Club Dead
Ohr.
Ich zitterte nicht, obwohl ich doch eigentlich bei diesen Worten hätte zittern müssen. „Kannst du das ganze nicht abkürzen?" wollte ich wissen. „Willst du mich nun foltern oder nicht? Bist du Freund oder Feind? Wirst du Bill finden oder ihn irgendwo vermodern lassen?"
Eric lachte. Ein kurzes, irgendwie nicht wirklich fröhliches Lachen, das mir aber im Moment lieber war, als ihn ständig näher an mich heranrücken zu sehen. „Ach Sookie, du bist wirklich eine Nummer!" verkündete er, aber das klang nicht so, als fände er diese Nummer reizend. „Ich werde dich nicht foltern. Zum einen möchte ich wirklich nur ungern diese wunderbare Haut zerstören, die ich eines Tages gewiß einmal insgesamt zu sehen bekomme."
Na, wollen wir hoffen, daß sich meine Haut noch an meinem Körper befindet, wenn das geschieht.
„Du wirst nicht immer so große Angst vor mir haben", versicherte Eric, als wisse er genau, was die Zukunft bringen würde. „Du wirst auch Bill nicht immer so treu ergeben sein, wie du es im Moment bist. Da ist nämlich eine Sache, die ich dir sagen muß."
Nun war es also soweit, nun sollte wohl der Hammer kommen. Eric schlang kalte Finger um meine Hände, und ohne es zu wollen klammerte ich mich an ihn. Kein einziges Wort fiel mir ein, das ich jetzt hätte sagen können, zumindest keins, das sicher, das unverfänglich gewesen wäre. Also richtete ich die Augen stumm und unverwandt auf Erics Gesicht.
„Bill", teilte der alte Vampir mir ernst mit, „war von einem anderen Vampir nach Mississippi berufen worden, von einer Vampirin, die er einst, vor vielen Jahren, sehr gut gekannt hat. Ich weiß nicht, ob dir schon aufgefallen ist, daß sich Vampire nur höchst selten mit anderen Vampiren als Paar zusammentun, es sei denn, für die eine oder andere Liebesnacht, und auch solche Liebesnächte sind recht spärlich. Wir vermeiden solche Beziehungen aus dem Grunde, weil uns das miteinander Schlafen, der Austausch von Blut, ewige Macht über einander verleiht. Dieser Vampirin ..."
„Ich will ihren Namen wissen", sagte ich.
„Lorena", erwiderte Eric widerstrebend. Möglicherweise jedoch hatte er mir den Namen auf jeden Fall nennen wollen und tat nun nur so, als widerstrebe es ihm, das zu tun. Wer zum Teufel konnte das wissen, bei einem Vampir?
Eric wartete ab, ob ich noch mehr sagen würde, aber ich sagte nichts mehr.
„Sie war in Mississippi. Ich weiß nicht, ob sie dort immer residiert oder ob sie nur hingegangen ist, um Bill dorthin zu locken. Sie hat lange in Seattle gewohnt, was ich weiß, da Bill und sie dort viele Jahre zusammen gewohnt haben."
Ich hatte mich schon gefragt, wie Bill ausgerechnet auf Seattle gekommen war, als er mir ein Reiseziel hatte nennen müssen. Er hatte sich also durchaus nicht irgendeine Stadt einfach so aus der Luft gegriffen.
„Was immer ihre Gründe gewesen sein mochten, ihn um einen Besuch dort zu bitten ... welche Ausrede sie auch gefunden haben mag, warum nicht statt dessen sie hierher kommen konnte ... vielleicht wollte er auch einfach nur Rücksicht auf dich nehmen ..."
In diesem Moment wäre ich am liebsten gestorben. Ich holte tief Luft und starrte wortlos auf unsere Hände, die friedlich vereint in meinem Schoß lagen. Eric direkt in die Augen zu sehen schaffte ich nicht; dazu war ich viel zu beschämt.
„Er war - er wurde - von neuem völlig verzaubert von ihr. Nach ein paar Nächten rief er Pam an, um ihr zu sagen, er käme früher als geplant und ohne dir Bescheid zu sagen nach Hause, denn er wollte sich erst um deine weitere Versorgung kümmern, ehe er sich mit dir traf."
„Weitere Versorgung?" Ich klang heiser wie eine Krähe.
„Bill wollte finanzielle Vorkehrungen für dich treffen."
Das schockierte mich so, daß ich kreidebleich wurde. „In Rente wollte er mich schicken!" sagte ich wie betäubt. Ganz gleich, wie gut er es gemeint haben mochte; Schlimmer hätte Bill mich nicht beleidigen können. Solange er zu meinem Leben gehört hatte, war es ihm nie in den Sinn gekommen, sich nach meinen finanziellen Verhältnissen zu erkundigen. Bei seinen neu entdeckten Nachkommen, den Bellefleurs dagegen hatte er es kaum erwarten können, ihnen kräftig unter die Arme zu greifen.
Aber nun, wo er nicht länger an meinem Leben teilhaben mochte, wo er sich schuldig fühlte, weil er vorhatte, das jämmerliche, bemitleidenswerte Ding, das ich war, im Stich zu lassen, da machte er sich auf einmal Gedanken darum, wie es wohl um meine Finanzen
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