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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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Pfund im Jahr, unglaublich, nicht?«
    Zumindest interessierte Neville sich fürs Weltgeschehen. Das meiste war zwar über ihren Horizont hinausgegangen, aber er war wenigstens nicht langweilig.
    »Offen gestanden«, sagte Keith, »habe ich vor, das Ganze hinzuschmeißen.«
    Amy nahm einen letzten Zug und stand auf. »Sollen wir los?«
    Sie fuhren noch ein Stück. Aßen einen Hamburger in einem Café und hatten schnellen Sex in einem Wäldchen, dann zog der Himmel zu, was ihnen die Entschuldigung lieferte, zum Hotel zurückzufahren. Sie nahm den Helm ab und schüttelte ihr Haar. Die Erleichterung, Keith zu verlassen, war so groß, dass sie ihn herzlich küsste.
    »Hat Spaß gemacht letzte Nacht«, sagte sie. »Ich glaube, die Leute sollten jeden Tag tanzen. Hält sie vom Unfug ab.«
    Er grinste. »Nicht in deinem Fall.«
    Nur einen Augenblick lang hatte sie wieder Lust auf ihn, aber dann war er weg. Als sie dem leiser werdenden Dröhnenseines Motorrads nachlauschte, dachte sie, wetten, der ist genauso erleichtert wie ich.
 
    Alles löste sich in diesem Herbst auf. Sie und Neville waren durch einen dünnen Faden aus sexueller Anziehung und Einsamkeit verbunden gewesen. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie wenig gemeinsam hatten. Während ihrer langen Abwesenheiten schlug bei beiden wieder das alte Ich durch; und bei ihrer Rückkehr brauchten sie eine Weile, um sich wieder einander anzupassen. Diesmal aber war der Faden gerissen. Neville hatte sich eingeigelt; er bemühte sich nicht mehr, irgendetwas zu besprechen, außer dass sie dringend Staubsaugerbeutel brauchten. Seine Depression machte ihn ältlich und gereizt; seine Abneigung galt jetzt allen Moderatoren von Today , nicht nur zweien.
    In der Anfangszeit hatte das Bett sie einander wieder nähergebracht, aber das hatte sich verloren. Ihre Schuldgefühle wegen der Sache mit Keith verschwanden – hätte Neville das überhaupt etwas ausgemacht? –, und sie rasierte sich ihre Beine nicht mehr. Passierte das immer früher oder später? Sie wusste es nicht; keine ihrer früheren Beziehungen hatte so lange gehalten.
    Das endgültige Aus kam dann schnell. Amy hatte einige Einkäufe vom Supermarkt nach Hause gebracht.
    »Es musste schnell gehen«, sagte sie.
    Während sie die Lebensmittel auspackte, warf sie einen Blick auf seinen offenen Laptop auf dem Küchentisch. Er hatte Schach gespielt. Schach . Er hatte ihr gesagt, er wolle eine Bewerbung für eine Stelle abschicken.
    »Was ist das?« Er hielt ein Plastikpäckchen hoch.
    »Rosmarin. Du hast doch gesagt, du würdest was mit Lamm und Rosmarin machen.«
    Er hielt es ihr dicht vors Gesicht. »Lies das.«
    »Was?«
    »Den Preis!«
    Sie schaute hin. »Ein Pfund fünfundzwanzig.«
    Er packte sie an der Hand. »Komm her.«
    Ihr Herz machte einen Sprung. Wollte er sie ins Bett zerren? Aber er drehte sie nur herum in die andere Richtung, riss die Küchentür auf und schob sie in den Garten. Er zeigte auf einen Busch.
    »Was ist das dort?«, fragte er.
    »Wie soll ich das wissen?«
    » Guck doch hin , Frau!« Er brach einen Zweig ab. »Das ist Rosmarin ! Hier in deinem verdammten Garten! Ein ganzer verdammter Busch.«
    »Das war mir nicht klar«, sagte sie. »Ist das wichtig?«
    »Du stehst auf dem Schlauch, nicht?« Neville starrte sie mit wildem Blick an. Der Wind fegte ihm die Haare übers Gesicht. »Ach, ich geb's auf. Was soll das Ganze? Alles bloß Zeitvergeudung, wir sind alle total im Arsch.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn sogar eine intelligente Frau wie du, nach allem, was ich dir gesagt habe – wenn selbst du zu Tesco gehst, Tesco , und ein Pfund fünfundzwanzig für etwas ausgibst, das direkt unter deiner Nase wächst.«
    »Ist mein Geld«, sagte sie. »Kann ich es nicht ausgeben, wie ich will?«
    »Danke, dass du mich daran erinnerst!«
    »Ich meine doch nur –«
    »Was glaubst du, wie ich mich fühle, von dir schmarotzen zu müssen?«
    »Du schmarotzt nicht. Du bist entlassen –«
    »Ich bin nutzlos. Nur zu, sag es!« Er starrte sie an, aufgelöst, den zitternden Zweig in der Hand. »Ich bin nutzlos, ich krieg keinen mehr hoch, kein Wunder, dass du mein Kind nicht willst, ich bin ein nutzloser, heulender, hoffnungsloser Versager, der die ganze Zeit über Dinge redet, um die sich niemand einen Dreck schert, und ich bin nicht überrascht, dass du mich nicht willst, sonst will mich ja auch niemand!«
    Er warf den Zweig über die Mauer, ging ins Haus und knallte die Tür zu.
    Es begann zu regnen.

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