Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
ruhig und nachdenklich.
    „Sie waren recht schweigsam beim Abendbrot", sagte er dann. „Haben Sie sich nicht gut amüsiert?"
    „Doch, es hat mir sehr gefallen. Ich fand es nur nicht an der Zeit, meine Meinung zu bestimmten Dingen allzu deutlich kundzutun."
    „Wie fanden Sie O'Malley?" O'Malley, ein Mann von Anfang sechzig mit dicken, stahlgrauen Brauen, hatte bestimmt geschlagene fünf Minuten neben unserem Tisch gestanden und sich mit Alcide unterhalten, wobei er immer wieder verstohlen auf meinen Busen geschielt hatte.
    „Meiner Meinung nach plant er, Sie nach Strich und Faden über den Tisch zu ziehen."
    Noch stand der Wagen, und das war auch gut so. Alcide schaltete die Innenbeleuchtung der Fahrerkabine ein und starrte mich an, die Miene ruhig, aber erzürnt. „Was soll das heißen?" fragte er.
    „Er wird Sie bei der nächsten Ausschreibung ganz einfach unterbieten können, weil er eine der Frauen aus Ihrem Büro bestochen hat. Thomasina oder so? Von ihr kennt er die Gebote, die Sie abgegeben haben, und dann ..."
    „Was?"
    Ich war froh, daß die Heizung auf Hochtouren lief. Wenn Werwölfe wütend werden, spürt man das in der Luft, die einen umgibt. Da hatte ich nun so sehr gehofft, mich Alcide gegenüber nicht zu erkennen geben zu müssen. Es war so schön gewesen, unerkannt zu sein.
    „Ich meinte Sie ... was sind Sie?" fragte er noch einmal, um diesmal ganz sicher zu gehen, daß ich verstanden hatte, was er meinte.
    „Telepathin", murmelte ich.
    Daraufhin herrschte erst einmal Schweigen. Alcide mußte verdauen, was er da gerade gehört hatte.
    „Haben Sie wenigstens auch etwas Gutes zu hören bekommen?" fragte er dann.
    „Klar doch! Mrs. O'Malley will Ihnen an die Wäsche", antwortete ich strahlend, während ich mich zusammenreißen mußte, um nicht auch noch nervös an meinen Haaren zu zupfen.
    „Das soll eine gute Nachricht sein?"
    „Vergleichsweise schon, denke ich", gab ich zurück. „Immerhin ist es angenehmer, körperlich vernascht zu werden als ökonomisch." Mrs. O'Malley war mindestens zwanzig Jahre jünger als ihr Mann und die gepflegteste Person, die ich in meinem Leben je gesehen hatte. Ich wäre jede Wette eingegangen, daß sie selbst ihre Augenbrauen jeden Abend hundertmal bürstete.
    Alcide schüttelte den Kopf. Was er dachte, hätte ich nicht sagen können, denn ich erhielt kein klares Bild. „Was ist mit mir?" wollte er wissen. „Können Sie mich lesen?"
    Darum ging es also. „Gestaltwandler sind schwierig", erklärte ich. „Bei denen kann ich keine klaren Gedanken aufschnappen. Ich spüre eher generelle Stimmungen, Absichten, derlei Dinge. Ich nehme an, wenn Sie Ihre Gedanken direkt an mich richteten, dann würde ich sie sicher verstehen. Wollen wir es einmal probieren? Denken Sie doch bitte etwas, direkt an mich gerichtet."
    Das Geschirr in meiner Wohnung hat am Rand ein Muster aus gelben Rosen.
    „Rosen würde ich dazu nicht sagen", erwiderte ich zerstreut. „Wenn Sie mich fragen, dann sind es eher Zinnien."
    Da bemerkte ich, wie Alcide sich zurückzog, ängstlich wurde. Ich seufzte. Es war immer wieder dieselbe Leier, immer dasselbe Lied. Bei ihm tat es mir weh, denn ich hatte ihn gern. „Aber Ihre Gedankengänge einfach so auszumachen ist nicht möglich", sagte ich. „Das ist ein zu verschwommener Bereich. Bei Werwölfen und Wandlern kann ich da nicht ran, zumindest nicht immer und zuverlässig."(Andere Übernatürliche dagegen waren relativ einfach zu lesen, aber ich fand es nicht notwendig, das jetzt zu erwähnen.)
    „Gott sei Dank."
    „Ach ja!" meinte ich betont spitz, um die Stimmung etwas aufzulockern. „Was haben Sie denn zu befürchten? Was gäbe es denn zu erfahren bei Ihnen?"
    Da grinste Alcide mich doch wahrhaftig an, ehe er die Innenbeleuchtung wieder ausschaltete, um aus der Parklücke zu fahren. „Das ist doch egal", erklärte er, wobei es schien, als sei er mit den Gedanken ganz woanders. „Ganz egal. Das also haben Sie heute Abend vor? Um so Hinweise aufzuschnappen, wo Ihr Vampir sein könnte?"
    „Richtig. Die Gedanken von Vampiren kann ich nicht lesen. Vampire scheinen keine Hirnströme auszusenden. So erkläre ich mir jedenfalls das, was ich tue: Ich fange Hirnströme auf. Ich weiß nämlich nicht genau, wie ich das tue, was ich nun einmal tun kann und ob es irgendeine wissenschaftliche Bezeichnung dafür gibt." Gelogen war die Sache mit den Vampiren nicht, denn in einem untoten Kopf konnte ich wirklich nicht lesen - abgesehen von kleinen

Weitere Kostenlose Bücher