Club Dead
ein bißchen besser über die Dinge Bescheid gewußt, die mir in den nächsten Tagen bevorstanden. Mittlerweile rannen mir Tränen über die Wangen. Aber ob ich es nun wollte oder nicht: Es gab noch einiges, was die drei mir erklären, einiges, was ich mir anhören mußte. „Mir fehlt Bill", wiederholte ich, „und ich will, daß er mir erklärt, warum er mich belogen hat, was diese Reise betrifft. Wißt ihr etwas darüber? Pam sagte etwas von schlechten Neuigkeiten?"
Eric warf Pam einen Blick zu, der Bände sprach und ganz und gar nicht liebenswürdig war.
„Sie tropft schon wieder", verteidigte sich Pam peinlich berührt. „Ich finde, sie sollte die Wahrheit erfahren, ehe sie nach Mississippi fährt. Außerdem: Wenn sie für Bill Geheimnisse wahrt, dann wird sie das ..."
... dazu bringen, sie alle auszuplaudern? Bill die Treue aufzukündigen? Zu der Einsicht bewegen, daß sie uns helfen muß?
Es war ganz deutlich zu sehen, daß Chow und Eric mich lieber weiterhin im Dunkeln hätten tappen lassen. Die beiden waren höchst unzufrieden darüber, daß Pam mir gegenüber Andeutungen gemacht, mir bestätigt hatte, was ich ja eigentlich bereits selbst wußte: daß die Dinge zwischen mir und Bill nicht zum besten standen. Die beiden Vampire betrachteten ihre Artgenossin eine ganze Weile schweigend und kommentarlos; dann nickte Eric kurz und entschieden.
„Warte mit Chow draußen", befahl er Pam. Die warf ihm daraufhin einen unfreundlichen Blick zu, ging dann aber zusammen mit dem Tätowierten hinaus. Beide ließen ihre leeren Flaschen einfach stehen. Nicht einmal bedankt hatten sie sich für das Blut, geschweige denn, daß sie die Flaschen ausgespült hätten! Mein Kopf wurde immer leichter, während ich darüber nachdachte, wie schlecht in der Regel die Manieren von Vampiren waren. Irgendwann spürte ich, daß meine Wimpern zitterten; mir schoß durch den Kopf, daß ich womöglich gleich in Ohnmacht fallen würde. Nun bin ich beileibe keines dieser zerbrechlichen Püppchen, die bei jeder Kleinigkeit umkippen, aber eine zünftige Ohnmacht, hatte ich das Gefühl, stünde mir unter den gegebenen Umständen mittlerweile durchaus zu. Zumal ich, wie ich mich schwach erinnerte, seit vierundzwanzig Stunden nichts gegessen hatte.
„Laß das!" befahl Eric und klang dabei so, als sei es ihm ernst mit diesem Befehl. Ich versuchte, mich ganz auf seine Stimme zu konzentrieren und hob den Kopf.
Dann nickte ich, um ihm zu verstehen zu geben, daß ich mein Bestes tat, seinem Wunsch nachzukommen.
Eric kam herüber auf meine Seite des Eßtischs, nahm den Stuhl, auf dem zuvor Pam gesessen hatte, drehte ihn, bis er direkt und ziemlich nah vor meinem Stuhl stand, setzte sich und beugte sich vor, wobei er seine große, weiße Rechte auf die Hände legte, die ich immer noch brav im Schoß gefaltet hielt. Wenn er seine Hand nun schloß, würde mir das mühelos sämtliche Finger brechen. Als Kellnerin könnte ich dann nicht mehr arbeiten.
„Ich sehe nicht gern, wie sehr du dich vor mir fürchtest", sagte der große Vampir, das Gesicht zu nah an meinem. Ich konnte sogar sein Rasierwasser riechen - 'Ulysses' , wenn mich nicht alles täuschte. „Ich habe dich schon immer sehr gern gehabt", fuhr er fort.
Er hatte schon immer mit mir schlafen wollen!
„Außerdem will ich dich ficken." Er grinste, aber in diesem Augenblick übte das keinerlei Wirkung auf mich aus. „Wenn wir uns küssen ... ist das sehr, sehr erregend." Geküßt hatte ich Eric allenfalls in Ausübung unserer gemeinsamen Pflichten, wenn man das so sagen konnte, keineswegs aber als Freizeitvergnügen! Aber erregend waren die Küsse gewesen. Wie hätte es auch anders sein können: Eric sah umwerfend aus und hatte mehrere hundert Jahre lang Zeit gehabt, seine Knutschtechnik zu perfektionieren.
Der Vampir kam näher und näher. Wollte er mich nun küssen oder beißen - ich hätte es nicht mehr sagen können. Seine Fänge jedenfalls waren ausgefahren. Das bedeutete, daß er hungrig, wütend oder geil war - oder aber alles drei auf einmal. Junge Vampire tendieren zum Lispeln, bis sie sich an die Fangzähne gewöhnt haben; bei Eric wäre man nicht auf die Idee gekommen, daß sie ihn stören könnten. Auch den Umgang mit Fangzähnen hatte er jahrhundertelang üben können.
„Die Absicht, mich erst mal zu foltern, hat nicht gerade dazu beigetragen, daß ich mich sexy fühle", erklärte ich.
„Chow dagegen fand die Perspektive höchst anregend", flüsterte Eric in mein
Weitere Kostenlose Bücher