Club Dead
ihresgleichen, manche in Gesellschaft von Menschen. Eine Gruppe von Wandlern, die sich sehr zu amüsieren schienen und bei denen es hoch herging, saß in der südlichen Ecke. Dort hatte man mehrere Tische zusammengeschoben, um Platz für die Gesellschaft zu schaffen, deren Mittelpunkt offenbar eine große, junge Frau bildete. Die Frau hatte ein langes, schmales Gesicht, glänzendes, kurzes schwarzes Haar und war sportlich gebaut. Sie hatte sich um einen quadratischen Mann herumdrapiert, der etwa dasselbe Alter zu haben schien wie sie - ich schätzte die beiden auf etwa achtundzwanzig. Der Mann hatte runde Augen und eine platte Nase. Sein Haar wirkte so zart und weich, wie ich es noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte - fast wie Babyhaar, noch dazu hellblond, so hell, daß es schon fast weiß wirkte. Ich fragte mich, ob das wohl die Verlobungsfeier sein mochte und ob Alcide gewußt hatte, daß diese Party gerade hier stattfand. Die Aufmerksamkeit meines Begleiters galt im Moment nämlich eindeutig und ganz und gar der großen, munteren Gruppe.
Ich sah mir natürlich als erstes genau an, wie die anderen Frauen im Lokal gekleidet waren. Die Vampirinnen und die Frauen, die sich in Begleitung von Vampiren befanden, hatten sich ungefähr ebenso in Schale geworfen wie ich. Die Wandlerinnen gaben sich legerer. So trug die Schwarzhaarige, die ich für Debbie hielt, eine goldene Seidenbluse, dazu eine hautenge braune Lederhose und Stiefel. Sie lachte gerade über einen Spruch des blonden Mannes an ihrer Seite und ich spürte, wie Alcides Arm, auf den ich die Hand gelegt hatte, unter meinen Fingern ganz steif wurde. Ja, das war Debbie, die Ex-Freundin! Die schien sich nur noch blendender zu amüsieren, seit sie mitbekommen hatte, daß Alcide in die Bar getreten war.
Was für eine heuchlerische Tussi! Um zu diesem Urteil zu gelangen, hatte ich nicht länger gebraucht als die Zeit, die man benötigt, um mit dem Finger zu schnippen. Ich beschloß auf der Stelle, mich entsprechend zu benehmen. Hob, der Goblin führte uns an einen freien Tisch in Sichtweite der munter feiernden Gesellschaft und schob mir einen Stuhl zurecht. Ich nickte höflich und schälte mich aus meiner Stola, die ich sorgfältig zusammenfaltete und auf einen leeren Stuhl legte. Alcide nahm rechts von mir Platz, mit dem Rücken zu den lautstark feiernden Wandlern.
Dann nahte eine klapperdürre Vampirdame, um unsere Bestellung aufzunehmen. Mit einem Nicken erkundigte sich Alcide nach meinen Wünschen. „Einen Champagnercocktail!" bat ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie ein Champagnercocktail schmeckt. Ich hatte mir nie die Mühe gemacht, mir im Merlottes selbst einen zu mixen, aber in einer Bar, in der jemand anderes zuständig war, dachte ich, ich könnte es durchaus einmal damit probieren. Alcide bestellte ein Heineken. Da Debbie oft in unsere Richtung zu schielen schien, beugte ich mich vor und strich Alcide eine schwarze Locke aus der Stirn. Der sah mich verwundert an, was Debbie aber natürlich nicht sehen konnte.
„Sookie?" fragte mein Begleiter leicht verunsichert.
Ich strahlte ihn an - aber nicht mit meinem verkrampften, nervösen Lächeln, denn zur Abwechslung war ich einmal überhaupt nicht nervös. Dank Bill setzte ich inzwischen einiges Vertrauen in meine körperlichen Reize. „Hallo junger Mann, haben Sie schon vergessen, daß Sie heute Abend mit mir unterwegs sind? Ich benehme mich einfach dementsprechend."
Die dürre Vampirin wählte genau diesen Moment, um unsere Getränke zu bringen, und ich stieß leicht mit meinem Glas an Alcides Bierflasche. „Auf unser Gemeinschaftsunternehmen", sagte ich, woraufhin Alcides Augen aufleuchteten. Dann nippten wir beide vorsichtig an unseren Gläsern.
Der Champagnercocktail schmeckte ausgezeichnet!
„Erzählen Sie mir etwas mehr über Ihre Familie", bat ich, denn es machte mir Spaß, seiner leicht rauhen, tiefen Stimme zu lauschen. Ehe ich anfangen konnte, den Gedanken anderer Gäste zuzuhören, mußte ich erst einmal abwarten, bis sich ein paar mehr Leute in der Bar eingefunden hatten.
Alcide erzählte also gehorsam davon, wie arm sein Vater gewesen war, als er sein Landvermessungsbüro gegründet hatte und wie lange es gedauert hatte, bis er zu einigem Wohlstand gelangt war. Er wollte gerade anfangen, mir von seiner Mutter zu erzählen, als Debbie an unseren Tisch getänzelt kam.
Was nur eine Frage der Zeit gewesen war.
„Hallo Alcide", schnurrte sie. Die markanten Gesichtszüge
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