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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Einblicken, die in Sekundenschnelle an mir vorbeischossen, wie es von Zeit zu Zeit geschah. Diese kleinen Einblicke zählten nicht wirklich, und es durfte auch um Himmels willen niemand davon erfahren. Wenn die Vampire auf die Idee kämen, ich sei in der Lage, ihre Gedanken zu lesen, dann könnte selbst Bill mich nicht mehr retten. Falls er es denn überhaupt noch versuchen würde.
    Immer, wenn ich kurze Zeit vergessen hatte, wie grundlegend anders meine Beziehung zu Bill geworden war, tat die Erinnerung an unser Zerwürfnis wieder so weh, als seien die Wunden ganz frisch.
    „Was sieht Ihr Plan für heute Abend also vor?" wollte Alcide wissen.
    „Ich werde mein Augenmerk auf Menschen richten, die mit örtlichen Vampiren zusammen sind oder für sie arbeiten. Bill wurde von Menschen entführt, nicht von Vampiren. Sie haben ihn sich am Tage geschnappt. So hat man es Eric zumindest mitgeteilt."
    „Danach hätte ich mich schon viel früher erkundigen müssen", sagte Alcide, mehr zu sich selbst, als an mich gerichtet. „Sie sollten mir die näheren Umstände der ganzen Affäre schildern, für den Fall, daß mir etwas zu Ohren kommt - und damit meine ich, wirklich zu Ohren!"
    Während wir nun also an einem Gebäude vorbeifuhren, bei dem es sich, wie Alcide mir erklärte, um den alten Bahnhof von Jackson handelte, gab ich ihm ein kurzes Resümee all dessen, was ich wußte. Ich erhaschte noch einen kurzen Blick auf ein Straßenschild, auf dem 'Armite' stand, dann fuhren wir unter einer Markise vor, die sich über ein menschenleeres Stück Bürgersteig am Rande der Innenstadt erstreckte. Der Bereich direkt unter dieser Markise war in einem sehr kalten Licht hell erleuchtet. Irgendwie erschien mir dieses kleine Stück Bürgersteig unheimlich, unheilverkündend, was auch daran liegen mochte, daß der Rest der Straße im Dunkeln lag. Jedenfalls beschlich mich ein ganz klammes Gefühl im Nacken, und ich verspürte das dringende Bedürfnis, dies spezielle Stück Gehsteig lieber zu meiden.
    Streng wies ich mich an, derartige völlig unangebrachte Gefühle gefälligst hintanzustellen. Immerhin handelte es sich hier letztlich lediglich um einen Streifen Zement. Nirgends waren wilde Bestien in Sicht, und wenn sich abends um fünf die Büros in der Innenstadt von Jackson geleert hatten, herrschte dort nirgendwo mehr reges Treiben, selbst unter normalen Umständen nicht. Ich hätte wetten können, daß in dieser kalten Dezembernacht die meisten Bürgersteige im Bundesstaat Mississippi ziemlich verwaist dalagen.
    Aber es lag wirklich etwas Unheilverkündendes in der Luft unter der Markise, eine Art lauernde Wachsamkeit, gepaart mit einem Schuß Bosheit. Wir konnten die Augen nicht sehen, die uns beobachteten, aber beobachtet wurden wir. Alcide kletterte aus dem Pick-up und trat an die Beifahrertür, um mir beim Aussteigen behilflich zu sein, wobei ich bemerkte, daß er die Wagenschlüssel im Zündschloß hatte steckenlassen. Ich drehte mich so, daß meine Beine aus dem Wagen baumelten und legte Alcide die Hände auf die Schultern. Meine lange Seidenstola hatte ich fest um mich geschlungen; ihre Fransen zitterten leicht, als ein kalter Windstoß den Bürgersteig entlangfuhr. Ich stieß mich ab, Alcide hob mich an, und dann stand ich auf dem Boden.
    Woraufhin der Pick-up davonfuhr.
    Ich warf Alcide einen raschen Seitenblick zu, um festzustellen, wie er das aufnahm, aber er wirkte nicht sonderlich beeindruckt. „Wenn Fahrzeuge direkt vor dem Haus parkten, würde das die Aufmerksamkeit der Normalbevölkerung auf den Club lenken", erklärte er, derweil seine Stimme in der unendlichen Stille, die das grell beleuchtete Stück Bürgersteig umgab, seltsam gedämpft klang.
    „Dürfen denn da normale Leute rein?" fragte ich und wies mit dem Kinn auf eine einzelne, schmale Metalltür, die ungefähr so wenig einladend aussah, wie eine Tür nur aussehen kann. Nirgends stand ein Name, auch auf dem Haus selbst nicht, nirgendwo Reklame, noch nicht einmal Weihnachtsschmuck. (Natürlich begehen Vampire kaum einen Feiertag, außer Halloween. Daß sich Samhain, das uralte keltische Fest des Herbstmonds, nun in Putz und Tand hüllt, finden die Untoten klasse. Von daher ist Halloween in ihren Kreisen äußerst beliebt und wird weltweit in der gesamten Vampirgemeinde gefeiert.)
    „Klar doch - wenn sie bereit sind, für einen Getränkebon fünfundzwanzig Dollar hinzublättern und sich die schlimmsten Drinks servieren zu lassen, die im Umkreis von fünf

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