen, der durch meinen Kopf zuckte. „Du hast mich jede Nacht bewacht", sagte ich sanft, so sanft ich konnte, obgleich es mir schwerfiel, mir die Aufregung nicht anmerken zu lassen. „Das stimmt doch, oder?"
„Ja, Madam, seit Mr. Eric es mir befohlen hat." Bubba stand irgendwie aufrechter als zuvor, den Kopf mit dem im altvertrauten Stil mit Gel zurückgekämmten Haar hoch erhoben. Die Jungs im Palais von Russel hatten wirklich hart an ihm gearbeitet.
„Also warst du auch in der Nacht, als wir aus dem Club zurückkamen, da? In der ersten Nacht?"
„Darauf können Sie wetten."
„Hast du damals vor der Wohnung noch jemand anderen gesehen?"
„Habe ich, jawohl!" Er grinste stolz.
Gott im Himmel. „War das ein Typ in Rockerkutte?"
Bubba wirkte verwundert. „Ja, Madam, das war der Typ, der Sie in der Bar verletzt hatte! Ich hatte ihn gesehen, als der Türsteher ihn an die frische Luft beförderte. Danach sind nämlich noch ein paar von seinen Kumpels am Hintereingang aufgetaucht und haben sich darüber unterhalten, was gerade passiert war. Von daher wußte ich, daß der Typ Sie belästigt hatte. Eric hatte gesagt, ich sollte weder ihn noch Sie in der Öffentlichkeit ansprechen, also habe ich das auch nicht getan. Aber ich folgte Ihnen, den ganzen Weg von der Bar bis heim, hinten auf dem Pick-up. Wetten, Sie haben noch nicht einmal mitbekommen, daß ich auf der Ladefläche war?"
„Nein, ich habe wirklich nicht gewußt, daß du auf der Ladefläche vom Pick-up warst. Das war sehr klug von dir. Nun aber sag mir: Als du den Wer dann später wiedergesehen hast, was hat er da gemacht?"
„Er hatte die Tür zur Wohnung schon aufgebrochen, ehe ich mich von hinten an ihn anschleichen konnte. Ich habe den Schweinehund gerade noch in letzter Sekunde geschnappt."
„Was hast du mit ihm gemacht?" Ich strahlte Bubba an.
„Ich habe ihm das Genick gebrochen und ihn in den Wandschrank
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